Lebensdaten
1893 – 1971
Geburtsort
Offenbach/Main
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116574461 | OGND | VIAF: 8509251
Namensvarianten
  • Ritzel, Heinrich
  • Ritzel, Heinrich Georg
  • Ritzel, H. G.
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Ritzel, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116574461.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter (1858–1921, kath.), Portefeuiller, zeitweise Wirt;
    M Elisabeth Möller (1858–1929, ev.);
    1) 1917 Elisabeth (Else) Lack (1894–1936), aus vermutl. hugenott. Fam. in O., 2) 1949 Jeanne Durussel (1918–91);
    3 S aus 1), u. a. Gerhard (1923–2000), Dr. rer. pol., seit 1951 im AA, 1970 Botschafter in Oslo, 1974 in Prag, 1977-80 in Teheran, 1984-88 in Stockholm, 1981-83 Abt.leiter im Bundeskanzleramt (s. BHdE I; L), Günther (* 1924), Dr. med., Prof. in B.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule war R. seit 1907 im Verwaltungsdienst seiner Vaterstadt tätig. 1913 wurde ihm aufgrund literarischer Arbeiten das „Künstler-Einjährige“ zuerkannt. Aus dem Kriegsdienst vom Frühjahr bis Herbst 1915 wegen Dienstbeschädigung entlassen, hörte er, seit 1915 SPD-Mitglied, als Werkstudent später acht Semester u. a. Jura und Volkswirtschaft an der Akademie der Arbeit in Frankfurt/M. und an der Univ. Gießen. 1919-29 war R. Berufsbürgermeister von Michelstadt; 1930 wurde er Oberregierungsrat, später stellv. Direktor bei der Provinzialdirektion Oberhessen in Gießen. 1924-30 (und 1950) vertrat er seine Partei im Hess. Landtag, 1930-33 im Reichstag.

    Einer drohenden Überstellung in das KZ Dachau entzog er sich durch Flucht in das Saargebiet, 1935 über Lothringen nach Basel. Regelmäßige Zuwendungen erhielt R., 1936 zusammen mit seiner Familie ausgebürgert, vom Mehrheitsaktionär der Societé Générale de Surveillance in Genf, Jacques Salmanowitz (1884–1966), dem R. Analysen über die politische Lage in Deutschland übersandte. Veröffentlichungen in Basler Zeitungen sowie die Inseratenakquisition für das Monatsorgan der Europa-Union sicherten notdürftig den Lebensunterhalt. 1939-47 Generalsekretär der Europa-Union in Basel, lieferte R., gegen den in Deutschland ein Landesverratsverfahren schwebte, der Politischen Polizei in Basel „Lageberichte“ zur Bekämpfung des Nationalsozialismus in der Schweiz. 1942 gelang es ihm, Otto Braun (1872–1955) für eine Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft „Das Demokratische Deutschland“ zu gewinnen. Nach deren Scheitern trat R. als Mitgründer der „Gemeinschaft dt. Demokraten in der Schweiz“ hervor und organisierte als Sozialdirektor der Schweizer Europa-Union Lieferungen von Hilfsgütern nach Deutschland. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Anfang 1947 in seine alten Rechte als Beamter auf Lebenszeit wieder eingesetzt. Seit 1948 Vertreter der Europa-Union für das dt. Sprachgebiet in Europa, übernahm R. im Bundestag, dem er 1949-65 angehörte, den Vorsitz im Geschäftsordnungsausschuß, der zugleich für Fragen der Wahlprüfung und Immunität zuständig war. Mitglied des Haushaltsausschusses und stellv. Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, zählte R. zu den kompromißbereiten Reformpolitikern in der SPD-Fraktion, die den schroffen Oppositionskurs Kurt Schumachers ablehnten. 1952 veröffentlichte er einen Kommentar zur Geschäftsordnung des Bundestags, der unter dem Namen „Ritzel/Bücker“ fortgeführt|wird.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Michelstadt (1946) u. Groß Umstadt;
    Ehrensenator d. Weizmann-Inst. in Rehovot (Israel, 1962);
    Gr. BVK mit Stern (1963);
    Wilhelm-Leuschner-Medaille (1968);
    Frhr.-vom-Stein-Plakette (1963).

  • Werke

    u. a. Neue Btrr. z. Gesch. d. Stadt Offenbach am Main, 1919;
    Was mußt Du von d. Volksabstimmung wissen?, 1934;
    Von d. eidgenöss. z. europ. Föderation, 1939 (mit Hans Bauer);
    Europa u. Dtld., Dtld. u. Europa, 1947;
    Geschäftsordnung d. Dt. BT, 1952 (mit H. Koch;
    „Ritzel/Bücker“: Hdb. f. d. Parlamentar. Praxis, Losebl.-Ausg);
    Einer von Vierhundertzwei, 1953, 2. Aufl. u. d. T.: Einer von 518, 1967;
    Demokratie in d. Bundesrep. Dtld., 1966;
    Weg über d. Grenzen, Roman, 1970. – Hg.: Kurt Schumacher in Selbstzeugnissen u. Bilddok., 1972. erneut 1986;
    Das Dem. Dtld., 1945 (mit J. Wirth, O. Braun, W. Hoegner u. J. J. Kindt-Kiefer);
    Kampf um Europa, Von d. Schweiz aus gesehen, 1945 (mit Hans Bauer). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Archiv d. soz. Demokratie, Bonn.

  • Literatur

    Amtl. Hdb. d. Dt. BT (P);
    Gerhard Ritzel, Soweit ich mich erinnere…, Aufzeichnung e. Dieners d. Diplomatie über Länder, Erlebtes, Gehörtes, Empfundenes u. Gedachtes, 1998;
    BHdE I;
    Munzinger;
    Schumacher, M. d. R.;
    Schumacher, M. d. B.;
    W. H. Schröder, Soz.dem. Parl., 1995, S. 679 f.

  • Autor/in

    Martin Schumacher
  • Zitierweise

    Schumacher, Martin, "Ritzel, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 674-675 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116574461.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA