Lebensdaten
1743 – 1814
Geburtsort
Brünn
Sterbeort
Brünn
Beruf/Funktion
Textilindustrieller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138716714 | OGND | VIAF: 90975917
Namensvarianten
  • Köffiller, Leopold Ritter von
  • Köffiller, Johann Leopold (bis 1767)
  • Köffiller, Johann Leopold von (1767-1773)
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Köffiller, Johann Leopold Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138716714.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Michael K. ( 1756), aus St. Pattermann/Kärnten, Bes. e. Wechsel- u. Bankhauses in B., Mitarbeiter an d. Wechselordnung f. Mähren;
    M N. N.;
    B Karl Rr. v. K. (1745-1800), Postmeister in Pohrlitz, später Oberpostamts-Verwalter;
    - ⚭ Maria Anna (1749–1809), T d. kaiserl. Weinbergmeisters Joh. Joseph Schutzbreth v. Schutzwerth in Prag;
    1 S (jung †).

  • Biographie

    Unter Aufsicht seines Vormunds Paul Kofler erhielt K. eine Ausbildung im väterlichen Geschäft, als Volontär in einer Prager Wechselstube (1761–63) und auf einer Kavalierstour durch mehrere Staaten Europas. 1767 erlangte er mit dem Brünner Bürgerrecht die Verfügungsgewalt über das ererbte Vermögen. Im folgenden Jahr pachtete er mit einem fünfköpfigen Handelskonsortium die 1749 gegründete, 1763 nach Brunn verlegte ärarische Tuchfabrik sowie eine dort kurz zuvor errichtete Plüschfabrik, welche jedoch schon 1770 wieder aufgelassen wurde. Trotz großzügiger Vorschüsse von Seiten des Staates (1769–79 insgesamt 90 000 Gulden) gelang es dem Unternehmen aber zunächst nicht, durch verbesserte Produkte sein bisher schlechtes Image abzuschütteln. Die Grundlagen für einen langsamen Aufschwung schuf K. durch die Anwerbung von Textilfachkräften aus dem Reich. Unter der Leitung von Johann Bartholomäus Seitter (Seuter) arbeiteten bei ihm seit 1773 Männer wie Johann Offermann, Johann Grave, Heinrich Hopf, Paul Turetschek, Wilhelm Mundy, welche später als selbständige Unternehmer zu Trägern der Brünner Tuchindustrie werden sollten. 1780 ging nach Ablauf des Pachtvertrages der Betrieb kurzzeitig in das Alleineigentum K.s über; bald aber wurden zwei Gesellschafter beigezogen. Die folgenden Jahre zählten zu den erfolgreichsten des Unternehmens: Die Zahl der Webstühle (1786 120) wurde gegenüber 1768 vervierfacht, über 1 000 Personen waren überwiegend im Verlagssystem beschäftigt, bedeutende Exporte gingen vor allem nach Italien, Rußland und in den Orient. Diese Expansion war allerdings mit einer verstärkten Ausbeutung der Webergesellen verbunden, was 1785 zu einem Streik führte. Der Niedergang des Betriebes begann sich bereits 1787 abzuzeichnen, als K., der sich zusehends auf die Position eines bloßen Kapitaleigners zurückgezogen hatte, um die Verleihung einer „kaiserlichen Stelle“ ansuchte. Die wachsende Konkurrenz im In- und Ausland, Mängel in der kommerziellen Leitung, Handelsstockungen im Zug der Türkenkriege, besonders aber die überhöhte Belastung durch Fremdkapital (rund 400 000 Gulden) führten schließlich 1789 zur Insolvenz. – Für K. bedeutete die Geschäftsauflösung keineswegs den Ruin. Er übernahm 1788-94 die Pacht der von ihm selbst nach galizischem Vorbild geschaffenen Judenverzehrungssteuer für Mähren und wirkte nach der Übernahme durch den Staat bis zu seinem Tode als deren Administrator. Obwohl selbst Katholik, jedoch auch Freimaurer, erwirkte K. seinen protestantischen Arbeitern 1782 die Genehmigung zur Bildung einer evangelischen Gemeinde in Brünn und ließ ihr wiederholt größere Unterstützungen zukommen.

  • Literatur

    Ch. d’Elvert, Zur Cultur-Gesch. Mährens u. Oesterr.-Schlesiens 3, in: Schrr. d. k. k. mähr.-schles. Ges. z. Beförderung d. Ackerbaues, d. Natur- u. Landeskde. 19, 1870, S. 71 ff.;
    F. Migerka, Rückblicke auf d. Schafwollwaaren-Industrie Brünns 1765-1864, ²1890, S. 6 ff.;
    A. Beer, Stud. z. Gesch. d. österr. Volkswirtsch. unter Maria Theresia, I: Die österr. Industriepol., in: AÖG 81, 1894, S. 119 ff.;
    G. Trautenberger, Die Chronik d. Landeshauptstadt Brünn IV, 1897, S. 108 ff.;
    O. Meister, J. L. v. K. u. d. Anfänge d. Brünner Tuchindustrie, in: Zs. d. Dt. Ver. f. d. Gesch. Mährens u. Schlesiens 20, 1916, S. 57 ff.;
    B. Andel, Adelsverleihungen f. Wirtsch.treibende während d. Regierungszeit Maria Theresias, Diss. Wien 1969, S. 93 ff. (ungedr.).

  • Autor/in

    Hannes Stekl
  • Zitierweise

    Stekl, Hannes, "Köffiller, Johann Leopold Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 294-295 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138716714.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA