Lebensdaten
1813 – 1893
Geburtsort
Blaubeuren (Württemberg)
Sterbeort
Zürich-Fluntern
Beruf/Funktion
Telegraphentechniker ; Erfinder ; Unternehmer ; Uhrmacher
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116899492 | OGND | VIAF: 25365785
Namensvarianten
  • Hipp, Matthäus
  • Hipp, Matthäus
  • Hipp, Mathias
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Zitierweise

Hipp, Matthäus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116899492.html [12.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1781–1842), Klosterbäcker u. Mühlenbes. in B., S d. Landwirts Georg Friedrich u. d. Anna Maria Fink;
    M Friederike (1783–1870), T d. Gastwirts u. Richters Conrad Haußer in Wittlingen u. d. Friederike Blankenhorn;
    Reutlingen 1841 Johanna (1808–97), T d. Lehrers Johs. Plieninger in Massenbach u. d. Maria Kath. Pfeiffer;
    1 S, 3 T;
    E Edouard Petitpierre (1871–1929), Notar, Präs. d. Kantonalbank v. Neuenburg;
    Ur-E Max Petitpierre (* 1899), Prof. f. Völkerrecht, Politiker, 1950, 1955 u. 1960 Schweizer. Bundespräs.

  • Biographie

    Nach einer Uhrmacherlehre bei Johannes Eichenhofer in Blaubeuren arbeitete H. 1832-34 bei dem damals bekannten Uhrmacher V. Stoß in Ulm. In Sankt Gallen, wo er sich 1834 aufhielt, kam er auf die Lösung des mit elektrischen Impulsen bewegten Pendels, das heißt die elektrische Pendeluhr, die er zur Vollkommenheit entwickelte. H.s Prinzip wird heute noch verwendet. Der elektrische Strom stammte aus galvanischen Elementen, der damals einzig möglichen Quelle. Um 1835 arbeitete er in einer Uhrenfabrik in Saint-Aubin am Neuenburger See, um 1840 in Reutlingen eine Uhrmacherwerkstatt zu eröffnen. Als Apparatebauer kam er nun in Verbindung mit maßgebenden Physikern jener Zeit wie Steinheil, Reusch und anderen. Auf dem Gebiet der Schwachstromtechnik gelangen H. in den 1840er Jahren wichtige Erfindungen: mehrere Systeme elektrischer Telegraphen, ein Buchstabentelegraph (Fernschreiber), die Hippsche Uhr, das Chronoskop für sehr genaue Zeitmessungen, das heißt bis Hundertstel- und Tausendstelsekunden, namhafte Verbesserungen an der Apparatur zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit für den englischen Physiker Wheatstone.

    Als der Schweizerische Bundesrat, um ein Telegraphennetz aufzubauen, eine staatliche Telegraphenwerkstätte ins Leben rief, wurde H. 1852 zu ihrem Leiter bestimmt. Die Werkstätte stellte den von ihm verbesserten Morsetelegraphen nicht nur für die Schweiz her; Frankreich, ganz Italien und die Türkei wurden von ihr beliefert. Die Schweiz besaß bald das dichteste Telegraphennetz Europas. 1860 verließ H. den Bundesdienst, um sich selbständig zu machen. Sein Amtsnachfolger, Gustav Adolf Hasler (1830–1900, siehe Literatur), übernahm später die Telegraphenwerkstätte vom Bund und entwickelte sie zu einer bedeutenden, heute noch blühenden Privatfirma.

    In Bern baute H. elektrische Signalvorrichtungen für den Eisenbahnbetrieb; in Turin befaßte er sich mit der elektrischen Steuerung von Seidenwebstühlen. 1860 gründete er in Neuenburg seine Telegraphenfabrik, die sich bald auch mit der Einrichtung elektrischer Uhrensysteme mit Haupt- und Nebenuhren in den größeren Städten aller Kontinente und auch in Schweizer Kurorten befaßte, dazu mit Läutwerken, Weichenkontrollen, Geschwindigkeitsmessern und vielem anderen für den Betrieb von Eisenbahnen. Auf der Weltausstellung 1878 in Paris führte er ein elektrisches Klavier vor. Die Neuenburger Unternehmung ging an Albert Favarger und Alfred von Peyer über und ist heute unter der Bezeichnung FAVAG ein Teil des Hasler-Konzerns.

    Das Schweizer Bürgerrecht hat H. nie erworben, hat aber seine Hauptleistungen in der Schweiz vollbracht. In Zürich verbrachte er seinen Lebensabend.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Univ. Zürich 1875).

  • Literatur

    K. Bauder, in: Dinglers Polytechn. Journal 328, 1913, H. 46, S. 724-27;
    W. Keller u. H. R. Schmid, in: Schweizer Pioniere d. Wirtsch. u. Technik 12, 1961, S. 9-39 (L, P);
    Pogg. III;
    HBLS. - Zu Hasler: W. Keller, in: Schweizer Pioniere d. Wirtsch. u. Technik 14, 1963 (W, P);
    Pogg. III, IV.

  • Autor/in

    Hans Rudolf Schmid
  • Zitierweise

    Schmid, Hans Rudolf, "Hipp, Matthäus" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 199-200 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116899492.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA