Lebensdaten
um 1415 – 1467
Geburtsort
bei Crailsheim
Sterbeort
Königsberg (Preußen)
Beruf/Funktion
Hochmeister des Deutschen Ordens
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137957408 | OGND | VIAF: 86118167
Namensvarianten
  • Erlichshausen, Ludwig von
  • Ludwig
  • Ellrichshausen, Ludwig von
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Zitierweise

Ludwig von Erlichshausen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137957408.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus fränk. Adelsgeschl. (auch: Ellrichshausen), d. später z. Reichsritterschaft gehörte;
    V vermutl. Konrad ( 1424), Landrichter d. Gfsch. Graispach;
    M vermutl. Margarete Zehe v. Jagstheim;
    Ov od. Vt Konrad ( 1449), Hochmeister d. Dt. Ordens (s. NDB XII);
    B Georg ( 1470), Domherr z. Würzburg, Landrichter d. Hzgt. Franken, übernahm diplomat. Aufgaben f. d. Dt. Orden, Wilhelm ( 1504), Domherr u. Domkantor z. Würzburg, Propst z. Wechterswinkel;
    Schw Barbara u. Elisabeth, Dominikanerinnen in Rothenburg ob d. Tauber.

  • Biographie

    L. erscheint 1434 erstmals in den Quellen als Deutschordensbruder, und zwar als Kumpan des Komturs von Brandenburg. 1436-39 war er Unterer, 1439/40 Oberer Kumpan des Hochmeisters Paul v. Rusdorf. Er versah dann in der Komturei Marienburg die Vogteien Leske und Herrengrebin; 1442 übernahm er im Kulmer Land die Vogtei Leipe mit der Komturei Schönsee und wechselte 1446 zur Komturei Mewe. In dieser Zeit sind an außenpolitischen Aufgaben Reisen zu Kaiser Friedrich III. (1446) und zur Krönung Kasimirs IV. von Polen in Krakau (1447) zu nennen. Entgegen einer chronikalisch überlieferten Empfehlung des sterbenden Amtsvorgängers und ohne vorher dem engeren Gebietigerrat angehört zu haben, wurde L. am 21.3.1450 zum Hochmeister gewählt. Die im Preuß. Bund vereinten Stände versuchten, den Hochmeisterwechsel zur Durchsetzung ihrer Ziele zu nutzen. Das führte zu einer Verschärfung der Fronten, zumal während L.s Amtszeit das Gewicht des Obersten Spittlers Heinrich Reuß von Plauen, der des Ordens Rechtsansprüche radikal verfocht, besonders stark war. Da die Stände die Gerichtsbarkeit des Ordens und der Bischöfe angriffen, kam es zunächst zu Verhandlungen mit einem päpstlichen Legaten, der dem Orden recht gab. Beide Parteien wandten sich dann an den kaiserl. Hof, wo schließlich 1453 der Preuß. Bund für unrechtmäßig erklärt wurde. Unter der Führung von Thorn gelang dem Bund ein Bündnis mit dem König von Polen, während L. mit Hilfe des Deutschmeisters nach Verbündeten im Reich suchte. Als der Bund am 4.2.1454 dem Hochmeister den Absagebrief schickte und sofort den Krieg eröffnete, zeigte sich der Orden militärisch sehr schlecht vorbereitet, so daß die Mehrzahl der Ordensburgen (besonders in den großen Städten Thorn, Elbing, Danzig und Königsberg) schnell verlorengingen. Der in der Marienburg belagerte Hochmeister erhielt zunächst militärische Entlastung durch die aus Deutschland und Böhmen kommenden Söldner, die im September 1454 bei Konitz mit Hilfe der dortigen Ordensbesatzung das poln. Aufgebot in der einzigen größeren Feldschlacht des dreizehnjährigen Krieges deutlich schlugen. Königsberg ging danach wieder zum Orden über. Geldmangel veranlaßte L., die Marienburg und andere Ordenshäuser den Söldnern zu verpfänden. Als er das Lösegeld nicht beschaffen konnte, verkauften und übergaben die böhm. Söldner im Juni 1457 die Marienburg dem König von Polen, der nach der im März 1454 ausgesprochenen Inkorporierung Preußens das nötige Geld vor allem durch Danzig hatte aufbringen lassen. Der schon seit längerem fast als Gefangener gehaltene Hochmeister wurde vor der Übergabe nach Konitz gebracht, von wo er bald nach Königsberg entkommen konnte.

    Erstaunlicherweise ist es ihm gelungen, den Hauptteil der Registratur aus der Marienburg heimlich nach Tapiau in der Nähe des neuen Haupthauses bringen zu lassen. Wenn auch die böhm. Söldner wegen des rechtswidrigen Verkaufs der Marienburg später verurteilt wurden, blieb dieser Verlust für den Orden endgültig, war aber noch nicht kriegsentscheidend. Die Finanzschwäche beider Seiten führte dazu, daß die Söldnerführer jeweils auf eigene Faust Krieg führten und das Land verwüsteten. Der Orden behauptete sich unter L. recht lange, ehe um 1464 seine Hauptstützpunkte in Pommerellen wie Mewe und Konitz verlorengingen. Dann kamen Verhandlungen in Gang, wobei die Stände beider Seiten zu spät erkannten, daß sie nicht mehr ohne fremde Mächte auskamen. Im Oktober 1466 wurde der Zweite Thorner Frieden geschlossen, wobei L. von Kasimir IV. empfangen wurde. Der Hochmeister hatte dem König einen persönlichen Treueid zu leisten, der jedoch kein Lehnsverhältnis begründete. Der Orden verlor den größeren und wirtschaftlich stärkeren Teil des Preußenlandes mit Pommerellen, Kulm, Marienburg und Elbing. L.s Amtszeit führte damit zum tiefsten Umbruch in der Ordenszeit Preußens; fraglich bleibt, ob das eine stärkere Persönlichkeit hätte verhindern können. Die neuen Verhältnisse, unter denen die im Lande verbliebenen Söldnerführer zum neuen Adel aufstiegen, erlebte L. kaum noch wegen seines baldigen Todes.

  • Literatur

    ADB VI (unter Erlichshausen);
    Akten d. Ständetage Preußens, hrsg. v. M. Toeppen, II-V, 1880-86;
    Regesta historico-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum 1198-1525, bearb. v. E. Joachim, hrsg. v. W. Hubatsch, I/II, 1948-73;
    J. Voigt, Gesch. Preußens VIII, 1838;
    Th. Schön, Beziehungen Württembergs z. Dt. Orden in Preußen, in: Diözesanarchiv v. Schwaben 22, 1904, S. 66-72, 126-28;
    E. Weise, Das Widerstandsrecht im Ordensland Preußen u. d. ma. Europa, 1955;
    M. Biskup, Trzynastoletnia wojna z Zakonem Krzyzackim 1454-1566, 1967;
    E. Wermke, Bibliogr. d. Gesch. v. Ost- u. Westpreußen, 4 Bde. (bis 1974), 1933-78;
    Altpr. Biogr.

  • Autor/in

    Bernhart Jähnig
  • Zitierweise

    Jähnig, Bernhart, "Ludwig von Erlichshausen" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 407-408 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137957408.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA