Lebensdaten
1871 – 1941
Geburtsort
Dittersbach bei Frauenstein (Erzgebirge)
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117604674 | OGND | VIAF: 42619500
Namensvarianten
  • Albinmüller (Pseudonym)
  • Müller, Albin Camillo
  • Müller, Albin
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Zitierweise

Müller, Albin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117604674.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav ( 1924), Landwirt u. Schreinermeister in D.;
    M Therese Liebscher ( 1923);
    Mainz 1900 Anna Maria (Änne) (1876-1962, kath., n. 1900 ev.), T d. Jacob Rauch (1842–1906) aus Bingen/Rhein, Korkschneider in Mainz, u. d. Wilhelmine Meyer (1844–1920) aus Mainz;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dreijähriger Lehrzeit als Tischler in der Werkstatt seines Vaters begab sich M. 1890 als Geselle auf Wanderschaft. Er arbeitete längere Zeit in einer Möbelfabrik in Mainz, wo er auch die Abend- und Sonntagsklasse der Kunstgewerbeschule besuchte und sich zum Möbelzeichner ausbildete. Seit 1893 war er im Zeichenbüro von Firmen in Mainz, Bromberg und Köln tätig. 1899 begab er sich nach Dresden, um die dortige Kunstgewerbeschule zu besuchen. Mit einer Zimmereinrichtung in der Ausstellung „Heim und Herd“ trat er hier erstmals als selbständiger Innenarchitekt auf. 1900 bewarb er sich erfolgreich um die Stelle als Lehrer für Raumkunst und architektonische Formenlehre an der Kunstgewerbeschule in Magdeburg, die er bis 1906 innehatte. In diesen Magdeburger Jahren vollzog sich im Werk M.s, das bald vom Textilentwurf über Hausgerät und Mobiliar bis zur Architektur reichte, der Übergang vom volkstümlich-retrospektiven Jugendstil zur konstruktiven Gestaltung und tektonischen Ornamentik. M. lieferte u. a. Entwürfe für die Linoleumwerke Delmenhorst, die Sächsische Serpentinsteingesellschaft in Zöblitz und die traditionsreichen Betriebe der Lüdenscheider Britannia- und Zinngußwaren. Als „künstlerischer Berater“ der Fürstl. Stolberg. Eisengießerei Ilsenburg (Harz) sorgte er mit seinen Entwürfen für eine Wiederbelebung des künstlerischen Eisengusses. Im Auftrag der Stadt gestaltete er u. a. die Zimmer für das Standesamt. M.s Arbeiten wurden erfolgreich auf nationalen und internationalen Ausstellungen präsentiert (u. a. 1. Internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst, Turin 1902; Weltausstellung, St. Louis 1904; 3. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung, Dresden 1906), so daß er schon bald den Ruf eines der begabtesten Innenarchitekten der modernen Bewegung genoß. Durch Ghzg. Ernst Ludwig von Hessen erhielt M. 1906 einen Lehrauftrag für angewandte Kunst an der Künstlerkolonie in Darmstadt.

    Mit einer Reihe von temporären Bauten sowie mit Mustereinrichtungen prägte M. die 1908 auf der Darmstädter Mathildenhöhe stattfindende Hessische Landesausstellung für freie und angewandte Kunst entscheidend mit. Als Designer befaßte er sich inzwischen mit nahezu sämtlichen Werkstoffen und Bereichen des Kunstgewerbes. Seine Bemühungen galten dabei stets einer materialgerechten Formung und maßvollen Ornamentik. Besonders erfolgreich war er auf dem Gebiet der Keramik, vor allem des Steinzeugs, für das er neue Formen und Dekore entwickelte. Nach dem Tod von Joseph M. Olbrich 1908 wurde M. führender Architekt der Künstlerkolonie und ließ sich nach eigenen Entwürfen ein Wohnhaus auf der Mathildenhöhe errichten. Die von ihm entworfene und teilweise auch eingerichtete umfangreiche „Miethäusergruppe“ bildete den architektonischen Schwerpunkt der letzten Künstlerkolonie-Ausstellung 1914.

    Als nach dem 1. Weltkrieg M.s Bemühungen um eine Reaktivierung der Künstlerkolonie scheiterten, wandte er sich verstärkt der Entwicklung des Holzbaus und dem Entwurf von Siedlungs- und Einfamilienhäusern zu. Infolge der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Nachkriegszeit konnten allerdings nur einzelne Projekte verwirklicht werden. Einen Höhepunkt stellten dabei die Bauten und Innenräume für die deutsche Theaterausstellung in Magdeburg 1927 dar, die M.s Hinwendung zur expressionistischen Architektur dokumentieren. Daneben entstanden nach seiner sachlichen, jedoch nie radikal puristischen Formauffassung Einfamilienhäuser in Dresden, im Harz und im Erzgebirge. In Zeiten ohne öffentliche Aufträge widmete sich M. zeitweise auch der Malerei und schrieb Gedichte.|

  • Auszeichnungen

    Grand Prix d. Weltausst. St. Louis (1904) u. Brüssel (1910);
    Staatsmedaille u. Goldene Medaille (Dresden 1906).

  • Werke

    Darmstädter Mathildenhöhe: Wohnhaus A. M., 1911 (zerstört);
    Miethäusergruppe, 1911-14 (zerstört);
    zerlegbares Ferienhaus, 1914 (verschollen);
    Keram. Gartenpavillon, 1914;
    Wasserbassin, 1914;
    Löwentor mit Skulpturen v. B. Hoetger, 1914 (1927 mit neuer, expressionist. Pfeilerkonstruktion an d. Eingang z. Park Rosenhöhe versetzt, d. ursprüngl. Doppelsäulen wurden als Eingang z. Darmstädter Hochschulstadion verwendet). – Andere Bauten u. Anlagen: Haus Oppenheimer, Darmstadt 1912/13 (teilweise erhalten);
    Haus Ramdohr, Magdeburg 1911/12;
    Haus Wendel, Magdeburg 1912;
    Sanatorium Dr. Barner, Braunlage (Harz) 1908-10;
    Haus Jung, Mainz 1914;
    Bauten f. d. Magdeburger Theaterausst., 1927 (zerstört);
    Pferdetor, Magdeburg 1927;
    Grabmal Hahn, Magdeburg 1913/14;
    Konkurrenzentwurf f. d. Bismarck-Denkmal auf d. Elisenhöhe b. Bingen, 1910;
    Dreikönigsdenkmal in Frauenstein (Erzgebirge), 1913;
    Boelcke-Denkmal, Dessau 1920/21;
    Mausoleum Wiesbaden, 1933. – Innenarchitektur: Dankwarth & Richters Weinstuben, Magdeburg 1903/04 (zerstört);
    Trauzimmer Standesamt Magdeburg, 1905 (zerstört);
    Richterbibl. f. d. Ghzgl. Justizgebäude in Mainz, 1907/08 (zerstört);
    Musiksaal f. Ghzg. Ernst Ludwig im Neuen Palais in Darmstadt, 1913/14 (zerstört);
    Zimmer d. Intendanten, Theaterausst. Magdeburg 1927 (einzelne Stühle erhalten). – Kunstgewerbl. Objekte, heute in: Bröhan-Mus., Berlin;
    Mus. Künstlerkolonie, Hess. Landesmus., Schloßmus., alle Darmstadt;
    Mus. f. Kunsthandwerk, Frankfurt. – Schrr.: Architektur u. Raumkunst, 1909;
    Holzhäuser, 1921;
    Denkmäler, Kult- u. Wohnbauten, 1933;
    Neuere Arbeiten v. Prof. Albinmüller, 1940;
    Heimatland, Bilder u. Verse v. Albinmüller, 1940;
    Albinmüller, Aus meinem Leben, 1940 (ungedr.).

  • Literatur

    Ein Dokument dt. Kunst – Darmstadt 1901–76, Ausst.kat. Darmstadt 1976, Bd. 4, S. 143-59, Bd. 5;
    Mus. Künstlerkolonie Darmstadt, Kat. Darmstadt 1990, S. 155-81 (Verz. d. Ausstellungen u. Schrr., L-Verz., Kat. d. kunstgewerbl. Objekte d. Künstlerkolonie, P);
    ThB;
    Vollmer (unter Albinmüller).

  • Porträts

    Phot., 1930er J., Abb. in: Mus. Künstlerkolonie Darmstadt, 1990 (s. L), S. 155.

  • Autor/in

    Renate Ulmer
  • Zitierweise

    Ulmer, Renate, "Müller, Albin" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 346-347 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117604674.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA