Lebensdaten
1922 – 1992
Geburtsort
Adlig-Kermuschinen (Kreis Angerap, Ostpreußen)
Sterbeort
Bad Rothenfelde
Beruf/Funktion
Kinounternehmer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 139176438 | OGND | VIAF: 100475456
Namensvarianten
  • Riech, Heinz

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Riech, Heinz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139176438.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul, Landwirt;
    M Berta Podzun;
    Wilma Knor;
    S Volker (* 1950), trat 1976 in d. väterl. Unternehmen ein, nach R.s Tod geschäftsführender Gesellschafter d. Riech-Gruppe bzw. d. Ufa-Theater AG (s. SZ v. 23.4.1998).

  • Biographie

    R. wurde zum landwirtschaftlichen Inspektor und Großhandelskaufmann ausgebildet. Im 2. Weltkrieg war er als Oberleutnant der Wehrmacht u. a. Truppenbetreuungs-Offizier in Prag. Seit Nov. 1945 veranstaltete R. im Münsterland zusammen mit einem Partner Filmvorführungen in Gastwirtschaften und Tanzsälen, bevor er 1948 sein erstes eigenes Kino in Wolbeck eröffnete, dem weitere in Kleinstädten folgten. Seit 1959 engagierte er sich mit repräsentativen Lichtspielhäusern in den Zentren (Bahnhofsnähe) von nord- und westdt. Großstädten. Aktivitäten auf anderen Geschäftsfeldern (Tankstellen, Supermärkte, Großhandel mit Tabakwaren, Spirituosen u. Süßwaren) ermöglichten ihm die Expansion.

    Zu Beginn der 70er Jahre entdeckte der politisch konservative R., den Film als Kunst wohl nie interessierte, in Raucher-Kinos mit angeschlossenem Restaurant- oder Barbetrieb einen lukrativen Markt. Mit einem mitunter aggressiven Geschäftsgebaren gelang ihm die Entwicklung zum dt. „Kino-König“. Entscheidend dafür war seine 1971 in Hamburg erstmals realisierte systematische Übernahme der amerik. Idee, große Kinos in mehrere kleine, von Kritikern „Schachtelkinos“ genannt, zu teilen, wo Filme mit nachlassendem Publikumszuspruch in immer kleineren Sälen eines Hauses gezeigt und so ökonomisch konsequent verwertet wurden. Dieses von der Branche alsbald übernommene Kinocenter-Konzept führte zu einer starken Konzentration in der Branche. 1972 übernahm R. die „Ufa-Theater AG“ mit 35 Kinos von der „Bertelsmann AG“ und wurde Ufa-Aufsichtsratsvorsitzender. Somit wurde er Deutschlands größter Kinobesitzer und Feindbild einer kinokulturellen Gegenbewegung, die sich mit den Bedingungen in seinen immer ungepflegter erscheinenden Häusern nicht abfinden wollte.

    Da R. 1980 mehr als 200 Kinos in seiner Hand konzentrierte, begann das Bundeskartellamt mit einer (folgenlosen) Prüfung. Mehrfach wurden die Behandlung und Bezahlung seiner Mitarbeiter in der Presse kritisiert; 1987 forderten diese erstmals (vergeblich) einen Betriebsrat. 1981 gründete R. zusammen mit anderen Theaterbetreibern einen Filmtheaterverband, der 1998 mit dem Hauptverband der dt. Filmtheater verschmolzen wurde. Als R. 1992 starb, besaß er 453 Kinos in 67 dt.|Städten, davon 75 in den neuen Bundesländern, und war Europas größter Kinobesitzer. Aufsichtsrat der „Ufa-Theater AG“ wurde sein Sohn Volker, der seit 1976 im Betrieb des Vaters Mitverantwortung übernommen hatte. Eine 2000 vereinbarte Kooperation der „Ufa-Theater GmbH & Co. KG“ mit der Firma „CinemaxX AG“ von R.s Konkurrent und einstigem Kritiker Hans-Joachim Flebbe wurde 2001 wieder rückgängig gemacht.

  • Literatur

    H. Hegedo, H. R.: „Ich habe e. Liebhaberpreis bezahlt“, in: Filmecho-Filmwoche, Nr. I, 1.1.1972 (P);
    G. Sahdas, Die Branche nennt ihn Kinokönig, in: Köln. Rdsch. v. 6.1.1972 (Gespräch);
    Gerd Sahdas, Kinoimperator aus d. Münsterland, in: Weser-Kurier v. 8./9.1.1972;
    FAZ v. 22.1.1972;
    G. Freese, R.s richtiger Riecher, in: Die Zeit v. 3.3.1972 (P);
    R. Jungbluth, Krieg ohne Frieden, ebd. v. 3.4.1987;
    F. Rumler, „Ich habe Film nie als Kunst betrachtet“, in: Der Spiegel v. 18.9.1972 (P);
    Nackte Wand, ebd., 25.9.1978;
    J. Schmidt, Streifzug durch R.s Reich, in: Stuttgarter Ztg. v. 16.3.1981;
    E. O. Jauch, Ein Imperium schlägt zu, in: Sounds, Nr. 11, Nov. 1981;
    Frankfurter Rdsch. v. 15.1.1992;
    Nachrufe
    in: Filmecho-Filmwoche, Nr. 3, 18.1.1992 (P);
    film-dienst, Nr. 3, 4.2.1992;
    R. Worschech, in: epd Film, Nr. 3, März 1992.

  • Autor/in

    Rolf Aurich
  • Zitierweise

    Aurich, Rolf, "Riech, Heinz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 560-561 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139176438.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA