Lebensdaten
1815 – 1884
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Fürstenwalde
Beruf/Funktion
Gasleuchtenfabrikant
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 139211497 | OGND | VIAF: 45723739
Namensvarianten
  • Pintsch, Julius
  • Pintsch, Carl Friedrich Julius
  • Pintsch, Karl Friedrich Julius

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Zitierweise

Pintsch, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139211497.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. stammt aus Lübbenau (Spreewald);
    V Christian (1776–1845), Gemüsehändler in B., S d. Christian (1737–97), Garnweber u. Bürger in Lübbenau, u. d. Juliane Lehmann (1739–87);
    M Maria Lehmann (1779/80-1852);
    Berlin 1838 Amalie Louise (1813–74), T d. Kantors N. N. Lenk in Pausa b. Plauen;
    4 S Richard (s. 2), Oskar (1844–1912), Ing., Stifter d. Oscar-Helene Heims in B.-Dahlem, Julius (s. 3), Albert (1858–1920), Industr. in B., 5 T u. a. Anna (* 1842, Wilhelm Grohmann, 1896, Kaufm.), Klara Amalie (1849–1914, Karl Gustav Becker, Dir. d. kgl. Artilleriewerkstätte in Spandau), Helene (* 1855, Mitstifterin d. Oscar-Helene Heims in B.-Dahlem, 1] Heiko Janssen, 1878, Ing., 2] Fabrikbes. Felix Schulze, Dr. phil., Dr. iur.).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Gewerbeschule und des Gymnasiums zum Grauen Kloster erlernte P. das Klempnerhandwerk in Berlin. Seine dort 1843 gegründete Firma spezialisierte sich bald auf die neue Gastechnik und stellte 1847 wohl erstmals in Deutschland Gasmesser her, die bis dahin aus England importiert worden waren. 1862 zog der Betrieb in die Andreasstraße in Berlin, wo Geschäftssitz und Zentralfabrik bis 1945 verblieben. Für komprimierte Gase auf der Basis von Petroleum (Fettgas) entwickelte die Firma unter maßgeblicher Beteiligung des seit 1854 im Unternehmen tätigen Sohnes Richard einen Regulator, der die Menge des ausströmenden Gases sicher und gleichbleibend hielt. Auch ein Brenner wurde nach dem von Bunsen entwickelten Prinzip konstruiert. Auf dieser Grundlage konnte 1868 ein betriebssicheres Gasbeleuchtungssystem für Eisenbahnwagen entwickelt werden. Weiterentwicklungen auf der Basis von Ölgas ließen die Firma zum Marktführer auf diesem Segment in Europa werden. Das Prinzip konnte seit den 1870er Jahren auch auf Seezeichen ausgedehnt werden. Inzwischen mit zahlreichen Niederlassungen im In- und Ausland vertreten, rüstete die Firma 1880 den Suezkanal mit Leuchtzeichen aus; ferner wurde sie auf dem Gebiet des Gasglühlichts tätig, das schnell weite Verbreitung, auch in Privathaushalten, fand. Neben dem Stammwerk in Berlin mit 1500 Beschäftigten errichtete P. 1872 ein Zweigwerk in Fürstenwalde/Spree; weitere Produktionsstätten entstanden u. a. in Frankfurt/M., Wien und Breslau.

    1879 übertrug P. die Geschäftsführung seinen Söhnen Richard, Oskar und Julius. Diese bauten vor allem die Glühlampenfabrikation aus, für die am Standort Fürstenwalde 1890 eine eigene Firma gegründet wurde, sowie die Produktion von Eisenbahnheizungen und auf militärischem Gebiet die Herstellung von Preßgaskomponenten für Torpedos. Zusätzlich zur Gasbeleuchtung wurden verstärkt elektrische Beleuchtungskörper in das Firmenprogramm aufgenommen. 1907 wurden die Betriebe „Julius Pintsch Berlin/Fürstenwalde“, die „Glühlampenfabrik Gebr. Pintsch Fürstenwalde“ mit der „Gasapparate und Maschinenfabrik Gebr. Pintsch“ in Frankfurt/M. zur „Julius Pintsch AG“ zusammengefaßt. Als 1923-26 die Eisenbahnbeleuchtung elektrifiziert wurde, lieferte das Unternehmen die dazu nötige Ausrüstung wie Achsengeneratoren, Lampen, Bleiakkumulatoren und Umlauf-Dampfheizungen. 1927 arbeitete die Pintsch AG erstmals mit der „Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG“ (Bamag-Megius AG) in Berlin und Butzbach (Hessen) zusammen, an der die Fa. Pintsch zeitweise mit 60% beteiligt war. Das 1936 zu einer Kommanditgesellschaft umgewandelte Unternehmen blieb in Familienbesitz und baute Anlagen zur Holzverzuckerung, Vakuumtrockenapparate, Lichtanlagen für den See-, Luft- und Straßenverkehr, Müllverbrennung und Ölheizungen für Eisenbahnen. Die Enteignung in den sowjet. besetzten Gebieten traf sie besonders hart, da der weit überwiegende Teil der Produktions- und Verwaltungsstätten dort lag. Die Fabriken in (Ost-)Berlin und Fürstenwalde wurden volkseigene Betriebe („Julius Pintsch VEB“, „VEB Gaselau“). 1946 bildeten Betriebsangehörige des Berliner Stammwerks Andreasstraße (im Ostsektor) die „Julius Pintsch West KG“ in Hamburg. 1953 schloß P.s Schwiegersohn Otto Bormann (1877–1973) die Firma mit der „Bamag GmbH“ in Köln zur „Pintsch-Bamag AG“ in Butzbach zusammen. Aus der Familie kam Elly Pintsch (1896–1979) in den Aufsichtsrat. 1970 mußte sich die Gesellschaft einem Vergleichsverfahren unterziehen, das 1982 beendet wurde. Seit 1987 ist die „Pintsch Bamag Antriebs- u. Verkehrstechnik AG“ ein Tochterunternehmen der „Schaltbau AG“ in München.|

  • Auszeichnungen

    KR.

  • Literatur

    J. P., Zur Feier d. 50j. Bestehens d. Firma am 26. April 1893, 1893;
    A. Boetticher. J. P. (Berlin 1815-1884) u. seine berlin-lausitz. Vorfahren u. seine Abkömmlinge, Eine Fam.- u. Fabrikgesch., 1908 (P);
    F. M. Feldhaus, C. F. J. P., 1940;
    ders., J. P., ein Berliner Klempnermeister, Bahnbrecher d. Fortschritts, in: Installateur- u. Klempnerztg. 3, 1940, S. 673;
    J. Körting, Gesch. d. Dt. Gasind., 1963, S. 168 ff. (P);
    I. Bauert-Keetmann, Dt. Ind.pioniere, 1966, S. 76-84;
    M. Kornrumpf, „Mehr Licht…“, J. P. (1815-1884) u. seine Söhne, Pioniere d. Beleuchtungstechnik, 1985;
    U. Hetze, Julius Pintsch AG/KG, Rep. 250-01-13, 1998.

  • Autor/in

    Felix Escher
  • Zitierweise

    Escher, Felix, "Pintsch, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 459-460 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139211497.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA