Lebensdaten
1881 – 1967
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Erlenbach (Kanton Zürich)
Beruf/Funktion
Bankkaufmann ; Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank
Konfession
reformiert
Namensvarianten
  • Weber, Ernst

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Weber, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139317.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Heinrich (1849–1925, 1] Luise Kolliker, 1853–78, Schneiderin), aus Zollikon, Buchhändler b. Schulthess Zürich, S d. Jacob (1823–84), u. d. Susanna Saurenmann (1821–71);
    M Anna (1850–1932), aus Küsnacht, T d. Kaspar Kriesi (1812–50), u. d. Anna Kuser (1822–81);
    1 Halb-B Johann Heinrich (1876–1926), Kaufm., 1 B Paul (1885–1973, Ida Kleiner, 1891–1954), Prokurist d. Schweizer. Kreditanstalt;
    Zürich 1915 Anna|Klara (1885–1969), T d. William Henri Martin (1846–1901), Architekt in Z., u. d. Anna Clara Tuggener (1847–1922);
    2 S Heinrich Ernst (1916–2009, Johanna Christina Candrian, 1924–2009), Mitgl. d. erweiterten Geschäftsltg. d. Warenhauses Grands Magasins Jelmoli SA in Z., Caspar Hans (1919–2006, Irene El. Kleiner, * 1928), Vizedir. u. Filialleiter d. Schweizer. Volksbank in Küsnacht (Kt. Zürich).

  • Biographie

    Nach Abschluß der kantonalen Handelsschule Zürich um 1900 absolvierte W. ein zweijähriges Bankpraktikum bei der „Bank in Zürich“, wo er anschließend eine erste Anstellung antrat. Seit 1903 arbeitete er in Paris bei der Firma „Drissler & Co.“, einem Hersteller optischer und physikalischer Instrumente. 1904 wechselte er zum „Crédit foncier agricole d’Algérie et de Tunisie“ in Paris, 1906 nahm er eine Stelle in London bei der „Anglo Foreign Banking Company“ (später „Banque Belge pour l’Étranger“) an. Als Chef des Auslands-Wechselportefeuilles wurde er noch 1906 von London zur „Schweizerischen Nationalbank“ (SNB) berufen, die 1907 ihre Geschäftstätigkeit aufnahm.

    Bei der SNB etablierte sich W. als Fachmann für das Diskonto- und Devisengeschäft. Nach seinem Eintritt war er im I. Departement als Prokurist für die Bewirtschaftung des Wechselportefeuilles verantwortlich. 1918 wurde er stellv. Abteilungsvorsteher, 1921 Subdirektor und 1922 stellv. Direktoriumsvorsteher des I. Departements, wobei er auch die Leitung der Diskonto- und Devisenabteilung übernahm. Nach dem Tod des Direktoriumspräsidenten August Burckhardt (1867–1924) wurden W. interimistisch die Vertretung des I. Departements im Direktorium, im Bankausschuß und im Bankrat sowie die Leitung der Geschäfte übertragen.

    Der Bundesrat berief W. im Mai 1925 ins Direktorium und ernannte ihn im Juli zum Vorsteher des III. Departements. Seine bisherigen Funktionen übte er aufgrund einer auf seine Fähigkeiten zugeschnittenen Änderung der Geschäftsordnung des Direktoriums weiter aus. 1939 zum Präsidenten des Direktoriums und zum Vorsteher des I. Departements gewählt, hatte W. diese höchste Leitungsfunktion innerhalb der SNB bis zu seiner Pensionierung 1947 inne. Während des 2. Weltkriegs setzte er sich für monetäre Stabilität, einen möglichst uneingeschränkten Kapitalverkehr und die Landesversorgung ein. Insbesondere die Goldübernahmen von der Dt. Reichsbank wurden von den Alliierten kritisiert und im Rahmen der Aufarbeitung der Rolle der Schweiz im 2. Weltkrieg in den 1990er Jahren kontrovers diskutiert. Dabei stand W. weniger im Fokus der Kritik als seine beiden Direktoriumskollegen Paul Rossy (1896–1973) und Alfred Hirs (1889–1978), obwohl dem Direktorium spätestens seit 1942 bekannt gewesen sein mußte, daß sich auch Raubgold unter dem von der Reichsbank gekauften Gold befand.

    Seine fachliche Expertise in Bank- und Finanzfragen brachte W. auch in anderen Gremien, Verbänden und Kommissionen ein. 1926–49 war er Mitglied der Börsenkommission des Kt. Zürich, 1933 / 34 als Vertreter des Bundesrats Mitglied des Verwaltungsrats der Schweizer. Diskontbank in Genf, an deren Sanierung er zuvor im Rahmen einer vom Bund eingesetzten Expertenkommission beteiligt gewesen war. Eng verbunden mit seiner Funktion als Direktoriumspräsident der SNB war seine Wahl 1939 in den Verwaltungsrat der „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ (BIZ), der durch den Krieg nicht mehr ordentlich zusammentreten konnte und auf die vermittelnde Funktion der Schweiz angewiesen war. Von 1942 bis Nov. 1945 übernahm W. interimistisch den Vorsitz des Verwaltungsrats der BIZ. Ausschlaggebend dafür waren die Neutralität der Schweiz sowie das Bedürfnis der SNB, die Devisengeschäfte der BIZ mit den Schweizer Geschäftsbanken besser zu kontrollieren.

    W. war auch Mitglied der beratenden Kommission zur Überwachung der Ein- und Ausfuhr (1940–45), der Schweizer. Kommission für die Currie-Verhandlungen (1945), der Eidgenössischen Bankenkommission (1947–53, seit 1948 Vizepräs.), des Bankrats, dem Aufsichtsgremium der SNB (1947–55), sowie des Verwaltungsrats der Darlehenskasse der Schweizer. Eidgenossenschaft (1948–53, seit 1949 Vizepräs.). Im Verwaltungsrat des Ausgleichsfonds der Alters- und Hinterbliebenenversicherung (AHV), als dessen erster Präsident W. 1948–51 tätig war, schuf er die Grundlagen für die Anlagepolitik des AHV-Fonds.

  • Werke

    |Kriegswirtsch. u. Kriegsfinanzen, Referat an d. Gen.verslg. d. SNB v. 9. 3. 1940, Abdruck in: NZZ v. 11. 3. 1940;
    Das Kreditgeschäft d. Schweizer. Nat.bank, in: Geld u. Kreditsystem d. Schweiz, 1944, FS Gottlieb Bachmann, 1944, S. 193–211.

  • Literatur

    |NZZ v. 29. 5. 1925, 5. 6. 1951, 5. 6. 1961, Nachruf v. 20. 6. 1967;
    Schweizer. Nat.bank (Hg.), Die Schweizer. Nat.bank 1907–1932, 1932 (P);
    dies., Schweizer. Nat.bank 1907–1957, 1957 (P);
    P. Binswanger, Gesch. d. AHV, 1986;
    G. Trepp, Bankgeschäfte mit d. Feind, 1993;
    ders., Fakten z. Goldtransport Italien-Schweiz, in: NZZ v. 4. 10. 1996;
    Th. Maissen, Wer verriet d. Amerikanern d. Zahl v. 250 Mio. Franken?, ebd. v. 1. 4. 1998;
    M. Ungerer, Der Kampf d. BIZ um ihre Unschuld, ebd. v. 15. 8. 1998;
    Th. Maissen, Nat.bank zw. Ökonomie u.|Pol., ebd. v. 25. 8. 1998;
    V. Crettol u. P. Halbeisen, Die währungspol. Hintergründe d. Goldtransaktionen d. Schweizer. Nat.bank im Zweiten Weltkrieg, 1999;
    Veröff. d. UEK, Schlussber., 2002;
    HLS;
    Qu StadtA Zürich;
    StA d. Kt. Zürich;
    Gde.verw. Erlenbach;
    Pfarrarchiv d. Kirchgde. Erlenbach;
    Protokolle d. Leitungsgremien d. Schweizer. Nat.bank, Archiv d. Schweizer. Nat.bank (hier auch Denkschr. Nr. 2, hg. anläßl. d. Personalfeier auf Seelisberg 1932, biogr. Unterlagen, Abdankungsrede Schwegler v. 21. 6. 1967);
    Archiv d. BNP Paribas Fortis, Brüssel.

  • Autor/in

    Christina Henss
  • Zitierweise

    Henss, Christina, "Weber, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 488-490 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139317.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA