Lebensdaten
um 1450 – 1516
Geburtsort
Morschheim bei Kirchheimbolanden
Sterbeort
Worms
Beruf/Funktion
Dichter ; Hofbeamter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118557785 | OGND | VIAF: 159145607033801380001
Namensvarianten
  • Morschheim, Johann von
  • Morsheim, Johann von
  • Morschheim, Johann von
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Zitierweise

Morsheim, Johann von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118557785.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus um 1221 nachweisbarer mittelrhein. Adelsfam. mit Sitz in M.;
    V Heinrich, Beisitzer d. pfälz. Hofgerichts ( 1477);
    M Mechthild v. Bettendorf ( 1473);
    1) 1477 Margarethe Horneck v. Heppenheim ( 1488), 2) 1490 Ursula v. Heusenstamm;
    7 K aus 1), 9 K aus 2);
    E Ludwig, würzburg. Oberhofmarschall, Hptm. im Wormsgau;
    Urur-E Hans Heinrich ( 1640), letzter männl. Nachkomme.

  • Biographie

    Seit 1460 studierte M. an der Basler Artistenfakultät, 1473 wurde er als Baccalaureus artium in Heidelberg vermerkt. 1474 kehrte M. nach Basel zurück und beendete sein dortiges Studium im Dezember als Magister artium. Vermutlich 1477 trat er in den Dienst des Pfalzgf. Johann I. von Pfalz-Simmern. 1483 wurde er Hofmeister am Simmerschen Hof, 1485 Rat des pfälz. Kurfürsten Philipp, der ihn in der Folge mehrfach mit wichtigen Missionen betraute. 1487-93 war M. Vogt von Germersheim und 1494-97 Burggraf von Alzey. Im Zuge der sog. „Händel mit dem Kloster Weißenburg“ stand er seit etwa 1491 im Kirchenbann. 1500 wurde M. Hofmeister des pfälz. Kurprinzen Ludwig, 1502 pfälz. Rat und 1505 Großhofmeister. Als solcher schickte ihn Ludwig 1509 nach Prag, wo er am 9.12. zum Ritter geschlagen wurde. Im selben Jahr war M. Zeuge der Verhandlungen zwischen der Kurpfalz und Bayern in Worms und Ingolstadt. 1510 besuchte er im Gefolge Ludwigs den Reichstag in Augsburg. 1512 erscheint er in den Akten als ein Bürgermeister von Oppenheim, 1513 als Assessor beim Reichskammergericht. M. starb hochgeachtet als Kaiserlicher Rat.

    Nachdem er als Burggraf von Alzey abgelöst worden war, verfaßte M. 1497 seinen „Spiegel des Regiments“. Gedruckt wurde diese Mischung aus allegorischem Fürstenspiegel und Moralsatire erst 1515 in Oppenheim, was sich aus dem Inhalt und der Stellung des Verfassers erklärt. Das Werk wurde achtmal gedruckt. Es ist eine bissige Satire in 997 Versen über das Hofleben seiner Zeit. Das Geschehen spielt am Hof der satanischen, vom Himmel gestürzten „Untreue“. Beraten vom Unheilsboten Saturn und seinen Kindern, hat sie nach dem menschlichen Sündenfall die Herrschaft auf der Erde an sich gerissen. Ihr von Intrigen, Bestechungen und Falschheit strotzender Staat stellt das höfische Ideal auf den Kopf. Vor allem der erste Teil des „Spiegels“ ist aus heutiger Sicht bemerkenswert. M.s Erfahrungen am pfälz. Hof haben hier wohl ihren Niederschlag gefunden. Am Ende des Werks (ab Vers 513) steht ein Aufruf des Autors, in dem er die Fürsten bittet, unter ihrer Herrschaft andere Zustände zu schaffen und gerecht zu regieren. Die Satire gründet auf mittelalterliche Tradition. M. entlehnte Teile u. a. dem „Schachzabelbuch“ Konrads von Ammenhausen, dem „Renner“ Hugos von Trimberg und dem „Narrenschiff“ Sebastian Brants.

  • Werke

    Spiegel d. Regiments v. J. v. M., hrsg. v. K. Goedeke, 1856;
    Faks. d. Ausg. Erfurt 1516, mit Versnachdichtung u. Kommentar, hrsg. v. H. Zirnbauer, 1966. – Verz. d. Drucke s. VD 16, Bd. 14, M6389-M6393.

  • Literatur

    ADB 22;
    F. Kessler, J. v. M.s Spiegel d. Regiments, 1921;
    K. Baumann, J. v. Morschheim ( 1516), in: Pfälzer Lb. II, 1970, S. 51-80 (L);
    Goedeke I, S. 392 f.;
    Verf.-Lex. d. MA² IV, Sp. 683-85;
    Kosch, Lit.-Lex.³ VIII, Sp. 626 f.

  • Autor/in

    Joachim Knape, Ursula Kocher
  • Zitierweise

    Knape, Joachim; Kocher, Ursula, "Morsheim, Johann von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 158-159 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118557785.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Morsheim: Johann v. M., Dichter, aus einem pfälzischen Rittergeschlecht (jetzt Morschheim in der Pfalz, im Bezirksamt Kirchheimbolanden), aus welchem schon 1323—1354 ein Ritter Johann v. M. urkundlich vorkommt; ein zweiter, Hans v. M., erscheint 1380, wahrscheinlich derselbe, der 1417 Johann v. M. der Alte genannt wird. Der Dichter, der Sohn Heinrichs v. M. ( 1476), war 1491 Vogt zu Germersheim, und hatte als solcher Streitigkeiten wegen des Zehnten zu Niederwiesheim mit dem Augustinerkloster in Alzei. 1509 bekleidete er die Stellung eines Hofmeisters, d. h. eines hohen Hof- und Gerichtsbeamten, am Hofe des Pfalzgrafen Ludwig und wurde im genannten Jahre wegen Streitigkeiten mit der Krone Böhmens nach Prag geschickt. In demselben Jahre wohnte er den Verhandlungen bei, die zwischen der Pfalz und Baiern in Worms und Ingolstadt stattfanden. Er starb 1516 als „kaiserlicher Majestät Rath und Diener“, und hinterließ fünf Söhne: Georg, Hans Friedrich, Hans Melchior, Hans Heinrich, Hans Franz und eine Tochter Sella. Bereits 1497 verfaßte er seinen „Spiegel des Regiments“, worin im Stile von Seb. Brandts Narrenschiff das Hofleben geschildert wird, wie die Hofleute Frau Untreue mit Schleifen und Wenden, mit dem Mantel nach dem Winde hängen dienen. Jedoch erst 1515 erschien das Werk in Oppenheim im Druck; es fand noch im 17. Jahrhundert Leser, wie die 1614 und 1617 erschienenen Ausgaben beweisen. Das Buch ist reich an sprichwörtlichen Wendungen und daher von Joh. Agricola u. a. benutzt worden.

    • Literatur

      Neueste Ausgabe von K. Goedeke. Stuttg. 1856 (37. Publication des Litterar. Vereins). Vgl. noch R. Köhler in Germania 20, 383 f., 21, 66.

  • Autor/in

    K. Bartsch.
  • Zitierweise

    Bartsch, Karl, "Morsheim, Johann von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 327 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118557785.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA