Lebensdaten
1812 – 1884
Geburtsort
Berlin
Beruf/Funktion
Jurist ; Schriftsteller ; Professor für Natur- und Kriminalrecht in Breslau
Konfession
jüdisch?
Normdaten
GND: 116332522 | OGND | VIAF: 15517082
Namensvarianten
  • Eberty, Georg Friedrich Felix
  • Eberty, Felix
  • Eberty, Georg Friedrich Felix
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Eberty, Felix, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116332522.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Eberty *)Zu Bd. XLVIII, S. 242.: Georg Friedrich Felix E., Schriftsteller, wurde am 26. Januar 1812 in Berlin geboren als Sohn des Bankiers Hermann E. und seiner Frau Babette geb. Mosson. Mit dem Wohlstande verband das Elternhaus geistige|Bildung und Geschmack; Chamisso und Varnhagen zählten zu seinen Gästen. Mit sieben Jahren ward der Knabe der in Pestalozzi’schem Sinne geleiteten Cauer’schen Erziehungsanstalt in Charlottenburg überwiesen, der er bis zum fünfzehnten Lebensjahre angehört hat. Ihre Eigenart in Licht- und Schattenseiten hat er als Greis in seinen frischen „Jugenderinnerungen eines alten Berliners“ lebendig geschildert. Für seine eigene Entwicklung erlangte neben der vielseitigen Anregung besonders die Abwesenheit alles pedantischen Zwanges Bedeutung. Den tiefsten Eindruck machte ihm die gelegentliche Bemerkung eines Lehrers, daß es nach griechischer Anschauung eines freien Mannes unwürdig gewesen sei, für etwas keine Zeit zu haben. Nach diesem Grundsatz, den sich freilich nur ein begüterter Mann erlauben darf, hat er dann sein Leben eingerichtet. So mannichfach seine geistige Begabung war, so glücklich er sie zuweilen im einzelnen bethätigte: im ganzen folgte er dabei stets der ungebundenen Neigung des Augenblicks, die seinen Leistungen durchweg den Stempel eines anziehenden Dilettantismus aufprägte. Zwar ein Talent hätte er selber gern mit berufsmäßigem Ernste ausgebildet: das künstlerische, von dessen Ursprünglichkeit noch später zahlreiche Skizzen und Studien, Porträts, Caricaturen u. dgl. Zeugniß ablegten; allein von einer solchen Laufbahn wollte der Vater nichts wissen, und so bequemte er sich 1831 nach dem Abschluß seiner Gymnasialzeit zum juristischen Studium. Er begann es in Bonn, wo er u. a. Bethmann-Hollweg und Walter hörte und sich besonders von Droste-Hülshoff persönlich angezogen fühlte. Die späteren Semester verbrachte er in Berlin, vornehmlich mit den Collegien von Savigny und Gans beschäftigt, und kehrte zuletzt nach dem geliebten Bonn zurück, um 1834 dort zu promoviren. Neben seiner juristischen Ausbildung versäumte er übrigens auch die historische und namentlich die philosophische nicht; dem herrschenden Hegel’schen System trat er mit lebhaftem Antheil, aber kritisch besonnen gegenüber. Als eifriger Liebhaber betrieb er außerdem mathematische Privatstudien, die er nachmals auch auf physikalische und zumal auf astronomische Gegenstände ausdehnte.

    Im praktischen Justizdienst stieg er in der Heimath (1840) zum Kammergerichtsassessor auf und ward dann an das Amtsgericht zu Hirschberg versetzt, wo er sich mit Marie Hasse, einer schlesischen Gutsbesitzerstochter, vermählte. Nach kurzer richterlicher Thätigkeit in Lübben nahm er indeß seinen Abschied aus dem Staatsdienst, weil es ihm unerträglich schien, daß ihm ein bescheidener Urlaub abgeschlagen wurde. Er zog dann nach Breslau, machte sich dort ansässig und errang bald durch freiwillige Wirksamkeit eine angesehene Stellung. Als unbesoldeter Stadtrath widmete er sich den Angelegenheiten der Gemeinde, als deren Vertreter er 1852 in die erste Kammer gewählt wurde, ohne jedoch in seinem gemäßigten Liberalismus politisch besonders hervorzutreten. Schon 1850 hatte er sich zudem an der Universität für die Fächer des Natur- und des Criminalrechts habilitirt und erhielt 1860 den Titel eines außerordentlichen Professors. Größeren Anklang als seine akademischen Vorlesungen fanden die Vorträge, die er in den fünfziger Jahren vor einem gemischten Publikum über philosophische oder verwandte Fragen hielt; hier kamen die eigenthümlichen Vorzüge seines Geistes, beziehungsreiche Gedanken in klarer Form, leichte Anmuth eines immer wohlthuenden Humors, so recht zur Geltung. Dieselben Gaben entfaltete er aufs liebenswürdigste im persönlichen Umgang; harmlose Gutmüthigkeit, echte Bescheidenheit, natürliche Frische erhöhten den Reiz des Verkehrs in seinem gastlichen Hause.

    Von seinen Schriften erfuhr gleich die erste merkwürdige Schicksale. Unter dem Titel: „Die Gestirne und die Weltgeschichte; Gedanken über Raum,|Zeit und Ewigkeit“, ließ er 1846 einen sinnreich spielenden Versuch erscheinen, mittels einfacher optischer Voraussetzungen die Idealität der Zeit und des Raumes bis zu einem gewissen Grade anschaulich zu machen. Das Büchlein, das durch seine Verbindung von physikalischen Wahrheiten und metaphysischen Ideen dem englischen Geschmack besonders entgegenkam, ward von einem Londoner Verleger unrechtmäßig übersetzt, und in acht Jahren war das elfte Tausend der sechsten englischen Auflage vergriffen. Da der Ursprung der Schrift verschwiegen worden war, so übertrug sie ein Liebhaber ins Deutsche zurück und ließ sie 1860 in Leipzig erscheinen. Die Rückübersetzung war ebenfalls vergriffen, als E. endlich, nach Ueberwindung jahrelanger geschäftlicher Schwierigkeiten, Hand an eine eigene neue Ausgabe legte; ihr folgte bereits nach wenigen Wochen (Breslau 1874) eine dritte rechtmäßige, bei der es geblieben ist. Mit seiner akademischen Lehrthätigkeit im Zusammenhange standen sodann die „Versuche auf dem Gebiete des Naturrechts“ (Leipzig 1852), die nach einer kritischen Auseinandersetzung mit älteren Systemen, insbesondere im Gegensatz zu den Theorien Stahl's, mit aphoristischer Freiheit eigene Ansichten vom Standpunkt des „gesunden Menschenverstandes“ darlegen. Im Schleiermacher’schen Gedankenkreise bewegen sich die beiden Vorträge „Ueber Gut und Böse“ (Berlin 1855), ein Ergebniß des Nachdenkens im criminalistischen Fach.

    Mit zunehmenden Jahren gewann das behagliche Erzählertalent in E. das Uebergewicht; gleich das erste Product desselben, die zweibändige Biographie „Walter Scott“ (Breslau 1860, 2. Aufl. Leipzig 1871) begegnete dem entschiedensten Beifall. In der That schrieb er sie auf Grund der ausführlichen englischen Vorarbeiten mit vollem sympathischen Verständniß der Persönlichkeit und der Werke des schottischen Dichters, dessen europäischer Ruhm seine eigene Jugendzeit erfüllt hatte. Der glückliche Erfolg bewog ihn, ihr alsbald die Lebensbeschreibung des anderen englischen Poeten an die Seite zu setzen, unter dessen stürmischem Einfluß die jüngstvergangene Weltlitteratur gestanden. „Lord Byron“ erschien 1862 (in Leipzig) gleichfalls in zwei Bänden und erlebte 1879 eine zweite Auflage. Das Buch ist äußerlich unterhaltend geschrieben, doch gebricht es der Darstellung an tieferer einheitlicher Ergründung der genialen Eigenart des Helden, wie sie gleichzeitig (1863) Treitschke in seinem herrlichen Essay so wohl gelang. Zu dem umfangreichsten seiner Werke empfing E. den Anstoß von den Weltbegebenheiten der unmittelbaren Gegenwart. Das Ereigniß von 1866 erweckte in ihm lebendiges Interesse an dem Gange der preußisch-deutschen Entwicklung. Wißbegierig erkundigte er sich nach einer lesbaren preußischen Geschichte, und auf den Bescheid, daß es noch keine vollständige gebe, entschloß er sich kurz, sie selber zu schreiben. Mit rühmlicher Ausdauer führte er diesen Entschluß in den nächsten sieben Jahren durch. Seine „Geschichte des preußischen Staats“ ward 1867—73 (in Breslau) in sieben Bändchen bis zur Gründung des deutschen Reichs herabgeführt; Fritz Reuter aus Dankbarkeit gewidmet, ward sie in weiten Kreisen, deren Bedürfniß sie entgegenkam, mit wohlwollendem Antheil begrüßt. Sie erzählt in gefälliger, leicht dahinfließender Sprache, ohne irgend in panegyrischen Ton zu fallen, die preußische Geschichte vom Standpunkt des liberalen Bürgerthums und wird doch auch ihrer nationalen und universellen Bedeutung größtentheils gerecht. Am besten gelungen ist wohl die Darstellung des 18. Jahrhunderts, das dem Verfasser Gelegenheit bot, sich in persönlich biographischer, mitunter anekdotenhafter Schilderung zu ergehen. Eine länger dauernde Wirkung war dem Buche freilich nicht beschieden; dazu entbehrte es zu sehr der gründlichen Forschung, die sich eben damals allen Seiten des|Gegenstandes mit verdoppeltem Eifer zuzuwenden begann. Von dem Ansehen, das sich E. immerhin durch seine historische Leistung erworben, zeugt der Umstand, daß ihm auch in der Allgemeinen Deutschen Biographie einige preußische Artikel, wie Carmer, Creutz, Alexander Dohna u. s. w. übertragen wurden; doch hat er seine Mitarbeit nicht über den fünften Band hinaus erstreckt. Es waren vielmehr die schon genannten „Jugenderinnerungen eines alten Berliners“ (Berlin 1878), denen sich der greise Schriftsteller zum Abschied vom Publicum mit beschaulicher Freude plaudernd hingab.

    E. starb nach längerem Leiden am 7. Juli 1884 auf seinem Sommersitz zu Arnsdorf im Riesengebirge. Von seinen vier Töchtern war die älteste an seinen juristischen Collegen Otto Stobbe (s. A. D. B. XXXVI, 262) vermählt; eine jüngere, Frau Babette v. Bülow, hat als Novellistin unterm Namen Hans Arnold die Gabe des Vaters für muntere Erzählung überkommen und ausgebildet.

    • Literatur

      Mittheilungen der Familie; eigene Erinnerungen.

  • Autor/in

    D. R.
  • Zitierweise

    R., D., "Eberty, Felix" in: Allgemeine Deutsche Biographie 55 (1910), S. 473-476 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116332522.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA