Lebensdaten
1840 – 1907
Geburtsort
Braunschweig
Sterbeort
Braunschweig
Beruf/Funktion
Verlagsbuchhändler
Konfession
-
Namensvarianten
  • Westermann, Friedrich Carl Richard
  • Westermann, Friedrich
  • Westermann, Friedrich Carl Richard
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Zitierweise

Westermann, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz141034.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V George (s. 1);
    M Blanka Vieweg;
    1) München 1846 Louise (1846–74, s. P), T d. Rudolf Oldenbourg (1811–1903), Verlagsbuchhändler in München (s. NDB 19), u. d. Emilie Blochmann (1823–1907), 2) Braunschweig 1877 Mathilde (1850–1933), aus B., T d. Hermann Gf. v. Schlitz gen. v. Görtz u. v. Wrisberg (1819–89), Jur., braunschweig. Staatsmin, Bevollmächtigter z. Bundesrat, Vors. d. Regentschaftsrates (s. ADB 49; Braunschweig. Biogr. Lex. I; NDB VI*);
    1 S aus 1) Georg (1869–1945, Magdalena Wätjen, 1878–1950, T d. Everhard Wätjen, 1841–1909, aus Bremen, Rr.gutsbes. in Halchter, s. NDB 27*), Verlagsbuchhändler in B., 1 T aus 1) Elisabeth (1871–1960, Andreas v. Treutler, 1864–1923, preuß. Major);
    E Luise (1900–98, Georg Mackensen, 1895–1965, Verl., s. NDB 15).

  • Biographie

    W. besuchte das Gesammtgymnasium zu Braunschweig. Ab 1858 absolvierte er eine dreijährige buchhändlerische Ausbildung in der Sortimentsbuchhandlung „Benrath & Vogelsang“ in Aachen, ab 1861 erweiterte er seine Fachkenntnisse in der unter der Leitung von Rudolf Oldenbourg stehenden „Literarisch-Artistischen Anstalt Cotta“ in München. Nebenbei widmete er sich, in enger gesellschaftlicher Verbindung zu Münchener Künstlern und Literaten stehend, seinen ausgeprägten künstlerischen Interessen.

    1864 trat W. in die Buchdruckerei „Giesecke & Devrient“ in Leipzig ein, um eine Ausbildung in der Drucktechnik zu erlangen. Gleichzeitig knüpfte er, gefördert durch enge Beziehungen zu den Verlegerfamilien Brockhaus und Teubner, in der Messe- und Buchhandelsstadt berufliche und gesellschaftliche Kontakte. Den Abschluß seiner Lehrjahre bildete ein Aufenthalt in den USA, wo W. zwischen 1865 und 1868 im hochkompetitiven Umfeld des dt.-amerik. Buchhandels in der von seinem Onkel Bernhard geleiteten Sortimentsbuchhandlung „B. Westermann & Co.“ in New York arbeitete.

    Ab 1868 war W. als Leiter der Druckerei im väterlichen Verlag in Braunschweig tätig. 1873 wurde er zum Teilhaber ernannt, konnte jedoch in dem patriarchalisch strukturierten Unternehmen keinen maßgeblichen Einfluß auf wesentliche strategische Entscheidungen nehmen. Nach dem Tod George Westermanns 1879 wurde die Firma von der Erbengemeinschaft als Offene Handelsgesellschaft (OHG) weitergeführt. Diese Konstruktion gewährleistete die Substanzerhaltung des Verlages, ermöglichte die graduelle Auszahlung der Erbanteile und garantierte durch eine kollegiale Führungsstruktur den Einfluß der stillen Teilhaber auf die Unternehmensführung. 1889 ging das Unternehmen schließlich in den Besitz W.s über, der seit den frühen 1880er Jahren mit Blick auf das expandierende Bildungs- und Schulsystem für eine durch produktionstechnische Investitionen flankierte Modernisierung der zentralen kartographischen und sprachwissenschaftlichen Verlagssparte plädiert hatte.

    Das Innovationspotential der kartographischen Abteilung stellte die Validität dieser Strategie exemplarisch unter Beweis. Der in Zusammenarbeit mit dem Geographen und Regierungs- und Schulrat Carl Diercke (1842–1913) sowie dem Kartographen Eduard Gaebler (1842–1911) realisierte „Schulatlas für höhere Lehranstalten“ (1883) setzte durch die Verwendung des Greenwich Nullmeridians, des Metermaßes und vergleichbarer Maßstäbe neue Standards für die Schulgeographie.

    Ein differenziertes Angebot von Atlanten für verschiedene Schulformen und Unterrichtsstufen, Produktverbesserungen (1895 wurde eine vollständige Überarbeitung des „Diercke-Gaebler“ in einem handlicheren Format vorgestellt), reichhaltiges Kartenmaterial für den „vaterländischen“ Geschichtsunterricht sowie eine niedrige Preisstellung führten zu einer steigenden Nachfrage. Ende des 19. Jh. war Westermann Marktführer bei Schulatlanten, baute diese Position durch Regionalausgaben (ab 1902) sowie Wandkarten (ab 1903) weiter aus und legte damit die Basis für die|Entwicklung zu einem der führenden Schulbuchunternehmen.

    1906 erfolgte ab dem 50. Jahrgang die Umbenennung der „Westermann’s Illustrirte Monatshefte“ in „Westermanns Monatshefte“. Sie zeugt vom Selbstbewußtsein W.s, der die Zeitschrift – ausgehend von seinen ästhetischen Präferenzen – zum unternehmerischen Erfolg geführt hatte. Die Ausweitung ästhetisch-schöngeistiger, am zeitgenössischen Geschmack ausgerichteter Beiträge (1906 betrug ihr Anteil 45 %) auf Kosten edukativer naturwissenschaftlicher Artikel, eine durch produktionstechnische Investitionen forcierte Ausweitung von Illustrationen (zwischen 1881 und 1906 stieg ihre Anzahl um den Faktor sechs) sowie die Berücksichtigung des pluralisierten Kunstdiskurses gewährleisteten ein eigenständiges Profil und sicherten Anteile auf dem umkämpften Zeitschriftenmarkt.

    W., der sich in seinem Schaffen an den familiar vermittelten Leitbildern George Westermann und Joachim Heinrich Campe (1746–1818) orientierte, war neben seiner unternehmerischen Tätigkeit im Dt. Buchdrucker-Verein, im Dt. Verleger-Verein und als Sachverständiger in der Kammer für Werke der Literatur und der Tonkunst aktiv.

    Nach seinem Tod wurde das Unternehmen von seinem Sohn Georg geführt, der es 1908 durch Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft auf eine breitere finanzielle Basis stellte. 1914 zog er sich aus der aktiven Leitung zurück.

    Produktorientierte Investitionen in den technischen Abteilungen und die seit den 1920er Jahren – bei Aufrechterhaltung der traditionellen Verlagssparten – forcierte Ausrichtung auf den finanziell lukrativen Bildungssektor stärkten die Wettbewerbssituation des Unternehmens. Unter der Ägide von Georg Mackensen entwickelte sich Westermann im Nachfragesog des expandierenden bundesrepublikanischen Bildungssystems zu einem der führenden dt. Schulbuchverlage, der sich durch qualitativ vorzügliche Lehrmittel, Zeitschriften (Westermanns Pädagogische Beiträge, Geographische Rundschau, beide 1949 ff., Berufspädagogische Zeitschrift, 1952–ca. 1962) sowie pädagogische Taschenbuchreihen empfahl. Seit 1968 baute er seine Marktposition durch den Ankauf des Lehrmittelverlags von Heinz Vogel (1919–80), Wilhelmshaven (Lernhilfe LÜK) aus. Auf empfindliche Ertragsrückgänge reagierte das Unternehmen 1985 mit dem Verkauf der „Monatshefte“, 1986 wurde der Verlag von der Rheinpfalz-Gruppe (heute Medien-Union, Ludwigshafen) übernommen. Die Akquisition renommierter Firmen (2000: Ensslin Verlag, Reutlingen, 2002: Schöningh Verlag, Paderborn sowie „Das Bildungshaus“ der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck) sicherte bis auf weiteres die Konkurrenzfähigkeit der Westermann-Gruppe auf dem oligopolistischen Markt für Bildungsmedien.

  • Auszeichnungen

    |Rr.kreuz I. Kl. d. hzgl. braunschweig. Ordens Heinrichs d. Löwen (1888);
    Rr.kreuz I. Abt. d. sachsen-weimar. Hausordens d. Wachsamkeit oder v. weißen Falken (1899).

  • Literatur

    |G. Schmitz, Fünfundsiebzig J. Georg Westermann Braunschweig 1838–1913, 1913 (P);
    Hundert J. Georg Westermann Braunschweig, 1938;
    Georg Westermann, Ahnenlisten W. (Braunschweig), ²1939;
    Th. Müller, Der Verl. George W. 1810–1879, Ein Ll. aus Büchern u. Tagebüchern, hg. v. Everhard Westermann, 1965;
    H. Grote (unter Mitwirkung v. L. Piepenbrinck), George W. 1810–1879, Persönlichkeit u. Werk, 1977 (P);
    G. Bouché, … und beehre ich mich, Ihnen anzuzeigen, FS z. 150j. Bestehen d. Unternehmens Westermann 1838–1988, 1988;
    V. Kleinschmidt u. U. Zahn, Die Erde darstellen, 150 J. Schulatlas u. Geogr., 1992.

  • Porträts

    |Pendantbildnisse F. W., Öl/ Lwd., v. A. v. Wagner, um 1895 (Braunschweig. Landesmus.), Abb. in: Schmitz (s. L), Grote (s. L) u. C. Teichmann-Knauer (mit e. Btr. v. W. Otte), Bürgerporträts d. 19. Jh., Die Ehepaar-Pendantbildnisse d. Braunschweig. Landesmus., 1992, u. Louise W., Öl/ Lwd., v. A. Liezen-Mayer, um 1868 (Braunschweig. Landesmus.), Abb. in: C. Teichmann-Knauer (s. o.);
    Photogrr.: Untern.archiv d. Westermann-Gruppe, Braunschweig;
    Braunschweig. Landesmus.

  • Autor/in

    Carsten Grabenhorst
  • Zitierweise

    Grabenhorst, Carsten, "Westermann, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 898-899 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz141034.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA