Lebensdaten
1591 – 1664
Geburtsort
Ahlen (Westfalen)
Sterbeort
Burg Ottenstein (Westfalen)
Beruf/Funktion
Domherr zu Münster ; Büchersammler ; Wiegendruckforscher
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 100834604 | OGND | VIAF: 37269903
Namensvarianten
  • Mallinckrodt, Bernhard von
  • Malinkrot, Bernhard von
  • Mallinckrodt, Bern. a
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Mallinckrodt, Bernhard von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100834604.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1548–1628), auf Küchen u. Dalhausen, S d. Heinrich, auf Küchen u. Dalhausen, u. d. Mechthilde v. Oer;
    M Anna Remberta, T d. Rembert Krevet v. Alten u. d. Anna v. Oer.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Osnabrück und Minden studierte M. Theologie und die Rechte in Helmstedt und Marburg; 1615 erwarb|er den juristischen Doktorgrad. In Köln, wo er 1616 zum Katholizismus übertrat, und Rom (1618–22) setzte er seine Studien fort. Seit 1622 war M. Domherr, seit 1625 Domdechant in Münster. Bei der Bischofswahl 1650 unterlag er Christoph Bernhard Gf. v. Galen, einem Vorkämpfer der Gegenreformation und der fürstbischöfl. Landeshoheit. M. bestritt vergebens die Rechtmäßigkeit der Wahl bei Kaiser, Papst und Reichshofrat. Als er sich mit der nach Reichsfreiheit strebenden münsterischen Bürgerschaft zu verbinden suchte und sie gegen den Bischof aufwiegelte, mußte er 1654 nach Köln emigrieren. Bei seiner Rückkehr 1657 wurde er auf der Burg Ottenstein festgesetzt.

    Frühzeitig entwickelten sich M.s polyhistorische Neigungen: neben Theologie, Philosophie und Staatsrecht beschäftigte er sich vor allem mit Geschichte und Altertumskunde, mit Literaturgeschichte, Rhetorik und Geographie. Eine ihm wahrscheinlich aus Familienbesitz überkommene Bibliothek umfaßte schließlich 5355 Nummern, darunter Inkunabeln aus mehr als 100 Offizinen. Von typographischen und druckgeschichtlichen Beobachtungen und dem Interesse an der Textüberlieferung angeregt, verzeichnete und beschrieb M. die Inkunabeln in einem als Autograph erhaltenen Katalog (Münster, Staatsarchiv). Mit der Aufnahme der Inkunabelbestände rhein.-westfäl. Klosterbibliotheken erweiterte er diesen zu einem der ersten regionalen Wiegendruckverzeichnisse. M.s Kritik der Schriftformen und der Holzschnitte zeugt von einem vom Kupferstich und von der Typographie des Barock beeinflußten, seiner historischen Denkweise integrierten Stilbewußtsein.

    Fortdauernde Bedeutung gewann M. durch sein Hauptwerk „De ortu ac progressu artis typographicae“ (1640). In dieser weitläufigen, um 1635 entstandenen, die Entwicklung des Buchdruckes, den progressus, bis ins 17. Jh. einbeziehenden Untersuchung wies er nach – nicht ohne Mängel in der Quellenkritik –, daß die Typographie um 1440 in Mainz erfunden wurde – wobei er irrtümlich Johann Fust als Schöpfer der metallenen Einzelletter und Gutenberg als Geldgeber ansah. M. trat dem Anspruch holländ. Autoren auf Laurens Coster als Erfinder entgegen, wie ihn 1628 Petrus Scriver in der Schrift „Laure Crans voor Laurens Coster in Haerlem“ verteidigt hatte. M.s „Dissertatio historica“, zum 200-jährigen Gedenken an die Erfindung des Buchdrucks 1640 im Druck erschienen, kann als Vorläuferin der späteren Gutenbergforschung gelten.

  • Werke

    Weiteres W Die Autobiogr. d. Münsterschen Domdechanten B. v. M., 1635, hrsg. v. H. Keussen, 1911 (aus: UB d. Fam. v. Mallinckrodt II).

  • Literatur

    ADB 20;
    K. Tücking, Gesch. d. Stifts Münster unter Christoph Bernhard v. Galen, 1865;
    K. Ohly, Das Inkunabelverzeichnis B. v. M.s, in: Westfäl. Stud., Alois Bömer z. 60. Geb.tag, hrsg. v. H. Degering u. W. Menn, 1928, S. 39-62.

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Mallinckrodt, Bernhard von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 731-732 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100834604.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mallinckrodt: Bernard v. M., Domherr in Münster, geb. zu Ahlen am 29. November 1591, zu Ottenstein am 7. März 1664. — Ein Kind protestantischer Eltern, studirte er zunächst in Osnabrück und Minden, dann in Helmstädt, Marburg und Köln, wurde hier am 11. März 1616 katholisch und begab sich 1618 nach Rom, von wo er 1622 zurückkehrte. Inzwischen schon zum Domherrn in Münster ernannt, wurde er hier bereits 1625 zum Domdechant befördert. Bei der Neubesetzung des Münster’schen Bischofsstuhles im J. 1650 war M. der Hauptconcurrent Christoph Bernards von Galen, gegen dessen am 14. November erfolgte Wahl er bei Papst und Kaiser Protest einlegte und dem er auch nach bald erfolgter päpstlicher Bestätigung und kaiserlicher Belehnung Obedienz und Reverenz verweigerte, weshalb er am 6. März 1652 von Chor und Capitel, Officium und Beneficium ausgeschlossen wurde. Wiederholt vom Kaiser und ebenso durch Erkenntniß des Reichshofraths mit seinen Beschwerden abgewiesen, intriguirte er desungeachtet weiter und wurde deshalb am 26. August 1654 von Christoph Bernard mit der größeren Excommunication belegt. Als M. sich auch darum nicht kümmerte, vielmehr zu offener Aufwiegelung des Volles überging, sollte er am 7. October verhaftet werden, entkam aber in dem dadurch verursachten Tumulte und flüchtete nach Köln. Nachdem die hauptsächlich von ihm ausgesäete Zwietracht zwischen Fürst und Bürgerschaft durch den Vertrag von Schönefliet (25. Februar 1655) vorläufig wieder beglichen und auch durch die Vota ausländischer Juristenfacultäten die Absetzung Mallinckrodt's entschieden, für Letzteren also gar nichts mehr zu hoffen war, kehrte er trotzdem im Juli 1657 nach Münster zurück, wurde aber alsbald von fürstlichen Soldaten aufgehoben und nach der Burg Ottenstein gebracht, wo er dann noch beinah sieben Jahre im Gewahrsam lebte, vor seinem Tode von der Excommunication wieder befreit. — Mallinckrodt's 1720 in Münster öffentlich verkaufte Bibliothek wies 5355 Nummern auf.

    • Literatur

      Selbstbiographie in den Manuscripten des Alterthumsvereins zu Münster. — Tücking, Geschichte des Stifts Münster unter Christoph Bernard v. Galen (Münster 1865).

  • Autor/in

    Hülskamp.
  • Zitierweise

    Hülskamp, Franz, "Mallinckrodt, Bernhard von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 143 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100834604.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA