Lebensdaten
1831 – 1890
Geburtsort
Raudnitz (Böhmen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Dichter ; Kritiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 116686944 | OGND | VIAF: 30294204
Namensvarianten
  • Heller, Seligmann
  • Heller, S.

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Heller, Seligmann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116686944.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    1863 ( 1866) N. N.

  • Biographie

    H. kam 1844 nach Prag, trieb dort unter Leitung des Oberrabbiners Rappaport rabbinisch-theologische Studien, besuchte dann das Gymnasium und begann 1853 in Wien das Studium der Philosophie, Philologie, Geschichte, dann das der Rechte. Eine schwere Augenkrankheit zwang ihn zum Abbruch des Studiums, er lebte auf dem Landgut seines Vaters, wo außer vielen Gedichten auch sein Epos „Ahasverus“ (1866, ²1868) entstand, und zog dann nach Leitmeritz, wo sein Vater das Stadtbräuhaus gepachtet hatte, das er selbst nach dem Tode des Vaters 1861-63 in Pacht behielt. Nach seiner Heirat führte er zum Lebensunterhalt in Leitmeritz ein kleines Pensionat, zog 1866 nach Prag und wurde dort Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Handelsakademie und Theaterkritiker der „Bohemia“. 1872 ging er nach Wien, arbeitete als Feuilletonist der „Deutschen Zeitung“ und ebenfalls als Professor an der dortigen Handelsakademie. H., „ein guter Kopf, ein braver Mensch, ja ein edler, ein seltener Karakter“ (Brief Kürnbergers), war als Dichter von seinen Zeitgenossen anerkannt, als Kritiker sehr geschätzt und gefürchtet. Vor allem sein „Ahasverus“ erregte Aufsehen: „Sie haben den großen Gegenstand groß behandelt … Die Handhabung der schwierigen Form betreffend, finde ich sie in der That meisterlich“ (Brief Rückerts). Heute hat dieses streng gereimte epische Gedicht nur noch historische Bedeutung, da es eine imposante kulturphilosophische Anschauung des Judentums in seinem geschichtlichen Wandel zeigt. Der Literatur- und Theaterkritiker H. verdiente jedoch, neu entdeckt zu werden. Die kritischen Arbeiten, die leider niemals gesammelt wurden, kennzeichnen H. in seiner vielseitigen Bildung, seinem treffsicheren Witz, seiner Unbestechlichkeit und Furchtlosigkeit. Aus H.s Nachlaß gab David Kaufmann 1893 „Die echten Hebräischen Melodien“ (³1908) heraus. Diese auf Kaufmanns Anregung entstandenen Nachdichtungen mittelalterlicher hebräischer Dichtungen sind H.s bleibende poetische Leistung. Denn anderen Übersetzern gegenüber, die zweckbedingte Apologetik, romantische Gelehrtensehnsucht oder pure Sprachkenntnisse zum Übertragen antrieben, behauptete sich H. als wahrer Dichter, der gewissenhaft noch die kleinste Sprachnuance bedachte und sie als leidenschaftlicher Verskünstler zu meistern vermochte.

  • Werke

    Weitere W Die letzten Hasmonäer, Drama, 1865;
    Gedichte, 1872.

  • Literatur

    D. Kaufmann, Vorwort zu: S. H., Die echten Hebrä. Melodien, 1893, auch in: D.K., Ges. Schrr., hrsg. v. M. Brann, I, 1908, S. 127-43;
    L. Eisenberg, Das geistige Wien III, 1891;
    Brümmer;
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Enc. Jud.

  • Autor/in

    Elazar Benyoetz
  • Zitierweise

    Benyoetz, Elazar, "Heller, Seligmann" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 480 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116686944.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA