Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
aargauische Familie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 139780580 | OGND | VIAF: 102628253
Namensvarianten
  • Mülinen, von

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Mülinen, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139780580.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Das aargauische Ritter- und habsburgische Ministerialengeschlecht der M. ist traditionsgemäß seßhaft in den Landschaften March und Gaster und mit Peter, dem Schultheißen von Brugg (erw. bis 1281), erstmals nachweisbar. Sein Enkel Albrecht, Herr zu Rauchenstein, in Jerusalem zum Johanniterritter geschlagen, wurde 1343 Kirchherr zu Neuenburg/Rhein, sein Bruder Egbrecht (Egli) ( 1370, 1339 Ritter), Herr zu Kestelen und Rauchenstein, übte seit 1366 das Amt des Hofmeisters in Königsfelden aus. Von seinen drei Söhnen fiel Albrecht ( 1386), Rat des Hzg. Leopold III. von Österreich, in der Schlacht von Sempach. Der zweite Sohn, Egbrecht ( 1400), gen. Truchseß, begründete die Tiroler Linie. 1434 wurde von Kaiser Sigismund die Reichsunmittelbarkeit seiner Söhne Egbrecht und Hans Wilhelm ( 1449), Chorherr des 1411 säkularisierten Stiftes Beromünster und Rat des 1415 geächteten Hzg. Friedrich, anerkannt. Der dritte Sohn, Henmann ( 1421), Ritter und Hofmeister zu Königsfelden, erwarb 1407 das Bürgerrecht von Bern. Sein Sohn Hans Albrecht ( 1507) nahm 1464 an der Schlacht von Héricourt, 1476 an jener von Grandson teil und erhielt im selben Jahr vor Murten den Ritterschlag. Von seinen vier Söhnen, führten zwei die Linie weiter: Hans Albrecht ( 1517), Herr zu Kastelen und Rauchenstein, 1491 Herr zu Wildenstein, 1467 Bürger von Bern, heiratete Dorothea, Tochter des Berner Schultheißen Adrian v. Bubenberg. Er erhielt zusammen mit seinem Bruder Hans Friedrich ( 1491), Herrn zu Brandis, Kastvogt der Klöster Trueb und Rüegsau, bischöfl.-basler. Meyer (Verwalter) in Biel, ebenfalls den Ritterschlag in Murten. Sein Sohn Hans Albrecht (1480–1544), Deutschordensritter und Freund Zwinglis, verwaltete seit 1532 die Komturei Köniz. Hans Friedrichs Nachfahren erscheinen in franz. Urkunden öfters als „de Mellunes“. Sein bedeutender Sohn Kaspar (1481–1538) war Großrat (1500) und Schultheiß von Burgdorf; 1506 wurde er in Jerusalem zum Ritter des Hl. Grabs geschlagen. 1509 zum Landvogt in Grandson, 1510 zum Landvogt von Echallens und Orbe gewählt, trat er 1516 in den Dienst des Hzg. Ulrich von Württemberg. 1517 Kleinrat, reiste er 1524 als eidgenöss. Gesandter zu Verhandlungen nach Savoyen, Ferrara und Monferrat. Als Gegner der Reformation verlor er 1527 seinen Sitz im Rat (s. ADB 22; Bern. Biogrr. III, 1898, S. 615-62; L). Er hinterließ drei Söhne: Johann Rudolf, der 1522 in der Schlacht von Biccoca fiel, und Christoph (1515–50), 1536 Großrat, 1540 Schultheiß von Murten und 1550 Kleinrat, den die Pest dahinraffte. Dessen Enkel Nikolaus (1570–1620, s. ADB 22), 1596 Großrat, 1603 Vogt von Aarwangen, 1613 Kleinrat, erprobt als Diplomat und im Kriegsdienst gegen die Türken, fiel als Oberbefehlshaber der bern. Truppen bei Tirano. Berühmtester Sohn von Kaspar war Beat Ludwig (1521–97); er wurde 1542 zum Großrat, 1543 zum Schultheiß von Burgdorf, 1552 in den Kleinen Rat und zum Landvogt von Gex gewählt, verhandelte als Gesandter in Lyon und Savoyen über die Rückgabe von Gex und Chablais 1567. Als Schultheiß (1568–97) führte er 1575 und 1586 die Berner Gesandtschaft zu König Heinrich III. von Frankreich an und schloß den Frieden von Nyon mit Savoyen (s. ADB 22; HBLS; Schweizer Lex.). Seine Urenkel, der in Aarau wohnende Wolfgang (1609–79), tauschte Schöftland gegen die Löwenburg bei Murten, war seit 1645 Großrat, seit 1639 Landvogt von Arberg, 1648 von Baden und Hofmeister in Königsfelden seit 1650 und verfaßte alchemistische Arbeiten. Beat Ludwig (1612–74) kämpfte 1632 in schwed. Diensten bei Lützen, diente seit 1634 in der Leibgarde des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, später unter Johann Moritz von Nassau-Siegen in Brasilien bis 1642, war 1653 Kommandant von Aarburg, Landvogt in Landshut seit 1654, Oberst des Regiments im Oberland und Kriegsrat seit 1665. Von seinen Söhnen standen Albrecht (1649–1705, s. Bern. Biogrr. IV, 1902, S. 308-22) und Wolfgang (1665–1735) in franz. Kriegsdiensten. Albrecht wurde 1691 Großrat, 1697 Vogt von Nyon, 1703 Oberkommandant in der Waadt, 1705 Kleinrat und dann Oberst in Holland. Wolfgang war 1711 Großrat, befehligte im 2. Villmergerkrieg 1712 die bern. Truppen, übernahm 1717 die Landvogtei Fraubrunnen, 1725 das Kleinratsmandat und 1728 jenes des Venners zu Schmieden. Nach ihm teilte sich die Familie in zwei Zweige.

    Aus erster Ehe mit Anna Manuel stammte Niklaus (1699–1748), der Stammvater der älteren Linie, Großrat seit 1735, Rathausammann 1741 und Landvogt von Granson 1745. Sein Sohn Hans Rudolf (1746–1801), Generaladjutant in piemontes. Diensten, wurde 1785 Großrat, 1793 Oberst des Regiments Oberland und 1794 Landvogt von Oron. Sein Sohn Bernhard (1788–1851) kämpfte als württ. Kavallerieoffizier mit den Rheinbundtruppen 1807 gegen Preußen und Russen, wirkte 1808-11 als Diplomat in Kassel und St. Petersburg, war im russ. Feldzug 1812 württ. Kammerherr, nahm 1814/15 am Wiener Kongreß teil, blieb 1820-38 als Gesandter Württembergs in Paris akkreditiert, gab 1842 sein Berner Bürgerrecht auf und wurde mit seinem Vetter Niklaus Friedrich (1760–1833) 1816 in den österr. Grafenstand erhoben (s. 1). Sein Sohn Wilhelm Paul Dionys (1824–63) war Offizier in österr. Diensten, danach franz. Diplomat in Rio de Janeiro, sein Bruder Rudolf (1828–98), k. u. k. Kammerherr, als Attaché 1855 an der österr. Gesandtschaft in Florenz, danach in Paris, Stockholm und Im Haag akkreditiert, starb in Graz ohne Nachkommen (s. Kosch, Biogr. Staatshdb.). Mit dem Sohn von Wilhelm Paul Dionys, Paul Heinrich Rudolf (1852–1934), Dr. iur. in Klagenfurt, erlosch die ältere Linie.

    Aus der zweiten Ehe Wolfgangs ( 1735) mit Esther v. Diesbach entstand die jüngere Linie: Friedrich (1706–69), Großrat 1745, Landvogt von Buchsee 1753, Kleinrat 1756, Bauherr 1759, Venner 1762, mehrfach Tagsatzungsgesandter in Baden, gründete die Familienbibliothek in Bern. Sein Sohn Albrecht (1732–1807), Großrat 1764, Vogt von Laupen 1769, Kleinrat 1774, Geleitsherr 1776, Gesandter an die Tagsatzungen 1777-1797, Venner zu Schmieden 1778, Welschseckelmeister 1783, Schultheiß 1791 wurde 1798 von den Franzosen als Geisel nach Straßburg verschleppt (s. HBLS; Schweizer Lex.). Sein Sohn Gf. Niklaus Friedrich (s. 1) war Gründer und Präsident der Schweizer Geschichtsforschenden Gesellschaft. Sein Enkel Dr. phil. Egbert Friedrich (1817–87) machte sich ebenfalls um die bern. Geschichte und Heimatkunde verdient. Von seinen Kindern kämpfte Helene (s. 2) für das Frauenstimmrecht, Eberhard Friedrich (1861–1927) machte sich nach einer Diplomatenkarriere in preuß. Diensten in der Türkei und in Palästina durch zahlreiche Aufsätze als Orientalist einen Namen (s. HBLS; Kosch, Biogr. Staatshdb.), Eleonore (1893–1967) fand als Bildhauerin Beachtung, Wolfgang Friedrich (1863–1917, s. L) war seit 1896 ao. Professor der Geschichte und Burgerrat, 1900 Oberbibliothekar der Stadt- und Universitätsbibliothek in Bern; er verkaufte zusammen mit seinem Vetter Wolfgang Friedrich die bedeutende Sammlung von Handschriften und die Bibliothek der Familie an die Burgergemeinde Bern (heute in der Burgerbibliothek). Sein Sohn Henmann Egbert Friedrich (1896–1976), Elektroingenieur arbeitete als Ingenieur bei Brown-Boveri in Baden, dessen Sohn Frédéric (* 1928), lic. iur., ist als Militärberater beim IKRK tätig.

  • Literatur

    Fam.buch Kaspar v. Mülinens (15. Jh., Ms. in d. Burgerbibl. Bern);
    Wurzbach;
    HBLS;
    Genealog. Hdb. d. Adels, Gräfl. Häuser A VII, 1973, S. 288-91. – Zu Wolfgang ( 1679): Ch. Holliger, Schöftland, 1992. – Zu Wolfgang Friedrich: Zur Erinnerung an W. F. v. M., in: Bll. f. bern. Gesch., Kunst u. Altertumskde. 12, 1917, S. 1-55;
    DBJ II, Tl.;
    J. Arndt, Biogr. Lex. d. Heraldiker, 1992.

  • Porträts

    zu Kaspar ( 1538): Gem. v. N. Manuel, 1520 (Kunstmus. Bern), Abb. in: H. B. de Fischer, Le Portrait Bernois, II, 1921, S. 11. – Zu Beat Ludwig ( 1597): Kopie v. F. Oelenhainz, 18. Jh. ? (Burgerbibl. Bern), Abb. in: F. Thormann, Die Schultheissenbilder d. Berner Stadtbibl., 1925, Tafel 11).

  • Autor/in

    Barbara Braun-Bucher
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Braun-Bucher, Barbara, "Mülinen, von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 303-305 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139780580.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA