Lebensdaten
1842 – 1908
Geburtsort
Bodenwerder (Herzogtum Braunschweig)
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Kolonialpolitiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139513744 | OGND | VIAF: 14485401
Namensvarianten
  • Scharlach, Julius

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Zitierweise

Scharlach, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139513744.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    1872 Bettina Speyer;
    1 S Otto Julius, Dr. iur., 2 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Gelehrtenschule Johanneum in Hamburg studierte S. Jura in Heidelberg und Göttingen, wo er zum „Corps Hannovera“ gehörte (Dr. iur.), und ließ sich Mitte der 60er Jahre in Hamburg als Rechtsanwalt nieder. Mitte der 80er Jahre wandte er sich der Kolonialfrage zu und rief eine Reihe von Kolonialunternehmen ins Leben. An der Spitze eines Konsortiums gründete er 1892 die „South West Africa Company Ltd.“, 1899 die „Otavi-Minen- und Eisenbahn-Gesellschaft“ zur Ausbeutung der Kupfervorkommen im nördlichen Teil Dt.-Südwestafrikas, die „Gesellschaft Süd-Kamerun“, die 1898 eine Konzession über ca. 50 000 km² Land zur Ausbeutung von Gummi und Elfenbein in Südkamerun erhielt, sowie die „Schantung Eisenbahn-“ und die „Schantung Bergbau-Gesellschaft“ in China. Darüber hinaus beteiligte sich S. an der Gründung der Kolonialschule in Witzenhausen, in deren Aufsichtsrat er auch saß, und war seit 1890 für mehrere Jahre Mitglied im Kolonialrat, dem beratenden Gremium der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes. In seinen letzten Lebensjahren setzte er sich für die Schaffung einer Eisenbahn von der brasilian. Küste zur dt. Siedlung Blumenau ein.

    S. steht als Vertreter für die enge Verflechtung zwischen hanseat. Wirtschafts- und Kolonialinteressen. Um die wirtschaftliche Erschließung der dt. Kolonien fördern zu können, war S. ein entschiedener Verfechter der Konzessionspolitik. Von Zeitgenossen wurde ihm allerdings vorgeworfen, daß er besonders bei den südwestafrikan. Gesellschaften als Geschäftspartner von Cecil Rhodes brit. Kapital herangezogen und damit ausländischen Einfluß in den dt. Kolonien gefördert habe. Seine Haltung gegenüber der indigenon Bevölkerung in den außereurop. Besitzungen faßte er in dem schon von den Zeitgenossen nach ihm benannten „System Scharlach“ zusammen: „Kolonisieren bedeutet nicht, die Eingeborenen zivilisieren, sondern sie zurückdrängen und schließlich vernichten“ (Poschinger, S. 27). S. war mit Carl Peters (1856–1918) befreundet, den er 1897 erfolglos vor dem Reichs-Disziplinarhof in Potsdam gegen den Vorwurf grausamer Amtsführung und willkürlicher Anwendung der Todesstrafe im Kilimandscharo-Gebiet zu verteidigen versuchte. Immerhin konnte er dessen Begnadigung 1905 erreichen. Peters bezeichnete S. nach dessen Tode 1908 als den „praktischsten Bahnbrecher“ dt. Kolonialpolitik. Als sich jedoch nach der Jahrhundertwende eine rationale „aufgeklärte“ Kolonialpolitik, die das Arbeitskräftepotential der indigenen Bevölkerung für die wirtschaftliche Entwicklung der Kolonien erkannte, durchzusetzen begann, schwand S.s Einfluß wegen seiner auch nach damaligen Maßstäben radikalen Äußerungen.

  • Werke

    Zur Verteidigung v. Dr. Carl Peters, Rede vor d. Disciplinarhofe zu Berlin, 1898;
    Koloniale u. pol. Aufss. u. Reden v. Dr. S., hg. v. H. v. Poschinger, 1903;
    Unsere Banken u. d. Kolonien, in: Bank-Archiv 5, 1905/06, S. 195-200, 209-12;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: StA Hamburg (Justizverw.-Personalakten 333).

  • Literatur

    Nekr. v. Dr. Carl Peters in d. Finanz-Chronik London Nr. 14 v. 4.4.1908;
    K. Hausen, Dt. Kolonialherrschaft in Afrika, Wirtsch.interessen u. Kolonialverw. in Kamerun vor 1914, 1970;
    R. Erbar, Ein „Platz an d. Sonne“?, Die Verw.- u. Wirtsch.gesch. d. dt. Kolonie Togo 1884-1914, 1991;
    H. Drechsler, Südwestafrika unter dt. Kolonialherrschaft, Die gr. Land- u. Minengesellschaften (1885–1914), 1996;
    BJ 13, Tl.;
    Dt. Koloniallex. III, 1920.

  • Autor/in

    Ralph Erbar
  • Zitierweise

    Erbar, Ralph, "Scharlach, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 571-572 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139513744.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA