Lebensdaten
1898 – 1984
Geburtsort
Lindenfels (Odenwald)
Sterbeort
Merzhausen bei Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Germanist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118579215 | OGND | VIAF: 109242875
Namensvarianten
  • Maurer, Friedrich

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Zitierweise

Maurer, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579215.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1870–1952), Stadtschulrat in Offenbach;
    M Anna Jockel (1873–1945);
    Jula, Dr. phil., T d. Heinrich Matthes (1868–1944), Religionspäd., Oberstudienrat u. Dozent an d. TH Darmstadt, u. d. Caroline v. Wachter (1865–1945);
    1 S, 1 T, Karl (* 1926). Prof. f. Roman. Philol. in Bochum.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Progymnasiums in Alzey und des Gymnasiums in Darmstadt begann M. sein Studium 1916 an der Univ. Frankfurt. 1917 wurde er an der Westfront schwer verwundet, 1918-21 studierte er an den Universitäten Heidelberg und Gießen Germanistik, Vergleichende indogerman.

    Sprachwissenschaft und Klass. Philologie. 1922 promovierte er bei Otto Behagel in Gießen, 1925 erfolgte dort die Habilitation im Fach Deutsche Philologie (apl. Prof. 1929), 1931 folgte er einem Ruf als Ordinarius nach Erlangen, 1937 nach Freiburg i. Br. (German. Philologie). 1937/38 war er Dekan der Philosophischen Fakultät. 1940-44 mußte er als Prorektor zeitweise die Leitung der Universität übernehmen; nach dem Krieg kam ihm eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau der zum Teil zerstörten Universität zu. Rufe nach Tübingen (1954) und Erlangen (1956) lehnte er ab. 1958/59 war er Vorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes, 1964 Mitbegründer des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim (IdS). Seit 1979 war ihm wegen schwerer Krankheit keine wissenschaftliche Tätigkeit mehr möglich.

    Als Forscher und Lehrer zeichnete sich M. durch eine große Spannweite der Themen aus dem gesamten Bereich der deutschen Literatur- und Sprachgeschichte aus. Er gab Impulse und leistete Bleibendes besonders auf den Gebieten der Dialekt- und Wortforschung sowie der mittelalterlichen Literaturwissenschaft in Deutung und Edition. Seinen Ausgang nahm er von der regionalen Sprachforschung, die die Methoden und Materialien des Deutschen Sprachatlasses in Marburg zu einer Kulturraumforschung erweiterte. So wurde er Begründer des Südhess. Wörterbuches, des Instituts für fränk. Landesforschung in Erlangen und des Instituts für geschichtliche Landeskunde in Freiburg. Dies harte die Erschließung der sprachlichen Verhältnisse des deutschen Südwestens sowie der Vorgeschichte der deutschen Sprache überhaupt zur Folge, wobei M. prähistorische Bodenforschung mit vergleichender Sprachwissenschaft zu verbinden wußte. Als besonders fruchtbar erwies sich die Einbeziehung der historischen Semantik – ihr ist die Herausgabe der „Deutschen Wortgeschichte“ zu verdanken – in die Literaturwissenschaft bei der Interpretation der großen Dichtungen der Stauferzeit („Leid“). In seiner späteren Zeit wandte er sich besonders der Formgeschichte der deutschen Dichtung zu. Metrik und Formanalyse im Anschluß an die Arbeiten von Carl v. Kraus führten ihn zur Edition der Lieder Walthers von der Vogelweide, wobei er die sog. „Sprüche“ als politische Lieder auffaßte und die These von der „liedhaften Einheit“ der gesamten Strophenüberlieferung eines Tones vertrat; sie führten ihn auch zur Neubewertung der sog. „Pseudoreimare“, d. h. der aus dem Werk Reinmars des Alten von Hagenau als unecht ausgeschiedenen Lieder und schließlich zur Herausgabe der frühen deutschen geistlichen Dichtung. Die von der klassischen mittelhochdeutschen Versform abweichende Diktion der geistlichen Dichtungen des 11. und 12. Jh. deutete er als verändertes Fortbestehen der althochdeutschen Langzeilenstrophe (in der Prägung Otfrids von Weißenburg) bis tief in das 12. Jh. hinein, die dann von ungleichzeiligen Reimpaarstrophen abgelöst wurde. Auf dieser Grundlage schuf er die umfassende Edition der „Religiösen Dichtungen des 11. und 12. Jh.“.|

  • Auszeichnungen

    Brüder-Grimm-Preis (1963), Jacob-Burckhardt-Preis (1976), Dr. Litt. h. c. (Glasgow 1966), Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Heidelberg (1962) u. Helsinki.

  • Werke

    Btrr. z. Sprache Oswalds v. Wolkenstein, 1922;
    Unterss. üb. d. dt. Verbstellung in ihrer geschichtl. Entwicklung, 1926;
    Stud. z. mitteldt. Bibelübers. vor Luther, 1929;
    Oberrheiner, Schwaben, Südalemannen. 1942;
    Nordgermanen u. Alemannen, Stud. z. german. u. frühdt. Sprachgesch., Stammes- u. Volkskde., 1942, überarb. u. erweitert, ³1952;
    Leid, Stud. z. Bedeutungs- u. Problemgesch., bes. in d. großen Epen d. stauf. Zeit, 1951, ⁴1969;
    Die pol. Lieder Walthers v. d. Vogelweide, 1954. ³1972;
    Dichtung u. Sprache d. MA, Ges. Aufsätze, 1963, erweitert. ²1971;
    Volkssprache. Ges. Abhh., 1964;
    Vorarbb. u. Stud. z. Vertiefung d. südwestdt. Sprachgesch., 1965;
    Die „Pseudoreimare“. Fragen d. Echtheit, d Chronologie u. d. „Zyklus“ im Liedercorpus Reinmars d. Alten, 1966;
    Sprachgeographie, Ges. Abhh., 1972. – Mithrsg.: Dt. Wortgesch., 1943 (mit F. Stroh). ³1974-78 (mit H. Rupp);
    Hist. Südwestdt. Sprachatlas, 1978. – Editionen: Die Erlösung, 1934, Neudr. 1964;
    Lamprecht, Pfaffe, Alexanderlied, Rolandslied d. Pfaffen Konrad, 1940, Neudr. 1964;
    Die Lieder Walthers v. d. Vogelweide I, Die rel. u. d. pol. Lieder, 1955, ³1967, II, Die Liebeslieder, 1956. ³1969;
    Die rel. Dichtungen d. 11. u. 12. Jh. nach ihren Formen besprochen u. hrsg., 3 Bde., 1964-70.

  • Literatur

    W. Besch. in: Jb. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. f. 1985, 1986 (P);
    ders., F. M. 1898-1984, in: Zs. f. Dialektol. u. Linguistik 53, 1986, S. 1-5;
    Die Wiss. v. dt. Sprache u. Dichtung, Methoden, Probleme, Aufgaben, Festschr. z. 65. Geb.tag, 1963 (W-Verz., P);
    Festgabe f. F. M. z. 70. Geb.tag, 1968 (W-Verz., P);
    Deutsche Sprache: Gesch. u. Gegenwart, Festschr, z. 80. Geb.tag, 1978 (W-Verz., P);
    Kosch, Lit.-Lex ³

  • Autor/in

    Volker Schupp
  • Zitierweise

    Schupp, Volker, "Maurer, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 439-450 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579215.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA