Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Maschinenbauer ; Schiffbauer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139590919 | OGND | VIAF: 101314641
Namensvarianten
  • Sachsenberg

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Sachsenberg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139590919.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die S. sind seit 1620 als Huf- und Waffenschmiede bei Wörlitz (Anhalt) nachweisbar. Johann Gottlieb (1784–1844) übernahm 1809 den väterlichen Betrieb und befaßte sich v. a. mit mechanischen Arbeiten, er stellte u. a. die Stabgeläute der Kirchen zu Serno und Köthen her. Nach seinem Tod gründeten seine drei Söhne 1844 die „Maschinenfabrik Gebrüder Sachsenberg“. Gottfried (1818–88) überwachte die Konstruktionsarbeiten und vertrat die Firma nach außen, Friedrich (1819–95), Geh. Kommerzienrat, beaufsichtigte die Fabrikation in den Werkstätten, Wilhelm (1822–75) übernahm die kaufmännischen Angelegenheiten. Anfangs wurden nur Reparaturen an Maschinen und Geräten im Umkreis von Roßlau ausgeführt, später wurden Ziegeleimaschinen (seit 1851), Pumpen und Maschinen zur Papierherstellung (seit 1857) produziert sowie eine eigene Gasanstalt errichtet. Die erste Dampfmaschine mit 4 PS wurde 1849 produziert. Das 1865 in die „Gebrüder Sachsenberg OHG“ umgewandelte Unternehmen legte 1866 am Eibufer eine zunächst für Schiffsreparaturen ausgelegte Werft an, die bald vollständige Schiffe baute. 1869 wurde der erste Frachtdampfer „Hermann“ fertiggestellt. Die Beschäftigtenzahl stieg von 12 (1846) auf 710 (1887). 1885 traten die Söhne von Gottfried und Friedrich, Gotthard (1849–1914), Dr.-Ing. E. h., Kommerzienrat, und Georg (1850–1936, s. Wi. 1935), Ingenieur und Kommerzienrat, als Teilhaber hinzu, 1887 folgte Wilhelms Sohn Paul (1860–1935), Kaufmann und Kommerzienrat. Die Firma wuchs bis 1890 zur größten europ. Flußschiffwerft, die in alle Erdteile außer Australien exportierte und zahlreiche patentierte technische Neuerungen hervorbrachte, u. a. das von Ernst W. Dietze (1837–1915) entwickelte und 1883 erstmals eingesetzte „Sachsenberg'sehe Schaufelrad“, die erste Walzen-Muffenrohrpresse (1873) oder Kugelmühlen nach Sachsenberg/Brückner (1877). 1892 erfolgte die Umbildung in eine GmbH, in der mittlerweile ca. ein Drittel der Roßlauer Bevölkerung beschäftigt war. Zur Bedienung der Rheinschiffahrt wurde 1898 eine Filiale in Köln-Deutz eröffnet. Nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1908 führten zunehmende wirtschaftliche Schwierigkeiten (u. a. Auftragsrückgang) sowie der Tod von Gotthard 1917 zur Übernahme der Aktienmehrheit durch ein Bankenkonsortium unter Führung des Bankhauses Deichmann in Köln und zum Rücktritt der beiden Inhaber und Vorstandsmitglieder Georg und Paul 1918. Mit Ausweitung der Weltwirtschaftskrise gingen die Beschäftigungszahlen zurück, die Filialen in Köln-Deutz und Stettin wurden stillgelegt. Mit dem Zusammenbruch des Bankhauses Deichmann 1931 wurde das Werk einem Treuhänder unterstellt, die endgültige Liquidation konnte nur knapp abgewendet werden. 1934 kaufte Gotthard d. J. (1891–1961, s. Wi. 1935), 1928 und 1930 M.d.R., die Aktienmehrheit zurück, dem Vorstand trat sein Bruder Hans (1889–1937), Ingenieur, bei. Nun wurden eigene Entwicklungskonzepte realisiert, z. B. Konstruktionen in Leichtbauweisen, amphibische Fahrzeuge oder ein Land-Wasser-Schlepper sowie transportable Bagger für zivile und militärische Zwecke, die international verkauft wurden. Tochterfirmen in Hamburg, Kiel und den Niederlanden nahmen ihren Betrieb auf. Die in Roßlau entwickelten Leichtmetall-Gleitboote bildeten den Anstoß für die Entstehung des „Schertel-Sachsenberg-Schnellboot-Konsortiums“ 1937 zur Konstruktion von Tragflügelbooten. 1939 wurde zur Stützung der expandierenden Firma die „Hans Peter, Klaus Sachsenberg-Stiftung“ gegründet (1946 liquidiert, 1949 in Bad Nauheim wiederbegründet), der im Mai 1945 acht Werke mit über 9000 Mitarbeitern, auch Zwangsarbeitern, angehörten. 1945 wurde das Unternehmen der Sowjet. Militärverwaltung unterstellt, im Mai 1945 begann die Demontierung der Betriebe. Seitdem waren keine Familienmitglieder mehr in der Leitung des Unternehmens tätig, das als „VEB Roßlauer Schiffswerft“ (1945-48 Betrieb d. SAG Treuhand, 1948-70 Betrieb d. VVB Rostock), seit 1970 unter dem Namen „VEB Elbewerften Boizenburg/Roßlau, Werk Roßlau“ v. a. Binnen-Containerschiffe und Spezialkühlschiffe für die Binnenschiffahrt baute. Nach 1990 stellte die Firma als „Roßlauer Schiffswerft GmbH“ die Produktion um auf Stahlhochbau und Stahlbau, seit 1997 werden schwere Stahlbrücken hergestellt. Familienmitglieder traten in weiteren Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in Erscheinung. Wilhelm d. Ä. und Gotthard d. Ä. hatten Funktionen im Landtag inne. Georgs Sohn Ewald (1877–1946, s. Wi. 1935; Pogg. VI-VII a) baute an der TH Dresden den Bereich Betriebswissenschaften auf. Gotthard d. J., Pionier des Luftverkehrs und Ritter des Ordens Pour le Mérite, wurde für die Wirtschaftspartei 1928 in den Reichstag gewählt und initiierte nach dem 2. Weltkrieg u. a. das Dt. Grüne Kreuz. Sowohl Gotthard d. J. als auch Hans waren Vorstandsmitglieder der Junkers-Werke Dessau. Wilhelm |(1904-96), Ehrenpräsident der AOPA Germany und des Dt. Aero Clubs sowie 1978-91 Vorstandsvorsitzender bzw. zuletzt Ehrenvorsitzender der seit 1972 in „Gotthard Sachsenberg-Stiftung“ umbenannten „Hans Peter, Klaus Sachsenberg-Stiftung“, gilt als Nestor der dt. Sportfliegerei. Margarethe (1898–1978) war Geschäftsführerin des Bauhauses in Dessau und wirkte als Verwaltungsdirektorin im Südwestfunk Baden-Baden am Aufbau des Senders nach dem Krieg mit. Gert (1924–2001) war Vorstandsvorsitzender der Gotthard Sachsenberg-Stiftung.

  • Literatur

    FS z. 50j. Bestehen d. S.’schen Masch.fabrik Roßlau, 1894;
    E. Dietze, Zur Gesch. d. Roßlauer Schiffswerft, 1908 (Ms. u. Typoskr. im LHASA. DE, Gebr. Sachsenberg Roßlau, Nr. 414);
    J. Fischer, 100 J. Sachsenberg, 1930;
    90 J. 1844-1934 Gebr. Sachsenberg AG Roßlau an d. Elbe, 1934;
    Gebr. Sachsenberg AG, Land- u. See-Leichtbau GmbH, 1935;
    Sachsenberg AG, Ein geschichtl. Rückblick, in: Erleben u. Wirken, Werkszs. d. Sachsenberg-Unternehmungen Roßlau, H. 1, 3, 5, 1941-44;
    Gotthard-Sachsenberg-Stiftung e.V., Die Sachsenbergs in Roßlau, Ein Fam.unternehmen, 1984, ²1993 (P); |

  • Quellen

    Qu Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abt. Dessau (LHASA, DE), Gebr. Sachsenberg AG, Roßlau.

  • Autor/in

    Ines Hildebrand
  • Zitierweise

    Hildebrand, Ines, "Sachsenberg" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 338-339 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139590919.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA