Dethleffsen, Erich
- Lebensdaten
- 1904 – 1980
- Geburtsort
- Kiel
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Generalmajor der Wehrmacht ; Brigadegeneral der Reserve ; Geschäftsführer der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 e. V. ; Abteilungsleiter im Bundesnachrichtendienst
- Konfession
- unbekannt
- Normdaten
- GND: 105277207 | OGND | VIAF
- Namensvarianten
-
- Dethleffsen, Erich Hans Christian Dietrich
- Erich Degenhardt
- Dethleffsen, Erich
- Dethleffsen, Erich Hans Christian Dietrich
- Erich Degenhardt
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Dethleffsen, Erich Hans Christian Dietrich
Deckname im Bundesnachrichtendienst: Erich Degenhardt
1904 – 1980
Generalmajor der Wehrmacht, Brigadegeneral der Reserve, Geschäftsführer der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 e. V., Abteilungsleiter im Bundesnachrichtendienst
Erich Dethleffsen war Offizier in Reichswehr und Wehrmacht, zuletzt im Rang eines Generalmajors. Seit 1948 arbeitete er für die Organisation Gehlen. Als Geschäftsführer der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 e. V. trat er für die Westintegration der Bundesrepublik ein und war einer der Wegbereiter einer demokratischen Werten verpflichteten Bundeswehr.
Lebensdaten
Erich Dethleffsen, BArch / Bildarchiv (InC) -
Autor/in
→Thorsten Loch (Potsdam)
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Zitierweise
Loch, Thorsten, „Dethleffsen, Erich“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/105277207.html#dbocontent
Dethleffsen erhielt zunächst privaten Unterricht und besuchte seit 1915 das humanistische Bismarck-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf, wo er 1922 das Abitur erhielt. Im Anschluss studierte er an der Universität Berlin drei Semester Rechtswissenschaften und trat zum 1. November 1923 in das Infanterieregiment 8 der Reichswehr ein, wo er die Ausbildung zum Infanterieoffizier durchlief. 1935 als Hauptmann zur Generalstabsausbildung der Reichswehr an die Berliner Kriegsakademie versetzt, wurde Dethleffsen seit Beginn des Ersten Weltkriegs 1939 überwiegend im Wechsel von Stabsverwendungen auf Divisions-, Korps- und Armeeebene und Lehrverwendungen eingesetzt, überwiegend an der Ostfront. Als Berufssoldat war er kein Mitglied der NSDAP, der er ablehnend gegenüberstand. Gegen Kriegsende wurde er mehrfach versetzt, zuletzt in den Stab Oberkommando der Wehrmacht in Mürwik bei Flensburg.
Dethleffsen geriet am 23. Mai 1945 in Mürwik in britische Kriegsgefangenschaft und wurde am selben Tag den US-amerikanischen Truppen übergeben, in deren Kriegsgefangenschaft er bis zum 30. Juni 1947 blieb, anschließend war er bis März 1948 zivilinterniert. Als Generalstabsoffizier und Generalmajor galt er als formal belastet, wurde aber im März 1948 als nicht belastet eingestuft.
Nach seiner Entlassung wurde Dethleffsen am 1. Mai 1948 Geschäftsführer der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 e. V. (Wipog), einer US-nahen Lobbyorganisation für die wirtschaftliche Westintegration. In dieser Funktion war er in die Gründung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ 1949 involviert. Seine rasche berufliche Wiedereingliederung nach seiner Internierung und die Tätigkeit für die Wipog, die sich für die verteidigungspolitische Dimension der Westintegration stark machte, sind Indizien dafür, dass er schon zu diesem frühen Zeitpunkt als freier Mitarbeiter in einer sog. Sonderverbindung der Organisation Gehlen gesehen werden muss. Dethleffsen gilt als Urheber und Distributor eines Aufrufs von 1949 an die ehemalige Generalität der Wehrmacht, sich für die Wiederbewaffnung im Sinne der Westintegration einzusetzen. Auf dem Höhepunkt der Debatte über den Beitrag der Bundesrepublik zur Europäischen Verteidigungsgemeinschaft von 1951 bis 1953 war Dethleffsen aktiv als Redner und Werber für eine in den Westen integrierte und wiederbewaffnete Bundesrepublik. Seine Vorstellungen und Ausarbeitungen über die Erziehung des künftigen Offizierkorps fanden innerhalb der Bundesregierung unter Konrad Adenauer (1876–1967) viel Anklang. Dethleffsen war einer der militärischen Wegbereiter der institutionellen Integration der bundesdeutschen Streitkräfte in den parlamentarischen Rechtsstaat und federführend beteiligt am Zustandekommen der Ehrenerklärung Adenauers für die ehemaligen Soldaten der Wehrmacht vom 3. Dezember 1952.
Im Oktober 1952 lehnte Dethleffsen das Angebot des Staatssekretärs Otto Lenz (1903–1957) ab, Sachverständiger des Bundeskanzlers in Fragen der inneren Struktur zukünftiger Verbände und der politischen Bildung der Offiziere zu werden. 1954 war er vorgesehen als Unterabteilungsleiter Innere Führung im neu zu gründenden Bundesministerium der Verteidigung, vorgezogen wurde jedoch Wolf Graf von Baudissin (1907–1993), späterer erster Referatsleiter Innere Führung. 1958 wechselte Dethleffsen aus der Wipog als Abteilungsleiter Auswertung in den Bundesnachrichtendienst und war hier als Funktionsträger einer der wenigen Brigadegenerale der Reserve der Bundeswehr.
1939 | Eisernes Kreuz II. Klasse (1941 I. Klasse, 1943 Ritterkreuz) |
1942 | Verwundetenabzeichen in Schwarz |
1942 | Deutsches Kreuz in Gold |
1942 | Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42 |
Nachlass:
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, N 648.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, Pers 6/1173 (Personalakte der Reichswehr u. Wehrmacht) u. Pers 6/301 704 (Generalskartei der Wehrmacht).
Bundesarchiv, Koblenz, Pers 101/93874 (Personalakte des Bundesnachrichtendienstes).
Das Wagnis der Freiheit, 1952.
The Chimera of German Neutrality, in: Foreign Affairs 30 (1952), S. 361–375.
Erich Dethleffsen/Karl Heinrich Helfer, Soldatische Existenz morgen, 1953.
Wehrmacht und Demokratie, in: Wehrkunde 2 (1953), H. 3, S. 1–5.
Die Aufgabe eines Auslandsnachrichtendienstes, in: Außenpolitik 20 (1969), H. 11, S. 655–660.
Erich Dethleffsen/Rudolf Berdach, General der Artillerie Robert Martinek. Lebensbild eines Soldaten, 21975.
Agilolf Keßelring/Thorsten Loch, Die „Ehrenerklärung“ Adenauers vom 3. Dezember 1952. Ein staatspolitischer Meilenstein zur Verortung des zukünftigen Militärs in der frühen Bundesrepublik, in: Historisch-Politische Mitteilungen 30 (2023), S. 5–36.
Thorsten Loch, Deutsche Generale. Profession, Karriere, Herkunft, 2021.
Agilolf Keßelring, Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik, 2017.
Clemens Range, Kriegsgedient. Die Generale und Admirale der Bundeswehr, 2013, S. 109.
Fotografien, Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, Pers 6/1173 p 12 (ca. 1927/28) u. Pers 6/301 704 p 5 (ca. 1943/44).