Lebensdaten
1561 – 1619
Geburtsort
Lorch (Württemberg)
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe ; Philosoph
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116369922 | OGND | VIAF: 59834231
Namensvarianten
  • Hafenreffer, Matthias
  • Hafenreffer, M.
  • Hafenrefferus, Matthias

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Zitierweise

Hafenreffer, Matthias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116369922.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Matthias, Schultheiß u. Bader in L., S d. Martin u. d. Christiane Kuch;
    M Anna Heinrichmann;
    1) Tübingen 1.5.1586 Agatha ( 1599), Wwe d. Mag. Thomas Spindler, Sup. v. Stuttgart, dann Oberprediger in Linz, T d. Reformators Johs. Brenz ( 1570, s. NDB II), 2) Tübingen 19.8.1600 Euphrosyne, T d. Gg. Besserer, Ratsherr in Memmingen, u. d. Ursula Furtenbach;
    10 K aus 1) (6 früh †) u. a. Samuel (1587–1660), Prof. d. Med. in T., erster Autor e. dermatolog. Werkes (s. BLÄ), David (1592–1627), Sup. in Cannstatt, 5 K aus 2).

  • Biographie

    Nach dem Studium in Tübingen wurde H. 1586 Diakonus in Herrenberg, 1588 Pfarrer in Ehningen bei Böblingen, sodann, infolge seiner Heirat mit einer verwitweten Tochter von Johannes Brenz zur kirchlichen Führerschicht Württembergs gehörig, 1590 Hofprediger und fürstlicher Rat, 1592 Doktor und Professor der Theologie in Tübingen, gleichzeitig zweiter Superattendent des Stifts, endlich Kanzler der Universität und Propst an der Tübinger Stiftskirche. Seine Vorlesungstätigkeit umfaßte das Alte Testament, Dogmatik, Patristik, aber auch Mathematik und Naturwissenschaften. Sein systematisches Hauptwerk, die „Loci theologici“, ein Dokument des nachkonkordistischen orthodoxen Luthertums, verdrängte als dogmatisches Grundbuch das Heerbrandsche Kompendium und fand Verbreitung bis nach Schweden (1612 und 1686 in Stockholm herausgegeben). Weniger bekannt wurde das zweite Hauptwerk „Templum Ezechielis“, eine Erklärung von Ez. 40-48, welche außer israelitischer Altertumskunde noch eine Einführung in die Hauptstücke des christlichen Glaubens enthielt. Seinem Schüler Kepler gegenüber betonte der persönlich friedfertige H. die Notwendigkeit der bedingungslosen Anerkennung der Konkordienformel. Im Kenosistreit vertrat H. als Wortführer der Tübinger deren „kryptische“ gegen die „kenotische“ Haltung der Gießener Theologen.

  • Werke

    Loci theologici seu compendium theologiae plane admodum, ut quivis latinae linguae gnarus intelligere possit, conscriptum, Tübingen 1600, in neuer Bearb. ebd. 1603 u. d. T. Loci theologici certa methodo ac ratione in libros tres tributi;
    Templum Ezechielis s. in IX postrema prophetae capita commentarius, ebd. 1613.

  • Literatur

    ADB X;
    L. M. Fischlin, Memoria Theologorum Wirtembergensium II, Ulm 1710, S. 8 ff. (W-Verz.);
    K. Weizsäcker, Lehrer u. Unterricht an d. theol. Fak. Tübingen, 1877, S. 41 ff.;
    M. Leube, Gesch. d. Tübinger Stifts I, 1921, S. 28;
    H. Hermelink, Gesch. d. ev. Kirche in Württemberg, 1949, S. 123 f.;
    PRE.

  • Porträts

    Gem. (Tübingen, Univ.);
    H. W. Singer, Allg. Bildniskat., 1931, Nr. 35 975-78.

  • Autor/in

    Heinrich Fausel
  • Zitierweise

    Fausel, Heinrich, "Hafenreffer, Matthias" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 460 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116369922.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hafenreffer: Matthias H., geb. am 24. Juni 1561 zu Kloster Lorch in Würtemberg, unterrichtet in den Klöstern zu St. Georgen und Hirschau, studirte als fürstlicher Stipendiat Philosophie und Theologie in Tübingen, wurde 1586 Magister und bald darauf Repetent. Seine weitere praktische und gelehrte Laufbahn war rasch und glücklich. Schon in demselben Jahre Diaconus zu Herenberg und 1588 Pfarrer in Ehingen, wurde er 1590 als fürstlicher Rath und Hofprediger nach Stuttgart berufen. Zwei Jahre später erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor und bald auch zum Dr. der Theologie in Tübingen; er übernahm die Vorlesungen Gerlach's, namentlich die lectio prophetica, und wurde neben diesem zweiter Superintendent am dortigen Stift. Bei Gelegenheit einer amtlichen Zurücksetzung trat 1605 der Senat kräftig für ihn ein; er wurde 1612 Decan und rückte nach dem Tode des Kanzlers Andreas Osiander 1617 in diese Ehrenstellung ein. In solcher Eigenschaft ist er am 22. October 1619 zu Tübingen gestorben. — Als Theologe gehörte H.|zu den Lutheranern im engeren Sinne, er war strenger Bekenner der Concordienformel und Bestreiter des Calvinismus, aber ohne die polemische Bitterkeit des gewöhnlichen Lutheranismus, denn er blieb von Gesinnung wohlwollend und milde. Als Gelehrter überschritt er das Maß der Facultätsbildung, seine mathematischen Kenntnisse sind selbst von Kepler geschätzt worden. Außer seiner polemischen Schrift: „Ausführlicher Bericht, was die reformirten Kirchen in Deutschland glauben und nicht glauben“, Heidelb. 1607, worauf die Antwort erfolgte: „Examen und Gegenbericht über das zu Heidelberg gedruckte Büchlein: Ausführlicher Bericht“, Tüb. 1608, ist als Hauptwerk hervorzuheben: „Loci theologici sive compendium theologiae“, Tub. 1601, 3. 5. 6 und öfter wiederholt, ein durch Einfachheit der Sprache und Faßlichkeit der Darstellung ansprechendes Buch, welches auf herzoglichen Befehl herausgegeben, das ältere Compendium von Heerbrand verdrängte, in Würtemberg und Schweden große Verbreitung fand und von der Prinzessin Anna von Würtemberg 1677 ins Deutsche übersetzt wurde; noch König Karl XII. soll es studirt haben. Viel bedeutender wurde freilich Hafenreffer's Schüler Valentin Andreä, in diesem klingt auch sein eigener Name wohlthätig nach.

    • Literatur

      Luc. Osiander, Or. funebr. in exodum M. Hafenrefferi. Frischlin, Biogr. theoll. Wirtemb. II, p. 15. Tholuck, Das academische Leben, I, 145. 271. Frank, Gesch. d. prot. Theologie I, 250. Wagenmann in Herzog's Encykl. Beitr. zur Gesch. d. Univ. Tüb., Festgabe bei der vierten Säcularfeier, Tüb. 1877. S. 41 ff. Dazu meine Geschichte der prot. Dogmatik, I, 78.

  • Autor/in

    Gaß.
  • Zitierweise

    Gaß, Wilhelm, "Hafenreffer, Matthias" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 316-317 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116369922.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA