Lebensdaten
1838 – 1903
Geburtsort
Prag
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Kunsthistoriker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117044865 | OGND | VIAF: 14759976
Namensvarianten
  • Lippmann, Friedrich
  • Lippmann, F.

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Zitierweise

Lippmann, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117044865.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp (1790–1865), Schnittwarenhändler, Kottunfabr. in P.;
    M Anna Rosenberg;
    B Alexander (1832–99), Fabr., besaß gr. Slg. holländ. Gem.;
    - N. N. (Engländerin).

  • Biographie

    Durch die Kunstinteressen seines Vaters bedingt, kam L. bereits in seiner Jugend häufig nach Italien, im Winter öfter auch für längere Zeit nach Venedig. Nach dem Abitur verbrachte er einige Wochen in Paris. 1856-60 studierte er an der Univ. Prag Staats- und Rechtswissenschaften. Danach reiste L. für längere Zeit nach Frankreich und England, wo er vor allem Kunstsammlungen besuchte. Nach Österreich zurückgekehrt, machte er sich mit den dortigen Kunstsammlungen vertraut und schloß sich dem Kreis um G. v. Heider und R. v. Eitelberger an. Nachdem Eitelberger das Österr. Museum für Kunst und Industrie gegründet hatte, wurde L. dort 1867 „Korrespondent“ und 1868 Kustos. Er hatte die Aufgabe, auf Reisen in den europ. Ländern Gegenstände für das neue Museum zu erwerben. Daneben half L. auch bei der Zusammenstellung von Privatsammlungen. Für sich selbst erwarb er Kunst der Renaissance – Möbel, Bücher und Gemälde deutscher und niederländ. Meister. Als er jedoch zunehmend im Museum bürokratische Aufgaben übernehmen sollte und Eitelberger selbst auf Erwerbungsreisen ging, sah L. hier keine geeignete Aufgabe|mehr. Ende 1875 ging er nach Paris, wo er die Versteigerung der Sammlung seines Bruders besorgte. Die Förderungen, die die Berliner Kunstsammlungen in dieser Zeit durch Kronprinz Friedrich Wilhelm erfuhren, bewogen L., sich dort um eine Stelle zu bewerben. 1876 wurde er als Direktor an das Berliner Kupferstichkabinett berufen. Zur fachlichen Legitimation reichte L. in Tübingen eine Arbeit über „Die Anfänge der Formschneidekunst und des Bilderdruckes“ (Rep. f. Kunstwiss. 1, H. 3, 1876) als Dissertation ein, eine bahnbrechende Untersuchung, die seine beste wissenschaftliche Leistung blieb.

    Seine Wiener Kunstsammlung hatte L. inzwischen aufgelöst, einige Gemälde davon kamen in die Berliner Gemäldegalerie. Für die Graphiksammlung gelangen L. bedeutende Ankäufe, darunter die Sammlung A. Posonyi (1877) mit Stichen und Zeichnungen von Dürer, die Sammlung Felix mit Graphiken Schongauers und der meisten deutschen Kleinmeister, die Sammlung Destailleur mit den Ornamentstechern, sowie die Sammlung A. v. Beckerath (1902) mit ca. 3 500 holländ. und ital. Zeichnungen. Ferner erwarb er in Auktionen zahlreiche Blätter von Rembrandt. 1882 gelang ihm der Ankauf der berühmten Hamilton-Manuskripte mit dem von Botticelli illustrierten Dante. 1877 konnte L. die Kohlezeichnung von Dürers Mutter (1514) erwerben, das wertvollste Stück der Sammlung. Unter L. wurde das Berliner Kabinett zu einer der bedeutendsten Graphiksammlungen neben der Albertina und der Hofbibliothek in Wien ausgebaut, mit den Schwerpunkten bei Dürer, Schongauer und Rembrandt. Außerdem sammelte er auch die Graphik der späteren Jahrhunderte bis zu den Malerradierern des 19. Jh.

    L.s Schriften befassen sich vorwiegend mit den von ihm zusammengetragenen Werken. Er schrieb über den „Ital. Holzschnitt im 15. Jh.“ (1885, engl. Übers. 1888, Nachdr. 1969). Bedeutend sind seine Publikationen der Dantezeichnungen von Botticelli, des graphischen Werks von Cranach, der Zeichnungen von Dürer und Rembrandt. Auch für Publikationen von Graphiken und Zeichnungen aus anderen Museen, für die Veröffentlichungen der „Chalkographischen Gesellschaft“ in Wien und die Erzeugnisse der Reichsdruckerei wurde er als Ratgeber und Herausgeber hinzugezogen. – L. hinterließ ein Vermächtnis zugunsten verarmter Museumsbeamter und ihrer Hinterbliebenen. Seine Sammlung illustrierter Bücher gelangte in das Berliner Kupferstichkabinett.

  • Werke

    Weitere W Zeichnungen v. A. Dürer in Nachbildungen, Bd. 1-5, 1883-1905 (Bd. 6 u. 7. hrsg. v. F. Winkler, 1927/29);
    Zeichnungen v. Sandro Botticelli zu Dantes göttl. Komödie, 1884, ²1921;
    L. Cranach, Slg. v. Nachbildungen s. vorzüglichsten Holzschnitte u. s. Zeichnungen, 1898;
    Der Kupferstich, 1893, ⁷1963 (bearb. v. F. Anzelewsky);
    Zeichnungen alter Meister im Kupf.-kab. d. Kgl. Mus. zu Berlin, 1903 f., Lfg. 1-10;
    Kupf.stiche u. Holzschnitte alter Meister in Nachbildungen, 1889 ff.

  • Literatur

    W. Bode, in: Kunstchronik NF 15, 1903/04, Sp. 81-88;
    R. Schöne, in: Jb. d. Preuß. Kunstslgg. 25, 1904, S. 3-8 (P);
    H. Möhle, Das Berliner Kupf.-kab., in: Jb. d. Stiftung Preuß. Kulturbes. 5, 1967, S. 71-93, bes. 74-77;
    BJ VII (Tl.);
    ThB.

  • Autor/in

    Christoph Schwingenstein
  • Zitierweise

    Schwingenstein, Christoph, "Lippmann, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 666-667 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117044865.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA