Wülker, Richard

Lebensdaten
1845 – 1910
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Anglist ; Professor in Leipzig ; Philologe ; Hochschullehrer ; Literaturwissenschaftler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117432296 | OGND | VIAF: 17999922
Namensvarianten

  • Wülcker, Richard
  • Wülker, Richard Paul
  • Wülcker, Richard Paul
  • Wülker, Richard
  • Wülcker, Richard
  • Wülker, Richard Paul
  • Wülcker, Richard Paul
  • Wülcker, E. Richard Paul
  • Wülcker, Richard Paul
  • Wülcker, Richard P.
  • Wülcker, Richard
  • Wülcker, R.
  • Wülker, Richard P.
  • Wülker, Richard
  • Wülker, Rich.
  • Wuelker, Ricardus Paulus
  • Wuelker, Richard Paul
  • Wuelker, Richard

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Zitierweise

Wülker, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117432296.html [24.12.2025].

CC0

  • Wülker (bis um 1885 auch Wülcker), Richard Paul

    | Anglist, * 29.7.1845 Frankfurt/Main, † 8.2.1910 Leipzig, ⚰ Leipzig, Südfriedhof. (evangelisch)

  • Genealogie

    Aus Frankfurter Silberhändlerfam.;
    V Philipp Heinrich Friedrich (1807–1880), Silberarb.meister, Kaufm., Inh. d. Silberwarenhandlung J. H. P. Schott Söhne in F., Bibliophile, S d. Friedrich Ernst Wülker (1783–1856), aus Detmold, Silberwarenfabr., 1821–56 Senator in F., wechselte n. d. Ende d. Rheinbunds in d. Dienste v. Johann Martin Schott (s. Hess. Biogr.), u. d. Anna Catharina Schott;
    M Anna Margaretha (1816–1894), T d. Johann Martin Schott (1786–1822), Silberwarenfabr. in F.;
    2 B u. a. Friedrich Ernst Wülcker (1843–1895, Bertha, T d. N. N. Fenner, Oberger.rat in Weimar), Dr. phil., Sprachwiss., Lexikograph, Hist., Archivrat am Geh. Haupt- u. StA Weimar, (s. ADB 44; Frankfurter Biogr.; Kosch, Lit.-Lex.³; Leesch, Archivare);
    Leipzig 1880 Gertrud Amalie Luise (1860–1945), T d. Ludwig Lange (1825–1885), o. Prof. f. klass. Philol. 1855 in Prag, 1859 in Gießen, 1871 in L. (s. ADB 51), u. d. Auguste Adelheid Blume (1829–1905);
    2 S Ludwig (1881–1953, Therese Eugenie Anna Kohlrausch, 1885–1970), Gymn.lehrer, Schulleiter in Hannover, Vf. u. Hg. hist. Sachbücher, Gerhard (1885–1930), Zool., 1 T Margarethe Adelheid (1883–1948);
    Schwager Konrad Lange (1855–1921), Prof. f. Kunstgesch. 1893 in Königsberg, 1894 in Tübingen, hier Gründer d. Inst. f. Kunstgesch. u. Rektor 1905/06, 1901–07 Leiter d. Gem.gal. in Stuttgart (s. NDB 13), Ludwig Lange (1863–1936), Physiker in L. (s. NDB 13).

  • Biographie

    W. besuchte seit 1852 die Musterschule (lat. Realschule) und 1860–65 das Städtische Gymnasium in Frankfurt/M. Während dieser Zeit betätigte er sich als Mundartdichter. Nach Abitur 1867 und Militärdienst studierte er Anglistik, Germanistik und Romanistik in Berlin und seit 1868 in Leipzig als Schüler von Friedrich Zarncke (1825–1891), Rudolf Hildebrand (1824–1894) und Adolf Ebert (1820–1890). Seine als freiwilliger Teilnehmer am Dt.-Franz.-Krieg geschriebenen Briefe an seine Eltern thematisieren humorvoll den soldatischen Alltag zwischen Langeweile, Krankheit und Tod, und erschienen seit 1871 in mehreren Auflagen. 1872 wurde W. mit der Arbeit „Über das Pseudo-Evangelium Nicodemi in der abendländischen Literatur“ bei Zarncke in Leipzig zum Dr. phil. promoviert.

    Nach kurzem Wechsel zum Studium nach Marburg habilitierte er sich 1873, gefördert durch Zarncke, mit der Schrift „Übersicht über die neuangelsächsischen Sprachdenkmäler nebst Abhandlung über die Sprache und den Verfasser der Nonnenregel Ancrene Riwle und der Homilie Holi Meidenhad“ in Leipzig. Anschließend lehrte er hier als Privatdozent für Englisch und Angelsächsisch, seit 1875 als erster nichtplanmäßiger ao. und seit 1880 als erster o. Professor für engl. Philologie.

    W.s Lehr- und Forschungsinhalte deckten, mit Schwerpunkt auf alt- und mittelengl. Literaturgeschichte, die gesamte engl. Philologie ab. Zwei seiner Literaturgeschichten (Grundriss z. Gesch. d. angelsächs. Litteratur, 1885; Gesch. d. engl. Lit. v. d. ältesten Zeiten bis z. Gegenwart, 2 Bde., 1896–1906/07) wurden über den akademischen Bereich hinaus zu Standardwerken. 1877 gründete er mit Moritz Trautmann (1842–1920) die bis heute fortgeführte „Anglia“, die erste dt.sprachige Fachzeitschrift für engl. Sprach- und Literaturwissenschaft (Hg. bis 1890). W. führte 1891 mit der Einrichtung eines Engl. Seminars in Leipzig als einer der ersten in Deutschland die seminaristische Ausbildung von Anglisten ein, zu der seit 1898 auch ein muttersprachlicher Lektor beitrug. Als dem Sammeln und Ordnen von Material verschriebener Positivist aus dem Umfeld der „Junggrammatiker“ gehörte W. zu jener Forschergeneration des Kaiserreichs, die die Neuphilologien an dt. Universitäten etablierten und zu internationaler Führung brachten. Zu seinen Schülern zählen Max Deutschbein (1876–1949), Ewald Flügel (1863–1914), Walther Ebisch (1883–1952) und Gustav Schirmer (1860–1934).

  • Auszeichnungen

    |Mitgründer u. später Ehrenpräs. d. Leipziger Burschenschaft Plessavia;
    E. K. 2. Kl. (1870);
    o. Mitgl. d. Sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig (1888);
    sächs. GHR (1900).

  • Werke

    Weitere W Fünfzig Briefe aus d. J. 1870 u. 1871, 1871, ²1876, Neuausg. u. d. T. „Hoffen wir das Beste“, In d. J. 1870/1871 geschriebene Kriegsbriefe d. Freiwilligen R. P. W. aus Frankfurt am Main, hg. v. H. Roet de Rouet, 2020;
    Thomas Wright, Anglo-Saxon and Old English Vocabularies, 2 Bde., 1884;
    Die Shakespeare-Bacontheorie, in: Berr. über d. Verhh. d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss., Philol.-Hist. Kl. 1889, S. 217–300;
    Die Arthursage in d. engl. Lit., 1895;
    Charles Dickens u. seine Werke, 1898;
    Die dt. Heldensage im Angelsächs., nebst d. angelsächs. hist. Gedichten f. Übungen im Engl. Seminar an d. Leipziger Hochschule, 1904;
    Das Engl. u. Roman. Seminar, in: FS z. Feier d. 500j. Bestehens d. Univ. Leipzig, Bd. 4/1, 1909, S. 106–09;
    Hg.: Altengl. Lesebuch, 3 Bde., 1874/80, ²1911;
    Kleinere angelsächs. Dichtungen, Abdr. d. hsl. Überlfg. mit d. Lesarten d. Hss. u. e. Wörterbuche versehen, 1879, ²1882;
    Das Beowulfslied nebst d. kleineren epischen, lyr., didakt. u. geschichtl. Stücken, 1883;
    Cod. Vercellensis, Die angelsächs. Hs. zu Vercelli in getreuer Nachbildung, 1894;
    Die Verceller Hs., d. Hs. d. Cambridger Corpus Christi Collegs CCI, d. Gedichte d. sog. Cædmonhs., Judith, d. Hymnus Cædmons, Hll.kal., nebst kleineren geistl. Dichtungen, 1894;
    Johann Wolfgang v. Goethe, Aus meinem Leben, Dichtung u. Wahrheit, 1903;
    Bibliogr.: Anglia 21, 1910, S. 98 f.;
    Qu Univ.archiv Leipzig, Personalakte 1079.

  • Literatur

    |A. Birch-Hirschfeld, Zum Gedächtnis an R. W., in: Berr. über d. Verhh. d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss., Philol.-Hist. Kl. 62, 1910, S. 493–500;
    M. Deutschbein, in: Engl. Stud. 42, 1910, S. 154–59;
    E. Brüning, Zur Gesch. d. Lehrstuhls f. engl. Sprache u. Lit. an d. Karl-Marx-Univ. Leipzig, in: SB d. Ak. d. Wiss. d. DDR, Ges.wiss. 1, 1976, S. 40–60;
    ders., Humanist. Tradition u. progressives Erbe d. Leipziger Anglistik, 100 J. Lehrstuhl f. Engl. Sprache u. Lit. an d. Karl-Marx-Univ. Leipzig, in: Abhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss. zu Leipzig 67, 1977, H. 1, S. 1–60;
    ders., Die Ak.mitgll. R. W., Max Förster u. Levin L. Schücking u. ihr Btr. z. Entwicklung d. dt. Anglistik, in: Wege u. Fortschritte d. Wiss., hg. v. G. Haase, 1996, S. 573–89;
    G. Haenicke, Zur Gesch. d. Anglistik an d. dt.sprachigen Universitäten 1850–1925, 1979, S. 44–47 u. 152–54;
    U. Morgenstern, Anglistik an d. Univ. Leipzig, Das Engl. Seminar in Ks.reich, Weimarer Rep. u. Drittem Reich 1891–1945, 2006, S. 25–32;
    J. Ronthaler u. a., Anglistik, in: Gesch. d. Univ. Leipzig, Bd. 4/1, 2009, S. 512–16;
    M. M. Meyer, Englisch an d. Univ. II. R. W., Die Grundsteinlegung d. Leipziger Anglistik, in: E. Schenkel (Hg.), Engl. Leipzig, Eine Spurensuche v. A bis Z, 2010, S. 56–60;
    Anglistenlex.;
    Leipziger Gel. I;
    Stadtlex. Leipzig;
    Frankfurter Biogr. (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Professorenkat. Univ. Leipzig.

  • Porträts

    |Photogrr. (Porträtslg. d. Österr. Nat.bibl., Wien;
    Univ.archiv Leipzig).

  • Autor/in

    Ulf Morgenstern
  • Zitierweise

    Morgenstern, Ulf, "Wülker (bis um 1885 auch Wülcker), Richard Paul" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 518-519 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117432296.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA