Lebensdaten
1610 – 1670
Geburtsort
Zeitz
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116553049 | OGND | VIAF: 3225373
Namensvarianten
  • Kromayer, Hieronymus
  • Kromaier, Hieronymus
  • Kromayerus, Hieronymus
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Zitierweise

Kromayer, Hieronymus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116553049.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hieronymus (1572–1613), Konrektor in Schulpforta, 1608 Pfarrer in Z., 1612 Sup. in Plauen, Vf. hist. Werke, S d. Beutlers u. Kirchners Hieronymus in Döbeln;
    M Maria Magdalena (1584–1645), T d. Mag. Jacob Lindner, Rektor in Schulpforta, u. d. Maria Magdalena Selnecker;
    Stief-V (seit 1614) Erhard Lauterbach (1570–1649), Stiftssup. in Z.;
    Ov Johann (1576–1643), Hofprediger u. Gen.sup. in Weimar, Organisator d. Schulwesens in Sachsen-Weimar (s. L);
    - Leipzig 1646 Anna Justina (1627–80), T d. Juristen Georg Tobias Schwendendörfer (1597–1681) in L. u. d. Concordia Göllnitz;
    1 S (früh †).

  • Biographie

    Neben Unterricht durch Hauslehrer erhielt K. eine gründliche Ausbildung an der Zeitzer Stiftsschule, um die sich besonders der Stiefvater kümmerte. Seit 1628 studierte er an der Univ. Leipzig. Nach kurzem Aufenthalt an den Universitäten Wittenberg (1629) und Jena (1630) kehrte er nach Leipzig zurück, wo ihm 1632 die Magisterwürde an der Philosophischen Fakultät die akademische Laufbahn eröffnete. 1643 erhielt er dort die Professur für Geschichte und im folgenden Jahr diejenige für Beredsamkeit. Nach Erlangung des Lic. theol. (1645) verwaltete er 1647-57 das Extraordinariat für Theologie. Mitglied der Theologischen Fakultät wurde er 1657 mit Übertragung der 4. Professur. 1658 übernahm er die 3., 1661 die 2. und 1666 schließlich die 1. theologische Professur (mehrfach Dekan, 1653 Rektor).

    Seine Schriften zeigen ihn als Vertreter der sächs. Orthodoxie in der Auseinandersetzung mit der Helmstedter Theologie. Auf dem Hintergrund des synkretistischen Streites mit Calixt und seiner Schule sind K.s Vorlesungen, Disputationen und Veröffentlichungen zu sehen. Darin arbeitet er die unüberbrückbaren Unterschiede heraus zwischen dem Luthertum als der für ihn einzigen wahren Religion und dem Katholizismus, dem Calvinismus sowie anderen Gruppen und Strömungen, zu denen er die Anhänger von Paracelsus, von Weigel, die Rosenkreuzer, die oriental. Kirchen, die Juden u. a. rechnet. Anfang 1655 war er mit Joh. Hülsemann und Dan. Heinrici an der Abfassung des „Consensus repetitus fidei vere Lutheranae“ beteiligt, den wenige Wochen später, am 14.3., die kursächs. Theologen unterschrieben. In die eigentl. luth.-orthodoxe Polemik gegen luth.-reformierte Vermittlungsbemühungen griff er erst spät ein mit den „Loci antisyncretistici, …“ (1668, ³1683), ohne zu Lebzeiten recht wirksam zu werden. K.s exegetische Arbeiten betrafen die Johannesapokalypse (1662, ²1674) und den Galaterbrief (1670, ²1672). Als Kirchenhistoriker kam er in einer nach Jahrhunderten gegliederten bis auf seine eigene Zeit reichenden Kirchengeschichte zu Wort. Zeitgeschichte behandelt eine die wichtigsten Ereignisse des 30jährigen Krieges aufzählende Lobrede (1650) auf den Frieden von Münster und Osnabrück.

  • Werke

    Weitere W u. a. Decas disputationes de ecclesia Romana, 1662;
    Ecclesia in politia Id est historiae ecclesiasticae centuriae XVI. …, 1666, ³1673;
    Theologia positiva-polemica, in qua controversiae Lutheranorum cum Pontificiis, Calvinianis, Remonstrantibus …, 1666, ⁶1711;
    Polymathia theologica vel adparatus ex philologicis …, 1669;
    Scrutinium religionum tum falsarum tum unice verae …, 1670, ²1672 (P), ⁶1681.

  • Literatur

    ADB 17;
    G. Lehmann, Immergrünende Ehren-Krone d. Gerechten … H. K. …, (1670);
    Die Jüngere Matrikel d. Univ. Leipzig 1559-1809, hrsg. v. G. Erler, I, 1909, S. 245;
    E. L. Th. Henke, Georg Calixtus u. s. Zeit, II, 1860, S. 289-96;
    Karl-Marx-Univ., Bibliogr. z. Univ.gesch. 1409-1959, 1961, S. 260;
    O. Kirn, Die Leipziger Theolog. Fak. in fünf Jhh., 1909, S. 82, 124, 126 u. ö.;
    Zedler 15, Sp. 1959-62;
    RGG³. - Zu Ov Johann: A. Böhm, in: Thüringer Erzieher, hrsg. v. G. Franz, 1966, S. 19-39 (W, L).

  • Porträts

    Kupf. v. J. Dürr (Dresden, Kupf.kab. A 203, 2), vgl. Singer II 50 056-66.

  • Autor/in

    Günther Wartenberg
  • Zitierweise

    Wartenberg, Günther, "Kromayer, Hieronymus" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 74-75 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116553049.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kromayer: Hieronymus K., wurde zu Zeitz am 18. Januar 1610 geboren, verlor seinen Vater schon während seiner Knabenjahre, erhielt seine humanistische Vorbildung in der Stiftsschule zu Naumburg, und studirte von 1628 an vorzugsweise in Leipzig, eine Zeit lang aber auch in Wittenberg und Jena, und promovirte zum Magister in der philosophischen Facultät zu Leipzig. An letzterer Universität wurde er 1643 zum Professor der Geschichte, später der Beredsamkeit ernannt. Bald aber erwarb er die theologische. Doctorwürde, wurde 1646 zum außerordentlichen Professor der Theologie befördert, und rückte zum ordentlichen Professor in der theologischen Facultät, sodann zu verschiedenen akademischen Würden vor, wurde Domherr zu Zeitz, bald darauf zu Meißen. Deshalb wurde ihm, nachdem er am 3. Juni 1670 gestorben war, einige Wochen später ein sogenannter Leichenproceß, am 10. Juli 1670, im Dom zu Meißen gehalten, wobei der Domprediger Matthias Zimmermann die Gedächtnißvredigt hielt, aus der manches in Betreff seiner Persönlichkeit zu entnehmen ist. Der Prediger führt, um seines Taufnamens willen, eine Vergleichung durch zwischen K. und dem Kirchenvater Hieronymus. Darf man den Angaben dieser Gedächtnißrede Glauben schenken, ungeachtet sie panegyrisch gehalten ist, so hat K. als Professor viel Freundlichkeit und Entgegenkommen gegen die Studirenden gezeigt und bedeutende Anziehungskraft auf sie geübt. Die Zeit seines kräftigen Mannesalters umfaßt die 30 Jahre von 1640—1670, ein Zeitalter, welches mit der Höhezeit altlutherischer Orthodoxie und Polemik, mit den Kämpfen gegen Calixt etc. zusammenfällt; das Auftauchen des Spener’schen Pietismus hat er nicht mehr erlebt. Diesem Stand der Dinge entsprechen die Schriften, welche K. hinterlassen hat. Am harmlosesten erscheinen die exegetischen Dissertationen, welche theils alttestamentliche Stellen behandeln, theils, und bei weitem überwiegend, neutestamentliche Aussprüche und Thatsachen, namentlich des Lebens Jesu, zum Gegenstände haben. Ein Buch beschäftigt sich mit der vollständigen Auslegung des Briefes an die Galater und der Offenbarung Johannis Das Hauptgewicht der schriftstellerischen Thätigkeit des Mannes liegt indeß offenbar in denjenigen Werken, welche die Glaubens- und Sittenlehre betreffen. Hier tritt der polemische Zug damaliger Zeit kräftig zu Tage. Schon der Titel „Theologia positivo-polemica“ ist sprechend genug. Die polemischen Spitzen der Werke Kromayer's richten sich erstlich gegen Rom, z. B. in den Abhandlungen „De apostasia romanae ecclesiae“ und „De primatu Petri et successione"; „De traditionibus"; „De justifieatione hominis peccatoris coram Deo"; „De bonis operibus"; sodann kehrte sich die Polemik gegen die calvinische Lehre von der Gnadenwahl. „De libro vitae“, „De divina contingentium praescientia"; aber auch gegen Calixt und seinen Synkretismus macht er Front in den „Loci antisyncretistici“. Voll der Polemik ist ferner das Werk, welches der „Kritik der Religionen“ gewidmet ist: „Scrutinium religionum tum salsarum tum unice verae et orthodoxae“. Das Buch erschien zuerst 1670, wurde aber nach Kromayer's in demselben Jahre|erfolgtem Tode noch in zweiter und dritter Auflage 1673 und 1682 herausgegeben. Dasselbe handelt im ersten Abschnitt von der Religion überhaupt, sodann aber in buntester Reihe, ohne fachliche oder zeitliche Ordnung, vom Heidenthum, Muhamedanismus, Judenthum, dann von allen möglichen christlichen Confessionen, Richtungen und Secten, nämlich vom Wiedertäuferthum und Quäkerthum, vom Weigelianismus, Rosenkreuzern und Paracelsisten, vom Photinianismus, Arminianismus, Calvinismus, Abyssinismus, Anatolicismus, d. h. von der abessynischen Landeskirche und der griechisch -orientalischen Kirche; das 12. Kapitel gibt die Kritik des „Papismus"; das letzte endlich handelt vom „Lutherthum“ als der ausschließlich wahren und rechtgläubigen Religion. Das Ganze stellt also eine Art Symbolik vor, die jedoch völlig in Polemik aufgeht. An dieses Scrutinium religionum schließen sich fünf Abhandlungen an „De scrutinio religionis“. Von ebenso starkem polemischem Geist ist selbst das kirchengeschichtliche Werk beseelt: „Ecclesia in Politia i. e. Historiae ecclesiasticae centurias XVI. cum praesente dimidiata“, ganz gemäß dem Vorbild der Magdeburger Centurien nach Jahrhunderten mechanisch abgetheilt, Leipzig 1673. Je näher der Verfasser hier seiner eigenen Lebenszeit kommt, desto stärker überwiegt die Polemik, z. B. anlangend Valentin Weigel, den er als Führer der Schwarmgeister, als princeps fanaticorum behandelt, S. 531 ff.

  • Autor/in

    G. Lechler.
  • Zitierweise

    Lechler, Gotthard, "Kromayer, Hieronymus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 180-181 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116553049.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA