Lebensdaten
um 1400 – 1456
Geburtsort
zwischen Mageburg und Helmstedt
Sterbeort
Schloß Rochlitz/Mulde
Beruf/Funktion
Stadthauptmann von Halle und Magdeburg
Konfession
-
Normdaten
GND: 107024077X | OGND | VIAF: 315582093
Namensvarianten
  • Henning Strobart
  • Strobart, Henning
  • Henning Strobart
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Zitierweise

Strobart, Henning, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd107024077X.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., vermutl. Vasall d. Erzstifts Magdeburg;
    M N. N.;
    Schw N. N. (⚭ Hans v. Hoym, Vasall d. Stifts Halberstadt);
    Anna N. N. ( n. 14. 7. 1457);
    S Hermann (erw. 1427–57, Margareta N. N., n. 14. 7. 1457), Brand (erw. 1437–57), T.

  • Biographie

    S. wird 1416 erstmals urkundlich erwähnt, als er für militärische Verdienste in Auseinandersetzungen des Erzstifts Magdeburg mit der Mark Brandenburg vom Magdeburger Ebf. Günther v. Schwarzburg (reg. 1403–45) Lehen in Hötensleben erhielt. 1420 hier zum Vogt ernannt, begann S. gleichzeitig Geldgeschäfte mit dem benachbarten Niederadel. Spätestens im Winter 1426/27 wechselte er in den Dienst der Stadt Halle und war dort 1427 für die militärischen Erfolge der Stadt gegen ihren Stadtherrn, den Erzbischof von Magdeburg, verantwortlich. Anschließend diente er der Stadt Halle als Gesandter und Mitglied in Schiedsgerichten und kam zu erstem Wohlstand, wie seine Geldanlagen in der Münze von Halle zeigen. Spätestens im Frühjahr 1432 verließ er Halle und urkundete seit dem Sommer 1432 als Stadthauptmann der Stadt Magdeburg, für die er u. a. die städtischen Truppen im Kampf gegen Hzg. Wilhelm I. von Braunschweig und in der Magdeburger Stiftsfehde gegen den Erzbischof von Magdeburg führte. Nach dem durch einen Ausgleich erreichten Ende der Stiftsfehde 1435 wurde S. 1436 gemeinsamer Stadthauptmann der Städte Magdeburg und Halle, für die er weiter als Militärführer und Gesandter, u. a. in Schiedsgerichten, agierte. Seine Einkünfte legte er in Grundbesitz, Geldanlagen und erneuten Geldgeschäften mit dem Niederadel an. In seinem Dienstvertrag in Halle erreichte er 1437 eine üppige Bezahlung, erhebliche Sonderrechte und ungeminderte Bürgerrechte für seinen Sohn; sein eigener Aufstieg zeigt sich in einer zunehmend ehrenden Anrede und einer immer aufwendigeren Gestaltung seiner Siegel (1427 f., 1437, 1440 ff.). Politische Veränderungen führten schließlich 1440 zum Dienstende in Magdeburg. In den folgenden Jahren bis 1452 erreichte S. finanziell und politisch den Höhepunkt seiner Macht. Er verlieh teilweise bedeutende Summen an Ebf. Friedrich v. Magdeburg (reg. 1445–64), Bf. Burchard v. Halberstadt (reg. 1437–58) und die Stadt Hettstedt. Neben dem Amt als Stadthauptmann von Halle pflegte S. enge Verbindungen zu Kf. Friedrich II. von Sachsen, der ihm mehrfach gegen erhebliche Summen Ämter verpfändete und ihn zu seinem Vertreter in Halle machte. Zusätzlich gelang ihm durch die Verheiratung seiner Schwester eine Verschwägerung mit dem regionalen Niederadel.

    Der Sturz erfolgte, als sein Sohn Brand infolge einer (von ihm verursachten) Schlägerei mit einer Klage gegen die Stadt Halle vor dem kursächs. Hofgericht die ebfl. Gerichtshoheit in Halle bedrohte und kursächs. Herrschaftsinteressen an der Saalestadt offenbarte. Da sich S. nicht von der Klage seines Sohnes distanzierte, wurde er schließlich 1452|in Halle inhaftiert. Erst nach knapp zwei Jahren kam er durch die Fürsprache niederadliger Kollegen, einen umfangreichen Vermögensverzicht und den Schwur einer Urfehde wieder frei. Nach einem Streit mit Kf. Friedrich von Sachsen erneut verhaftet, starb S. in kursächs. Gefangenschaft auf Schloß Rochlitz. S. war v. a. durch militärische Leistung zu Ansehen und Wohlstand gelangt. Durch die geschickte Verknüpfung mehrerer Strategien vollzog er innerhalb von 40 Jahren ein auf Generationen angelegtes Aufstiegsmuster: Kriegsdienst für den Lehnsherrn, Wechsel in das städtische Umfeld, dort ein Werdegang als Militärfachmann und schließlich ein beinahe patrizischer Übertritt aus der städtischen Führungsschicht in die wettinische Vasallität. Diese kometenhafte Laufbahn S.s mit ihrem dramatischen Sturz führte bereits seit Ende des 15. Jh. zu zeittypisch negativer Stilisierung (Chronik des Peter Seydenschwanz) und fasziniert die Nachwelt bis heute.

  • Quellen

    Die Chronik d. Peter Seydenschwanz, StadtA Halle, Hss.-Abtlg. A37.

  • Literatur

    M. Scholz, Residenz, Hof u. Verw. d. Erzbischöfe v. Magdeburg in Halle in d. ersten Hälfte d. 16. Jh., 1998, S. 18;
    M. Vollmuth-Lindenthal, H. S. u. Halle, Überlegungen z. hall. Stadtgesch. im 15. Jh., in: H. Zaunstöck (Hg.), Halle zw. 806 u. 2006, 2001, S. 35–60 (Qu);
    ders., H. S., Stadthptm. v. Halle u. Magdeburg, in: Mitteldt. Lb., Menschen im späten MA, hg. v. W. Freitag, 2002, S. 157–79 (Qu)

  • Porträts

    | erstes Siegel (StadtA Leipzig u. LandeshauptA Sachsen-Anhalt);
    zweites Siegel (StadtA Halle);
    drittes Siegel (Sächs. HStA Dresden), Abb. in: M. Vollmuth-Lindenthal, in: Oldenbourg Gesch. Lehrb., MA, hg. v. M. Meinhardt u. a., 2007, S. 282.

  • Autor/in

    Michael Vollmuth-Lindenthal
  • Zitierweise

    Vollmuth-Lindenthal, Michael, "Strobart, Henning" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 562-563 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd107024077X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA