Lebensdaten
1891 – 1965
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Jerusalem
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Journalist
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118508946 | OGND | VIAF: 63145971483532332218
Namensvarianten
  • Ben-Gavriêl, Mosheh Ya'aqov (später)
  • Höflich, Eugen
  • Ben-Gavriêl, Mosheh Ya'aqov (später)
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Zitierweise

Höflich, Eugen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118508946.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gabriel, Medizinalrat;
    M Carla Kurtz;
    Miryam (Martha) Schnabel, Cousine d. Pianisten Arthur Schnabel (1882–1951, s. MGG XI).

  • Biographie

    H. besuchte das Piaristengymnasium und die Handelshochschule in Wien und begann dann|ein ungeregeltes Studium des Arabischen, das nicht abgeschlossen wurde, vor allem wegen seines „leidenschaftlichen Anschlusses an die sozialistische Bewegung“, der ihm „in der sozialistischen Studentenbewegung eine prononzierte Stellung“ und dreimalige Relegation aus politischen Gründen einbrachte. Nach kurzer Beamtentätigkeit in einer Versicherungsgesellschaft versuchte er, in Wien als freier Schriftsteller zu leben, und wurde zu Beginn des 1. Weltkrieges Soldat in der österreichischen Armee (in Polen 1915 schwer verwundet). Aus dem Lazarett als felddienstuntauglich entlassen, mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet und zum Offizier befördert, kam er Anfang 1917 als Kommandant einer österreichischen Kompanie nach Jerusalem, wurde aber schon Ende 1917 auf Wunsch des deutschen Gesandten wegen pansemitischer Propaganda aus Palästina ausgewiesen und als Offizier nach Wien zurückversetzt, wo er in der Revolutionszeit Führer der jüdischen Legion wurde. Nach dem Friedensschluß begann er, „ein paar schlechte Romane“ zu schreiben, die in Zeitungen gedruckt wurden, aber auch Bücher, die er selbst später noch gelten ließ und die alle unter Hitlers Regime verbrannt wurden. Außerdem versuchte er zweimal, „eine ernste jüdische Monatsschrift länger als ein Jahr zu halten“ („Esra“, 1919; „Das Zelt“, 1924). Nachdem ihm die Engländer lange Zeit die Einreise nach Palästina verweigert hatten, konnte er 1927 endgültig nach Jerusalem zurückkehren. Als Offizier der jüdischen Untergrundbewegung Haganah kämpfte er für die Errichtung der „Heimstätte“ in Palästina und wurde während des 2. Weltkrieges in die britische Armee abkommandiert. Er war in Palästina und Ägypten stationiert und wurde erneut verwundet. Erst ab 1948 lebte er als Schriftsteller und Journalist in Jerusalem.

    Schon seit „seiner ersten Berührung mit dem Urboden der jüdischen Geschichte“ hatte sich H. „dem Versuch einer jüdischen Renaissance verpflichtet“ gefühlt. „Seine ethische Grundhaltung führte ihn zu Martin Buber, an dessen Zeitschrift ‚Der Jude‘ er mitarbeitete, und seine Beschäftigung mit den Denkern des Orients in die Nähe derer, die vor allem im Lande der jüdischen Gemeinschaft eine ‚Pforte des Ostens‘ sehen wollten … Nationalismus, Intoleranz waren ihm verhaßt“ (E. Gottgetreu). Er selbst nennt als geistige Erlebnisse der Soldatenzeit ab 1914: Entdeckung des Judentums, unbegrenzte Hingabe an den Gedanken des unzerstörten antiken Judentums, Konzeption des panasiatischen Grundgedankens. Pansemitismus war für ihn die unbedingt notwendige Vorstufe zum Panasiatismus, in dessen Propagierung er nicht nur die Lösung aller Probleme der europäischen Juden sah, sondern von der er sich auch Überwindung des Nationalismus im „großen brüderlichen Bund Allasiens“ erhoffte. Die noch unter dem Namen Höflich erschienene „Pforte des Ostens“ (1923) nennt er „sicherlich das wesentlichste von meinen Büchern“, „weil es das erste von einem Juden geschriebene panasiatische Buch ist und weil es eindeutig die Forderung an das Judentum anmeldet, teilzuhaben an Asien, und die Rückkehr des Judentums zur Religiosität und zum Geist des Ostens fordert.“ Von dieser panasiatischen Grundüberzeugung wurde auch seine Haltung im jüdisch-arabischen Konflikt motiviert, den er als „eine Art Familienstreit“ betrachtete und mindestens künstlerisch zu schlichten suchte, indem er in mehreren Werken jüdisch-arabische Freundschaften schilderte: „Krieg und Frieden des Bürgers Mahaschavi“ (1952) – nach Gottgetreu ein „jüdischer Schwejk“–, „Kumsits“ (1956), „Das anstößige Leben des großen Osman“ (1956), „Der Mann im Stadttor“ (1960). „Alle (diese) Bücher singen das Lied jüdisch-arabischer Freundschaft“ (G. Angermann). H., der sich dazu bekannte, mit dem Schreiben moralische Anliegen zu verfolgen, wird dort, wo er damit keine Proselyten machen kann, eher als unterhaltsamer, fabulierfreudiger Erzähler gelten. Er schrieb nur in deutscher Sprache, seine Bücher wurden allerdings in zahlreiche andere Sprachen übersetzt. Im Bereich der deutschen Literatur dürften jedoch vor allem zwei seiner Bücher wirksam bleiben. Der Roman „Das Haus in der Karpfengasse“ (1958, verfilmt von K. Hoffmann), der nach Dokumenten und Erlebnisberichten von Augenzeugen den Untergang der Jüdischen Gemeinde Prags während der nazistischen Okkupation darstellt, weist dem Autor weit über den Unterhaltungston seiner sonstigen Bücher literarischen Rang zu. Auch „Die Flucht nach Tarschisch“ (1963), „Ein autobiographischer Bericht“ genannt, geht in der künstlerischen Gestaltung als Zeit- und Lebensbild aus der alten österreichischen Donaumonarchie über die Untertreibung des Untertitels weit hinaus.

    Sein journalistisches Wirken für viele deutsche und schweizerische Blätter nutzte H. vor allem dazu, in Feuilletons und Reportagen das heutige Israel, seine Probleme, die Aspekte seiner Entwicklung, die Phänomene jüdischer Kultur und Literatur in Europa besser verständlich zu machen.

  • Werke

    Weitere W Der Weg in d. Land, Palästinens. Aufzeichnungen, 1918;
    Feuer im Osten, 1920;
    Der Rote Mond, 1920;
    - unter Ben-Gavriêl: Die Sieben Einfälle d. Thamar Dor, 1962;
    Traktate üb. ganz gewöhnl. Dinge, 1962. Nachlaß: Nationalbibl. Jerusalem;
    Autobiogr. Aufzeichnungen: Bibliographia Judaica, Frankfurt/M.

  • Literatur

    E. Gottgetreu, Moshe Ya'acov Ben-Gavriêl, in: Mitt.bl. Tel-Aviv, Nr. 41, v. 8.10.1965;
    G. Angermann, Besuch b. e. Antihelden, in: Aufwärts v. 15.10.1965;
    G. Sarrazin, in: Kunisch (unter Ben-Gavriêl).

  • Autor/in

    Elazar Benyoetz
  • Zitierweise

    Benyoetz, Elazar, "Höflich, Eugen" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 314-316 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118508946.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA