Dates of Life
1028 – 1082
Place of birth
Ulster(?)/Irland
Place of death
Mainz
Occupation
Historiograph ; Chronist
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 100952984 | OGND | VIAF: 44184295
Alternate Names
  • Moelbrigte (eigentlich, = Knecht der Brigida)
  • Marianus Scottus
  • Moelbrigte (eigentlich, = Knecht der Brigida)
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Life description (NDB)

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Marianus Scottus, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100952984.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    Familie im nordostirischen Ulster beheimatet.

  • Biographical Presentation

    Ausschließlich autobiographischen Einschüben in der Universalchronik, die der irische Mönch M. in seiner Klause am Mainzer Dom zwischen 1072 und 1076 verfaßte, ist die Kenntnis über einen der bedeutendsten Chronographen des Hochmittelalters zu verdanken. Im Alter von 24 Jahren trat M. in ein Kloster (vermutlich das nordirische Moville) ein, das er vier Jahre später zwangsweise verließ, um ein geringfügiges Vergehen mit dem Schicksal lebenslanger Pilgerschaft auf dem Kontinent zu büßen. Dort hielt er sich zunächst im Kölner Irenkloster Groß-St. Martin (1056) auf. 1058 begab er sich zusammen mit dem Fuldaer Abt Egbert über Paderborn, wo er das Grab des unmittelbar zuvor beim Stadtbrand umgekommenen irischen Inklusen Paternus besuchte, nach Fulda. 1059 zum Priester geweiht, ließ er sich für zehn Jahre in der Zelle seines Landsmannes Animchad ( 1043) einschließen. 1069 wechselte er auf den Ruf seines vormaligen Abtes Siegfried hin, der 1059 auf den Mainzer Metropolitenstuhl erhoben worden war, von Fulda nach Mainz in die Bartholomäus-Kapelle des Doms über, in deren Klause er 1082 starb.

    „Geschichte nach dem Zeugnis der Evangelien zu schreiben“ (von den Brincken), hatte sich M. vorgenommen, indem er eine kritische Bemerkung Bedas zur (gebräuchlichen, aber falschen) Osterfestberechnung des Dionysius Exiguus aufnahm und in synoptischer Chronologie (1. Weltjahr, Kreuzigungsjahr, Mond- und Sonnenzyklus) das gesamte historische Datierungsgefüge überprüfte – mit dem Ergebnis, daß die dionysianischen Ostertafeln und alle geschichtlichen Daten nach Christi Geburt um 22 Jahre früher einzusetzen hatten. Gegen die traditionelle komputistische Literatur wurden in neuer chronologischer Exegese Weltalter und Inkarnationsära neu berechnet, die benutzten historiographischen Quellen der nachchristlichen Zeit (vor allem Hieronymus, Cassiodor, Ado von Vienne, Liber pontificalis, karolingische Annalen, lokale klösterliche Traditionen) in annalistischer Umdatierung einbezogen. Bei der knappen und kommentarlosen Verarbeitung von zeitgeschichtlichen Fakten zog M. – neben irischen und englischen Nachrichten – besonders Berichte aus dem Umkreis des Mainzer Erzbischofs heran.

    Nachträge und Auszüge der Chronik wurden in Mainz und Fulda bis 1084 angefertigt. Das von M. angewandte chronologische System beeinflußte nachhaltig den großen Chronographen und Komputisten Sigebert von Gembloux ( 1112) sowie (über Bischof Robert von Hereford) die engl. Chronistik des 12. Jh. (Florenz von Worcester, Wilhelm von Malmesbury, Gervasius von Canterbury).

  • Works

    Chronicon, ed. G. Waitz, in: MGH SS V, 1841, S. 481-564 (unvollst. ediert);
    Ergänzungen bei A.-D. v. d. Brincken, M. S., Unter bes. Berücksichtigung d. nicht veröff. Teile s. Chronik, in: DA 17, 1961, S. 191-238, bes. S. 208-31 (Praefatio, I. Buch. c. 1-8);
    B. MacCarthy, The Codex Palatino-Vaticanus No. 830, Tripartite Chronicle of Marianus Scottus (Texts, Translations and Indices), in: Royal Irish Academy, Todd Lecture Series 3, 1892 (Teilautograph);
    Epitome Mariani, ed. G. Waitz, in: MGH SS 13, 1881, S. 74-77;
    Mariani chronici Recensio altera, ebd., S. 78 f.

  • Literature

    W. Wattenbach – R. Holtzmann – F.-J. Schmale, Deutschlands Geschichtsquellen, 2, 1967, S. 446 ff.;
    A.-D. v. d. Brincken, M. S. als Universalhistoriker iuxta veritatem Evangelii, in: Die Iren u. Europa im früheren MA, hrsg. v. H. Löwe, 1982, S. 970-1009;
    E. Freise, Kalendar. u. annalist. Grundformen d. Memoria, in: MEMORIA, Der geschichtl. Zeugniswert d. liturg. Gedenkens im MA, hrsg. v. K. Schmid u. J. Wollasch, 1984, S. 441-577, bes. 575 ff.;
    F.-J. Schmale, Funktion u. Formen ma.|Gesch.schreibung, 1985, S. 79;
    J. Wiesenbach (Hrsg.), Sigebert v. Gembloux, Liber decennalis, in: MGH Qu. z. Geistesgesch. d. MA XII, 1986, S. 94 ff.

  • Author

    Eckhard Freise
  • Citation

    Freise, Eckhard, "Marianus Scottus" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 211-212 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100952984.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Marianus Scottus, d. h. nach damaligem Sprachgebrauch der Irländer, geb. 1028, wurde in seiner Heimath mit 24 Jahren Mönch; sein eigentlicher Name war Moelbrigte, d. h. Knecht der Brigita. Als seinen Lehrer nennt er Tigernach, ohne Zweifel den Annalisten dieses Namens. Wie viele seiner Landsleute, begab er sich nach dem Continent, wo er 1056 im Schottenkloster Groß-Sanct Martin in Köln eintrat, aber schon 1058 wanderte er nach Fulda, aus Verehrung gegen Bonifacius, den er als Landsmann betrachtete; hier ließ er sich auf dem Grabe des kürzlich verstorbenen Schottenmönchs Animchad als Klausner einmauern. Da dergleichen heilige Personen sehr verehrt und wie ein Talisman betrachtet wurden, ließ ihn Erzbischof Siegfried, der ihn als Abt von Fulda eingemauert hatte, 1069 nach Mainz bringen, wo er nun als Klausner an der Domkirche bis 1086 lebte, wenn die Angabe der Dysibodenberger Annalen richtig ist; sein Todestag ist der 22. December. M. hat sich eifrig mit chronologischen Untersuchungen beschäftigt und behauptete, daß Dionysius Exiguus die Geburt Christi um 22 Jahre zu spät angesetzt habe. Nach dieser Zeitrechnung verfaßte er eine Weltchronik bis 1082, mit großem Fleiß aus älteren Quellen zusammengesetzt, für uns jedoch nur durch einige locale Nachrichten von Bedeutung. Bei den Zeitgenossen, und namentlich auch in England, wurde sie sehr geschätzt und erhielt Fortsetzungen, deren geschichtlicher Werth das Hauptmerk übertrifft. Der erste Text derselben, in seiner Originalhandschrift erhalten, ist erst durch die Ausgabe von Waitz, Mon. Germ. SS. t. V, bekannt geworden, doch ist nur das dritte Buch abgedruckt; das erste enthält die alte Geschichte, das|zweite das Leben Christi und seiner Jünger. Von den Jahren 1065—1072 hat Dümmler in d. Forsch. z. D. Gesch. XVI, S. 169—171, eine abweichende Recension mitgetheilt.

  • Author

    Wattenbach.
  • Citation

    Wattenbach, Wilhelm, "Marianus Scottus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 378-379 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100952984.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA