Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Textilindustriellenfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 137565909 | OGND | VIAF: 81740624
Namensvarianten
  • Offermann, von

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Zitierweise

Offermann, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137565909.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Johann Heinrich (1748–93, s. NDB IX*), der aus Montjoie (Monschau, Hzgt. Jülich) stammte, übersiedelte in die Donaumonarchie. Er arbeitete zunächst als Kassier in der ersten Brünner Tuchfabrik des Niederländers Leopold v. Köffiller (1743–1814) und machte sich dort 1786 mit einer kaiserl. Konzession selbständig. 1791 hatte sein Unternehmen solchen Aufschwung genommen, daß ihm ein Landesfabriksprivileg erteilt wurde. Die Vormundschaft über die minderjährigen Söhne und die Leitung des Unternehmens erhielt der Tuchhändler Abraham Greisinger, der insbesondere den jüngsten Sohn Carl (1792–1869, österr. Adel 1863) im eigenen Handlungshaus gut ausbildete. Durch die Kontinentalsperre Napoleons vor der engl. Konkurrenz geschützt, entwickelte sich die Fabrik außerordentlich, so daß sie auch die späteren Krisenjahre gut überstehen konnte. Als Carl 1819 die Leitung der Fabrik übernahm, war sie die größte ihrer Art in Brünn. Er bemühte sich um Modernisierung, indem er um 1850 die Gasbeleuchtung in seiner Fabrik einführte und die Mechanisierung vorantrieb, so 1851 mit der Aufstellung mechanischer Webstühle zur Verarbeitung von Schafwollgarn. Für technische Verbesserungen erhielt er Patente und begann um 1850, seine Tuche bis nach Südamerika zu exportieren. Mit ihm begann der Erwerb von Großgrundbesitz (Herrschaft Gattendorf in Ungarn) und die Versippung der Familie mit dem Adel durch seine Heirat mit Caroline Freiin v. Fries. Er war sozial engagiert, gründete vor 1848 einen Kranken- und Unterstützungsfonds für seine Arbeiter und war Vorstand der ev. Gemeinde in Brünn. Die dritte Unternehmergeneration, seine Söhne Carl (1820–94, österr. Frhr. 1874) und Theodor (1822–92, österr. Frhr. 1892) konnten gründliche Branchenkenntnisse bei verschiedenen ausländischen Firmen erwerben; letzterer studierte auch an der Univ. Berlin. Zunächst traten beide in das väterliche Unternehmen ein. Carl fiel schließlich dessen Leitung zu. Er nutzte die neuen internationalen Ausstellungen (wie die Londoner Weltausstellung 1851), spezialisierte das Unternehmen auf Militärlieferungen, nicht nur für die k. k. Armee, sondern auch für die sich entwickelnden Balkanstaaten und stattete die serb., die rumän. und auch teilweise die türk. sowie später auch die griech. und die ägypt. Armee mit Uniformen aus. Er beteiligte sich aber auch an den noch jungen öffentlichen Körperschaften, war Mitglied des Brünner Gemeindeausschusses und der Handelskammer (seit 1871 deren Vizepräsident). Theodor wechselte zur Schwerindustrie, war Vorstandsmitglied verschiedener Bergwerksgesellschaften und seit 1872 Präsident des Verwaltungsrates der „Ersten Brünner Maschinenfabriks-Gesellschaft“, die aus der Fusion des Betriebes seines Schwiegervaters Bracegirdle mit der Fa. Luz entstanden war; er besaß die Güter Schrattenthal und Deinzendorf (Niederösterreich) sowie Jehnitz (Mähren). Zwei Söhne Carls, Carl (1850–1908) und Alfred (1853–1936), beide Juristen, widmeten sich nicht mehr ausschließlich den unternehmerischen Aufgaben. Ersterer war vorübergehend im Staatsdienst tätig, eröffnete dann eine Anwaltskanzlei und leitete gleichzeitig die väterliche Fabrik. Er forcierte besonders den Export und unterhielt eigene Konfektionsschneidereien. Er erkannte die Wichtigkeit einer leistungsfähigen Infrastruktur und war daher Mitbegründer bzw.|Mitglied einiger Lokalbahngesellschaften; 1903/04 gehörte er dem Reichsrat an. Alfred betätigte sich als Schriftsteller und widmete sich philosophischen Studien. Sein dritter Bruder Edwin (1861–1909) war vor Eintritt in das Unternehmen Sekretär in der k. k. Statthalterei. Die fünfte Generation überließ die Leitung des Unternehmens dem Gesellschafter Isidor Butschowitzer und beanspruchte nur die Erträge. Kurzfristig florierte die Firma wieder, wurde jedoch 1928 – u. a. wegen zu geringer Investitionen und zu hoher Entnahmen-insolvent.

  • Literatur

    H. Heller, Unsere Handels- u. Gewerbekammer, Biogr. Statist. Lex. I, 1894, S. 22 f., 78, 80;
    Die Großindustrie Österr. IV, 1898, S. 122 f.;
    A. Oberländer, Die k. k. priv. Militär- u. Feintuch-Fabrik Johann Heinrich Offermann in Brünn, 1912 (P);
    E. Barkhausen, Die Tuchindustrie in Montjoie, 1925, S. 17, 104 f., 153, 180 f. (P);
    W. Scheibler, Die Auswanderungen aus Monschau nach d. Osten im 19. Jh., 1962, S. 58 ff. (P);
    R. Granichstaedten-Cerva, J. Mentschl u. G. Otruba, Altösterr. Unternehmer, 1969, S. 80 ff.;
    A. Wandruszka u. P. Urbanitsch (Hg.), Die Habsburgermonarchie I, 1973, S. 195, 260;
    D. F. Good, Der wirtsch. Aufstieg d. Habsburgerreiches 1750-1914, 1986, S. 28, 58;
    Offermann-Chronik, zus.gestellt v. Brigitte Offermann, Bremen (Ms., ungedr.);
    Světlana Šulová, Podnikatelská rodina Offermannů, Diplomarbeit Brno 1994 (ungedr);
    Wurzbach;
    Wi. 1908;
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (zu Alfred). – Eigene Archivstud. (u. a. Österr. StA, Adelsarchiv);
    Mitt. v. Georgine Offermann, Wien.

  • Autor/in

    Josef Mentschl
  • Zitierweise

    Mentschl, Josef, "Offermann, von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 484-485 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137565909.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA