Dates of Life
unbekannt
Occupation
Unternehmerfamilie
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 189514981 | OGND | VIAF: 221168987
Alternate Names
  • Stollwerck

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Citation

Stollwerck, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd189514981.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Der Gründer des Unternehmens, Franz (1815–76), war der Sohn eines Wollgarnzwirners und einer Brauerstochter. Er erlernte das Bäckerhandwerk und war in den 1830er Jahren als wandernder Geselle in Süddeutschland, in der Schweiz und in Frankreich unterwegs. 1839 eröffnete er in Köln eine Bäckerei, in der er auch Schokolade und Dragees verkaufte. Als Spezialität bot er „Brustbonbons“ an. Für diese Heilmittel warb S. mit Anzeigen in Tageszeitungen. Da die Apotheker dies als Konkurrenz ansahen, erwirkte S. 1846 einen Ministerialerlaß mit der Erlaubnis, daß Konditoren Heilmittel verkaufen durften, und erzielte in den kommenden Jahren enorme Verkaufserfolge. Die Anzahl der Vertriebsstellen der Brustbonbons stieg von 44 (1845) auf 900 (1865) in Europa, 1869 verkaufte Franz 850 000 Päckchen. 1847 wurde er Hoflieferant des Prinzen Friedrich von Preußen. Er erzielte mit den Brustbonbons zahlreiche Preise bei Ausstellungen, u. a. 1855 bei der Weltausstellung in Paris. Parallel baute er die Konditorei zur Gastwirtschaft aus, in der er auch Abendkonzerte veranstaltete. 1847 eröffnete er an Kölns größter Einkaufsstraße, der Schildergasse, das „Café Royal“, das er 1848 in „Deutsches Kaffeehaus“ umbenannte. Hier trafen sich die rhein. Demokraten. Kurzzeitig betrieb er auch die „Königshalle“, einen Saal für 2400 Personen für Konzerte, Theater und Bälle. 1865 verlegte Franz das Unternehmen an die Hohe Straße nahe dem Dom, wo er seit 1866 die Schokoladenherstellung erweiterte und Ende der 1860er Jahre ca. 375 verschiedene Sorten anbot. Neben den Süßwaren wurden eine Reihe von „Sanitätslebensmitteln“ nach dem System Liebig hergestellt und vertrieben. Seit etwa 1850 unterhielt Franz auch eine Kölnisch-Wasser-Produktion. Das Unternehmen firmierte seit 1869 als „Franz Stollwerck & Söhne“.

    Seine Söhne Albert Nicolaus (1840–83) und Peter Joseph (1842–1906, KR, rumän. Generalkonsul, venezuelan. Konsul) wurden zu Kaufleuten ausgebildet, Heinrich (1843–1915, KR, s. DBJ I, S. 171–74) zum Techniker; sie waren seit Ende der 1850er Jahre im Unternehmen tätig. Franz, der mit seinen Gründungen keine Strategie verfolgte und Kapital in die diversen Aktivitäten investierte, war mehrfach dem Bankrott nahe. Er konnte sich mit seinen älteren Söhnen nicht über die Ausrichtung des Geschäfts einigen. 1870 trat Nicolaus aus der Firma aus und gründete eine eigene Zuckerraffinerie. Von der Emser Kurverwaltung erlangte er das Patent zur Herstellung der berühmten „Emser Pastillen“, die bis Ende der 1870er Jahre in Köln fabriziert und bis 1906 vertrieben wurden. Auch die beiden jüngeren Brüder traten 1871 aus dem Familienunternehmen aus und gründeten mit Nicolaus die „Gebr. Stollwerck“ unter Hinzunahme des Zuckerunternehmens; sie übernahmen auch den Vertrieb der Brustbonbons. In einem eigenen Fabrikgebäude wurde daneben die Schokoladenherstellung aufgenommen. Die beiden jüngeren Söhne von Franz, Ludwig (s. u.) und Carl (1859–1932, pers. Generalkonsul), traten 1873 bzw. 1876 in das väterliche Unternehmen ein. Beide Unternehmen wurden nach dem Tod des Vaters zusammengelegt, bis dahin gab es ständige, teilweise gerichtliche Auseinandersetzungen.

    Die Produktion von Kölnisch Wasser wurde aufgegeben, dafür nahmen die Brüder die Herstellung von Likören, Obstkonserven, Biskuits und Waffeln sowie zeitweise von Halbfabrikaten für Konditoreien auf. Seit 1866 ließen die S. zum Nachweis besonderer Qualität ihre Produkte in chemischen Laboren untersuchen und nahmen 1884 das erste eigene Labor in der Branche in Betrieb. Seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jh. wurden durch Ludwigs Einfluß Tafelschokoladen und Kakaopulver zu den Hauptprodukten, zu Beginn des 20. Jh. wurde die Fabrikation der Pralinen ausgebaut.

    Eine besondere Rolle nahm der Vertrieb der Schokolade ein, die sich Ende des 19. Jh. zum Massenprodukt mit aufwendig gestalteten Verpackungen entwickelte. 1873 gründeten die S. das erste auswärtige Filialgeschäft in Frankfurt/M., 1896 wurde in Preßburg die erste Auslandsfabrik errichtet, seit 1900 auch in den USA in einem eigenen Unternehmen produziert, das aber nach 1917 unter staatlicher Verwaltung stand und schließlich an einen US-amerik. Konkurrenten verkauft wurde. In Köln wurde seit 1872 in der südl. Kölner Altstadt das Hauptwerk stetig erweitert. Die Produktionstechnik wurde laufend verbessert, Heinrich entwarf fast alle 800 Maschinen für die Schokoladenherstellung, von denen er einige zum Patent anmeldete. Seit 1880 exportierten die S. Maschinen an ihre Zweigfabriken, aber auch an fremde Unternehmen, 1886 wurde eine eigene Maschinenfabrik errichtet. Führend war das Unternehmen auch in der Werbung, seit Ende des 19. Jh. mit einer eigenen Werbeabteilung. Im 19. Jh. erhielt das Unternehmen 67 Ausstellungsmedaillen und 26 Hoflieferantendiplome.|Nicolaus war 1876 Mitgründer des Verbandes Dt. Schokoladenfabrikanten, für dessen Mitgliedsunternehmen er zwei Jahre später die „Reinheitsmarke“ für Schokolade und Kakao entwarf. Sein Bruder Peter Joseph war 1897–1906 Vorsitzender des Verbandes. Heinrich war 1902–09 liberaler Stadtverordneter in Köln.

    1902 wurde das Unternehmen in eine AG umgewandelt, erster Vorstand wurden Ludwig und Carl sowie ein Sohn von Peter Joseph, Gustav (1872–1951). Zu Beginn des 20. Jh. rückten familienfremde Mitarbeiter in Führungsfunktionen auf. Die Mitarbeiterzahlen des Unternehmens stiegen stetig von 65 (1886) auf 2100 (1900), 1938 waren im Konzern 4500 Mitarbeiter beschäftigt. 1929 wurde die „Deutsche Bank AG“ Miteigentümerin und in den folgenden Jahren Hauptaktionär. Ende 1931 verlor die Familie den maßgeblichen Einfluß auf die Unternehmensleitung und Carl schied aus dem Vorstand aus. Der Bankier Karl Kimmich (1880–1945) sanierte das Unternehmen, das sich aufgrund von Vermögensverlusten im 1. Weltkrieg, der Übernahme des Reichardt-Konzerns 1930 und der Wirtschaftskrise in Schwierigkeiten befand. 1975 verlegte das 1971 von Hans Imhoff (1922–2007) mehrheitlich übernommene Unternehmen seinen Sitz nach Köln-Porz. Der neue Hauptaktionär übernahm auch die Leitung des Unternehmens, kaufte Traditionsmarken wie Sprengel (1979), Sarotti (1998) und Gubor (1999) auf und errichtete mehrere Zweigwerke. Imhoff verkaufte das Unternehmen 2002 an die schweizer. Barry Callebaut, die die Produktion am Standort Köln 2005 aufgab und nur Teile der Verwaltung dort beließ.

  • Author

    Ulrich S. Soénius
  • Familienmitglieder

  • Citation

    Soénius, Ulrich S., "Stollwerck" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 421-423 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd189514981.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA