Lebensdaten
1906 – 1988
Geburtsort
Basel
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Filmregisseur ; Drehbuchautor
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 1022882201 | OGND | VIAF: 35051225
Namensvarianten
  • Steiner, Siegfried Albert (eigentlich)
  • Steiner, Sigfrit
  • Steiner, Siegfried Albert (eigentlich)
  • mehr

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Zitierweise

Steiner, Sigfrit, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1022882201.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Roman Leonz (1871?–1953), aus Sempach (Kt. Luzern), Zahnarzt in Lindau, S e. Rebellen im Schweizer Sonderbundkrieg 1847/48, z. Tode verurteilt, dann begnadigt;
    M Marie Rosalie Jlitsch (Illitsch) (* 1872), aus Bössnitz (Sachsen), russ. Schausp.;
    2 Schw;
    1) Erika Thoma, 2) 1940 Irene Mahler (* 1921), aus Tschischkowitz (Böhmen), Tanzlehrerin, Moderatorin (s. Otto Schneider, Tanzlex., 1985), 3) München 1965 Annerose Kirch (Ps. Anne Rose Katz) (1924–2011, 1] Ottmar Katz, Journ., Feuilletonredakteur d. Münchner Merkur, u. a. Vf. v.Prof. Dr. med. Theo Morell“, 1982, 3] N. N., Drehbuchautor), aus Stuttgart, Journ., Drehbuchautorin in M., Ernst-Hoferichter-Preis 1992;
    1 T aus 1), 2 S aus 2) u. a. Alexander Roman (* 1942), Musiker, 2 T aus 2) u. a. Ellen (* 1941), Regisseurin, 2 Stief-T aus 3) u. a. Claudia Katz (* 1943), Malerin.

  • Biographie

    Nach Schulbesuch und Abitur an der Kantonsschule St. Gallen brach S. 1927 ein Innenarchitekturstudium ab und arbeitete als Bautechniker und Journalist. 1927 war er erstmals in einer Nebenrolle in Fritz Langs Stummfilm „Metropolis“ zu sehen. Im selben Jahr hospitierte er bei Charles Dullin am Studio du theatre de l’atelier in Paris, dann an Max Reinhardts Schauspielschule des Deutschen Theaters Berlin. Nach seinem Debut 1928 am Reuss’schen Theater in Gera war er in der Spielzeit 1930/31 am Deutschen Theater Berlin, danach wieder in Gera. Nach vorzeitiger Vertragslösung 1932 kehrte er 1933 nach St. Gallen zurück und leitete dort kurzzeitig eine Stickerei. 1934–37 am Stadttheater Luzern, danach für ein Jahr in Bern als Spielleiter, arbeitete er zugleich, wie später auch in Zürich, für Film und Rundfunk. 1939–56/57 war er an Züricher Bühnen engagiert, vorrangig am Schauspielhaus Zürich, wohin ihn der aus Deutschland emigrierte Leopold Lindtberg (1902–84) geholt hatte, u. a. als Feldprediger in Brechts „Mutter Courage“ (1941). In Lindtbergs Filmen „Füsilier Wipf“ (1938), „Wachtmeister Studer“ (1939), „Die letzte Chance“ (1944/45) und „Matto regiert“ (1946 /47) war S. ebenso zu sehen wie in Leonard Steckels „Bider, der Flieger“ (1941) oder in Max Hauflers „Menschen, die vorüberziehen“ (1941/42). Für seinen Film „Der doppelte Matthias und seine Töchter“ (1941) erstellte S. mit Ernst Iros das Drehbuch. Zu dieser Zeit gründete S. mit Kollegen das „Filmkollektiv Zürich“. Mehrmals führte er Regie in bodenständigen Schweizer Theaterstücken und Filmen, so realisierte er 1942 Albert J. Weltis Dialektstück „Steibruch“ mit Heinrich Gretler und der jungen Maria Schell sowie die „Matura-Reise“ (1942) nach seinem und Jacques Feyders Drehbuch. Nach finanziellem Desaster drehte S. einige Dokumentar- bzw. Werbefilme. 1947 spielte er in Fred Zinnemanns Nachkriegsfilm „The Search“ (Die Gezeichneten) an der Seite von Montgomery Clift und 1948 in Gustav Ucickys Filmdrama „Nach dem Sturm“ und arbeitete für Lazar Wechslers Praesens-Film. Seit den 50er Jahren drehte S. mehrmals unter den Schweizer Regisseuren Kurt Früh und Franz Schnyder. 1957 kehrte er ans dt. Theater zurück, zuerst nach Hamburg, 1957–59 nach Frankfurt/M. (Städt. Bühne). 1959–67 gehörte er dem Ensemble des Bayer. Staatsschauspiels München (Residenztheater) an; in den 60er und 70er Jahren kamen Engagements bei diversen Festspielen sowie Gastspiele in Frankfurt/M. und Wien hinzu. In Stücken von Shakespeare, Kleist, Hauptmann, Sternheim, Brecht, Lorca, Tschechow und Beckett gab er Knechte, Zigeuner, Handwerker, Feldmarschälle, zumeist eigenwillige, einsame Charaktere und knorrige, kauzige Typen. Nach seiner letzten Regie bei Schaggi Streulis „Polizist Wäckerli in Gefahr“ (1967) ging er mit dem Ensemble der „Brücke“ im Auftrag des Goethe-Instituts auf Welttournee mit Lessings „Minna von Barnhelm“ und Kafkas „Das Schloß“, 1968 folgte ein Gastspiel in New York. Seit 1957 trat er zunehmend auch im Fernsehen auf, in insgesamt über 50 Spielfilmen und in über 100 TV-Filmen (Mehrteiler u. Fernsehserien). Bei den großen europ. Theater-, Film- und TV-Regisseuren (Wirth, Beauvais, Noelte, Beyer, Staudte, Wajda, Zanussi) gefragt, spielte er zuletzt bei Kenneth Loach in „Fatherland“ (GB/BRD 1986) und bei Andrei Konchalovsky in „Duet for one“ (USA 1986). Auch als Hörspielsprecher war S. immer wieder tätig. Der „Junge Schweizer Film“, Kurt Gloor, Markus Imhoof, Xavier Koller und Thomas Koerfer, holten ihn in den 70ern vor die Kamera für „Fluchtgefahr“ (1974), „Die plötzliche Einsamkeit des Konrad Steiner“ (1975), „Das gefrorene Herz“ (1979). Seine Rolle in Jörg Grasers „Der Mond ist nur a nackerte Kugel“ (BRD 1980) wurde ein voller Erfolg. 1986 würdigte eine Fernsehdokumentation diesen vielseitigen, verhalten wie eindringlich spielenden Schauspieler von starkem Charakter. Kurz nach seinem letzten Auftritt in dem Fernsehfilm Birgitta Trommlers (und seiner Frau) „Wenn ich die Antwort wüßte . . .“ (1988) verstarb S. in München.

  • Auszeichnungen

    A Landi-Preis f. „Steibruch“ (1939);
    Filmband in Gold f. d. beste männl. Nebenrolle in „Ein Mann im schönsten Alter“ u. f. d. darst. Leistung in „Der Mond ist nur a nackerte Kugel“ (1964 u. 1981);
    Silberner Bär f. d. Titelfigur in „Die plötzl. Einsamkeit d. Konrad Steiner“ (1976);
    Mitgl. d. Wiener Burgtheaters (1972–74).

  • Literatur

    U. v. Kardorff, Störrisch-heiter, in: SZ v. 31. 10/ 1. 11. 1981 (P);
    dies., Spätholz, ebd. v. 31. 10/1. 11. 1986 (P);
    J. Kaiser, Ein Bodenständiger, ebd. v. 22. 3. 1988 (P);
    W. R. Vian, „Aber nein, wir wollen Sie doch lieber als Schauspieler!“, in: Filmbull., Nr. 129, März 1983, S. 26–41;
    M. Feldvoss, Der Aufrechte, in: FAZ v. 31. 10. 1986;
    Stiller Rebell, ebd. v. 23. 3. 1888;
    ms., Der alte Mann u. sein Lebenstrotz, in: NZZ, Fernausg. v. 30. 10. 1986;
    K. Gloor, S. S., in: epd Film, Nr. 5, 1988;
    – Kürschners Biogr. Theater-Hdb., 1956;
    Glenzdorfs Internat. Film-Lex., 1961;
    G. Zeutzschel, Das Fernsehspiel-Archiv 7, 1969 (P);
    ders., Das Hörspiel-Archiv, 1969;
    ders., Biogrr., 1969;
    Munzinger;
    BHdE II;
    Schweizer Lex. (P);
    Harenbergs Personenlex. (P);
    H.-M. Bock (Hg.), Lex. Filmschauspieler Internat., 1995;
    A. Heinzlmeier u. B. Schulz, Lex. d. dt. Film- u. TV-Stars, 2000;
    K. Weniger (Hg.), Das gr. Personenlex. d. Films, 2001 (Filmogr.);
    Cinegraph (Filmogr.);
    A. Kotte (Hg.), Theaterlex. d. Schweiz, 2005;
    HLS;
    Fernseh-Dok.:
    S. S., Porträt e. , v. K. Raganelli u. K. Wickler, 1986;
    Mitt.
    v. Anne Rose u. Claudia Katz, München.

  • Autor/in

    Brigitte Bruns
  • Zitierweise

    Bruns, Brigitte, "Steiner, Sigfrit" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 190-191 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1022882201.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA