Lebensdaten
1828 – 1896
Geburtsort
Teufenthal Kanton Aargau
Sterbeort
Genf
Beruf/Funktion
Botaniker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 104241330 | OGND | VIAF: 2618162
Namensvarianten
  • Müller, Argoviensis
  • Argoviensis
  • Müller, Johann
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Müller, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104241330.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus schweizer. Bauernfam.;
    V Samuel (1806–69), S d. Hanns Rudolf (1757–1830) u. d. Barbara Hilfiker (* 1767);
    M Maria Steiner (1830–66);
    1858 Maria Hilfiker (1839–1910) aus d. Aargau;
    1 S.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Aarau studierte M. seit 1850 Mathematik und Naturwissenschaften in Genf, von wo aus er zusammen mit dem Botaniker Ludwig Fischer und dem späteren Pharmakognosten F. A. Flückiger botanische Exkursionen unternahm. 1851 berief ihn Alphonse Decandolle als Konservator an sein Herbarium, wo er bis 1874 tätig war. Anfang der 50er Jahre unternahm M. in Begleitung weiterer Botaniker mehrere Forschungsreisen nach Südfrankreich, in die Lombardei, nach Tirol, Salzburg und Oberitalien. Seine der Systematik der Blütenpflanzen gewidmeten Monographien behandeln die Resedaceae, die Apocynaceae und Euphrobiaceae, außerdem die Buxaceae und die Daphniphyllaceae sowie die brasilian. Apocynaceae, die Euphorbiaceae und die Rubiaceae. Sie erschienen in dem von Decandolle herausgegebenen „Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis“ (16 T., 1824–70). Die Rubiaceen bearbeitete M. auch für die von C. v. Martius herausgegebene Flora Brasiliensis (36 Bde., 1840–1906). Mit seiner Monographie über die Resedengewächse erwarb er 1858 den Grad des Dr. phil. bei Oswald Heer an der Univ. Zürich. Eingehend untersuchte er zudem die Spezies der Kryptogamen, seit den 60er Jahren besonders die Flechten, die er aber während seiner ganzen Schaffenszeit als einheitliche Formen und nicht als Symbionten aus Algen und Pilzen ansah, da er die durch S. Schwendener 1867 ermittelten Befunde nicht anerkannte (über 100 lichenologische Artikel, hauptsächlich in: „Flora od. Allg. Botan. Ztg.“ 1868-91).

    Um 1868 habilitierte sich M. und begann an der Genfer Akademie Vorlesungen über vergleichende Morphologie und Systematik der Moose zu halten. 1874 wurde er Konservator des 1869 an die Stadt Genf übereigneten Herbariums von Benjamin Delesset und übernahm die Direktion des Genfer Botanischen Gartens. Seit 1871 lehrte er zusätzlich als ao. Professor und 1876-79 als o. Professor für medizinische und pharmazeutische Botanik an der neu gegründeten Univ. Genf. Durch seine Sammlungs- und Forschungstätigkeit trug M. zum Aufbau der Kryptogamen- und Flechtenkunde bei. Er war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften der Schweiz und benachbarter Länder.

  • Werke

    Monographie de la famille des Résédacées, in: Nouveaux mémoires de la Société helvétique des sciences naturelles 16, 1858;
    Observationes et descriptiones plantarum novarum herbarii van Heurckiani, 1870/71 (mit H. van Heurku. A. Martinis);
    Lichenolog. Btrr. I-XXXV, in: Flora od. Allg. Botan. Ztg., 1874-91;
    Graphideae feeanae inclus. trib. affinibus nee non Graphideae exoticae etc., in: Mémoires de la Société de physique et d'histoire naturelle de Genève, 29, 1884-87, S. 1-80;
    Pyrenocarpeae feeanae in Feei, Essai (1824) et Supplément (1837) editae, e novo studio speciminum originalium expositae et in novam dispositionem ordinatae, ebd. 30, 1888-90, S. 1-5.

  • Literatur

    ADB 52;
    R. Chodat, in: Berr. d. Dt. botan. Ges. 14, 1896, S. 55-65 (W-Verz.);
    ders., in: Bull. des Travaux de La Murithienne, Société valaisanne des sciences naturelles, Fasc. 23-25, 1897, S. 71-76 (P);
    G. Lindau u. P. Sydow, in: Thesaurus litteraturae mycologicae et lichenologicae, Bd. 2, 1909, S. 137-49 (W-Verz.);
    J. Briquet, Biographies des Botanistes à Genève de 1500 à 1931, in: Berr. d. Schweizer. botan. Ges., 50 a, 1940, S. 340-52 (W-Verz.);
    Biologie-Dokumentation, Bibliogr. d. dt. biolog. Zs.lit. 1796-1965, hrsg. v. M. Scheele u. G. Natalis, 13, 1981, S. 6439-43 (W-Verz.).

  • Autor/in

    Brigitte Hoppe
  • Zitierweise

    Hoppe, Brigitte, "Müller, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 421 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104241330.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Müller: Johann M. (Argoviensis), Botaniker, geboren am 9. Mai 1828 zu Teufenthai im Aargau (Schweiz), am 28. Januar 1896 zu Genf. Nach dem Besuch der heimathlichen Dorfschule und der Bezirksschule in Reinach absolvirte M. die Reifeprüfung auf dem Gymnasium in Aarau und studirte in Genf Mathematik, nebenher seinen floristischen Neigungen auf wiederholten Ausflügen in den Jura und die Voralpen nachgehend. Von seinen Excursionsgenossen sind Ludwig Fischer, nachmals Professor der Botanik in Bern und der bekannte Pharmakognost C. Flückiger zu nennen. An Alphons Decandolle empfohlen, berief ihn dieser 1851 zum Conservator seines großen weltberühmten Herbars. Fast gleichzeitig unternahm M. als Begleiter Duby's eine floristischen Zwecken dienende Reise nach Südfrankreich, dann mit Boissier nach der Lombardei, Tirol und Salzburg und ein Jahr später nach Oberitalien bis Turin. Weitere wissenschaftliche Reisen hat er nicht unternommen. Während der mehr als 20 Jahre dauernden Thätigkeit am Decandolle’schen Herbar richteten sich Müller's specielle Studien fast ausschließlich auf die Systematik der Blüthenpflanzen. Es entstammen dieser Periode die monographischen Arbeiten über die Familien der Resedaceae, Apocynaceae und Euphorbiaceae, hauptsächlich für Decandolle's Prodromus, die beiden letzteren nebst den noch später behandelten Rubiaceae auch für die Martius’sche Flora brasiliensis. Zur Unterscheidung von gleichnamigen Botanikern fügte M. auf Martius' Vorschlag seinem Namen das Beiwort Argoviensis zu. Sämmtliche Monographien Müller's zeichnen sich durch Sorgfalt und Klarheit der Bestimmungen aus. Er besaß einen wunderbaren Blick für die richtige Classificirung selbst ganz entlegener exotischer Pflanzenformen. Die Bearbeitung der Resedaceae trug ihm die philosophische Doctorwürde seitens der Universität Zürich ein. Trotz alledem gehörte seine wahre Neigung den Kryptogamen, deren Erforschung er alle freie Zeit widmete. Vor allem warf er sich auf das Studium der Flechten, besonders in seiner späteren Stellung als akademischer Lehrer, und errang auf diesem Gebiete den Ruf einer anerkannten Autorität, so daß seine außerordentlich zahlreichen Schriften über diese Pflanzengruppe dem Systematiker zu unerläßlichen Hülfsmitteln wurden. Freilich konnte sich M. mit der von Schwendener begründeten und jetzt allgemein anerkannten Theorie, wonach die Flechten als durch Symbiose von Pilzen und Algen hervorgegangene Gebilde aufzufassen sind, niemals befreunden. Seiner Ueberzeugung von dem einheitlichen Charakter seiner Lieblingsgewächse gab er in seinen Schriften wiederholt recht scharfen Ausdruck. Es findet sich ein Verzeichniß sämmtlicher wissenschaftlichen Arbeiten Müller's in den beiden unten angegebenen Nekrologen. Um das Jahr 1868 trat M. in die akademische Laufbahn ein, indem er als Privatdocent an der alten Genfer Akademie Vorlesungen über vergleichende Morphologie und Systematik der Moose hielt. Aber erst nach Auflösung seines Verhältnisses zum Decandolle’schen Herbar, im J. 1874, konnte er sich ganz der Lehrthätigkeit widmen. Diese Aufgabe seiner Stellung war die Folge davon, daß ihn der Rath der Stadt Genf zum Conservator des Herbars Delessert wählte, welches 1869 durch Schenkung in den Besitz der Stadt übergegangen und aus Paris überführt worden war und um dessen Installirung sich M. große Verdienste erworben hatte. Bald darauf wurde er auch zum Director des städtischen botanischen Gartens ernannt. Seit 1871 wirkte er als außerordentlicher Professor für medicinische und pharmaceutische Botanik an der neu gegründeten Universität Genf und erhielt 1876 das Ordinariat für Systematik. M. las bloß während der Sommermonate und hielt sich in seinen Vorlesungen ohne Rücksicht auf systematische Stellung nur an die jeweilige Blüthezeit der zu besprechenden Familien, um|den Studirenden die Pflanzen immer im frischen Zustande vorführen zu können. Sein Vortrag war klar und durchdacht und fesselte durch die wissenschaftliche Begeisterung, die ihn beseelte. 1889 zog sich M. aus Gesundheitsrücksichten vom Lehramt zurück und lebte nur noch seiner wissenschaftlichen Thätigkeit, behielt aber die Direction des Botanischen Gartens und seine Stellung am Herbar Delessert bei. Seine wissenschaftlichen Verdienste um die botanische Systematik fanden gebührende Anerkennung. Von vielen gelehrten Gesellschaften war er Mitglied oder Ehrenmitglied. Eine Cucurbitaceen-Gattung von der Insel Timor ist durch Alf. Cogniaux nach ihm Muellerargia und eine neue Section des Genus Hyptis von John Briquet Müllerohyptis benannt worden. Mitten aus erfolgreicher Arbeit entriß ihn nach nur kurzem Krankenlager der Tod im 68. Lebensjahre. Seine großen lichenologischen Sammlungen sowie seine Bibliothek gingen durch Kauf in den Besitz des Herbarium Barbey-Boissier über.

    • Literatur

      Berichte der Deutschen Botan. Gesellsch. Bd. XIV, 1896, S. 55—65: Nachruf von R. Chodat. — Bulletin de l'Herbier Boissier IV, Genève 1896: Nachruf von John Briquet, S. 111—133.

  • Autor/in

    E. Wunschmann.
  • Zitierweise

    Wunschmann, Ernst, "Müller, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 515-516 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104241330.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA