Lebensdaten
1830 – 1903
Geburtsort
Bensberg (Kreis Mülheim/Rhein)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Unternehmer
Konfession
-
Normdaten
GND: 117598798 | OGND | VIAF: 5712781
Namensvarianten
  • Rütgers, Julius
  • Ruetgers, Julius

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Zitierweise

Rütgers, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117598798.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin, preuß. Katasterbeamter, gründete 1847 d. erste dt. Imprägnieranstalt in Neuss;
    M Emilie N. N.;
    B Guido (1832–92), aus Koblenz, gründete 1867 d. erste österr. Imprägnieranstalt in Angern (Niederösterr.) (s. ÖBL).

  • Biographie

    Nach dem Schulabschluß ging R. als landwirtschaftlicher Volontär nach Schlesien, wo er als Landwirt und Gutsverwalter in der Nähe von Breslau tätig war. 1849 übernahm er die von seinem Vater gegründete, vom Zusammenbruch bedrohte erste dt. Imprägnieranstalt in Neuss. Im Zuge der industriellen und verkehrstechnischen Erschließung des westdt. Industriegebietes durch den Ausbau der Eisenbahn bestand Mitte des 19. Jh. ein großer Bedarf an imprägnierten und dadurch haltbaren und korrosionsbeständigen Schwellen. Nach der Eröffnung der Köln-Mindener Eisenbahn 1847 übernahm R. die Schwellenimprägnierung für diese Linie und knüpfte an die Geschäftsverbindungen des väterlichen Betriebes an. In Essen wurde eine zweite Imprägnieranstalt errichtet, eine dritte entstand 1849 im Auftrag der Kgl. Hann. Bauverwaltung in Brackwede. R.s Unternehmen arbeiteten zunächst nach dem Teerölverfahren in Anlehnung an Methoden des Engländers Sir John Bethell. Das Teeröl zur Bearbeitung von Eisenbahnschwellen, Hafenbauhölzern und Telegraphenmasten wurde anfangs aus England bezogen. 1854 ging R. zurück nach Schlesien und schloß ein Jahr später einen Vertrag mit der Oberschles. Eisenbahngesellschaft in Breslau ab, in dessen Folge neue Imprägnierwerke in Breslau und Kattowitz entstanden. Da der Bezug von Teeröl sehr kostenintensiv war, nutzte R. seit 1860 das Abfallprodukt Teer der heimischen Gasanstalten, deren Stadtgasproduktion auf der Basis von Steinkohle erfolgte. Auf diesem Weg entstand die erste dt. Teerraffinerie in Erker b. Berlin. R. schloß in diesem Zusammenhang einen Abnahmevertrag mit den Berliner Gaswerken ab. Ende des 19. Jh. gehörten zu dem expandierenden Unternehmen schließlich 77 Imprägnieranstalten und 9 Teerdestillationen an verschiedenen europ. Standorten. Gleichzeitig fungierte das Unternehmen als Rohstofflieferant (u. a. Benzol, Phenol, Naphtalin) für die aufstrebende dt. chemische Industrie. 1898 erfolgte die Umwandlung in die „Aktiengesellschaft für Holzverwertung und Imprägnierung“ in Charlottenburg, die 1902 in „Rütgerswerke Aktiengesellschaft“ umbenannt wurde.

    Nach dem Tod R.s wurde der Einstieg des Unternehmens in den Bereich der Chemie- und Kunststoffindustrie fortgesetzt. 1905 kam es zusammen mit verschiedenen Bergwerksgesellschaften zur Gründung der „Gesellschaft für Teerverwertung“ und 1910 zur Gründung der „Bakelite GmbH“ in Erker und damit zum Einstieg in die Kunststoffherstellung, nachdem R. zuvor die Patentrechte härtbarer Phenolharze erworben hatte. Damit war ein Unternehmen entstanden, das sich an der Schnittstelle traditioneller Industriezweige wie dem Steinkohlenbergbau und Eisenbahnbau einerseits und den neuen Industrien der Chemie- und Kunststoffindustrie andererseits etablierte und über entsprechende Kopplungseffekte deren wirtschaftliches Wachstum beförderte. Durch die Übernahme weiterer Unternehmen aus dem Bereich der Chemie- und Kunststoffindustrie vor und nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich die Rütgers AG zu einem diversifizierten, international engagierten Konzern und Weltmarktführer bei Pechen und Naphtalin mit weltweit 10 000 Beschäftigten; 2003 wurde das Unternehmen von der Ruhrkohle AG übernommen.

  • Literatur

    U. Giese, 100 J. Guido Rütgers, 100 J. Holzkonservierung in Österr., 1968;
    150 J. Rütgers, hg. v. d. Rütgers AG, o. J.;
    M. Rasch, Nebenproduktanlagen d. Kokereien u. Kohlechemie im rhein.-westfäl. Ind.gebiet bis z. Ende d. Zweiten Weltkriegs, in: W. Buschmann (Hg.), Koks, Gas, Kohlechemie, Gesch. d. gegenständl. Überlfg. d. Kohleveredelung, 1993, S. 31-68;
    BJ VIII, Tl.;
    F. Moll, Gr. Männer d. Holzimprägnierungstechnik, in: Zs. f. angew. Chemie 43, 1930, S. 830 ff.

  • Autor/in

    Christian Kleinschmidt
  • Zitierweise

    Kleinschmidt, Christian, "Rütgers, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 230 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117598798.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA