Lebensdaten
1843 – 1910
Geburtsort
Raschkow (Provinz Posen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Gastronom
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 137732228 | OGND | VIAF: 81878640
Namensvarianten
  • Kempinski, Berthold
  • Cempinski, Berthold

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Zitierweise

Kempinski, Berthold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137732228.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    B N. N., Weinhändler in Breslau;
    - ⚭ Helene Heß (1855–1932);
    1 T Frieda ( 1900 Richard Unser, * 1866, KR, Bankier in B., seit 1900 Teilh., 1910 Nachf. K.s in d. Leitung d. Unternehmens, s. Rhdb., P);
    N Hans, gemeinsam mit Richard Unger Nachf. K.s;
    E Fritz (Friedrich Wolfgang) Unger, Dr., nach d. 2. Weltkrieg am Wiederaufbau d. Unternehmens beteiligt.

  • Biographie

    K. begann als Weinreisender in seiner Heimatprovinz. Mit einem kleinen Wagen umherfahrend, verkaufte er ungarische Weine, wobei Gutsbesitzer und Pfarrer seine besten Abnehmer gewesen sein sollen. Dann ging er nach Breslau und betrieb dort am Ring gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder eine Weinstube. 1872 kam er nach Berlin und eröffnete zunächst ein kleines Lokal in der Kronenstraße, sodann unter der Firma „M. Kempinski & Co.“ ein etwas größeres Weinrestaurant an der Ecke Friedrichstraße/Leipziger Straße. Attraktion des Restaurants waren, abgesehen von der umfangreichen Weinkarte, die zu besonders günstigen Preisen angebotenen Saisondelikatessen wie Austern und Krebse, so daß es vor allem in den 80er Jahren populär zu werden begann und auch zunehmend Prominenz anzog. Eine Neuerung waren die von K. zum Einheitspreis von 1 Mark 25 angebotenen Tagesmenus. K.s eigentliche Spezialität aber war die „halbe Portion“, die er zunächst für 75 und später für 85 Pfennig anbot. Durch seinen geschäftstüchtigen Erfindungsreichtum bei der Verbilligung des Exklusiven ermöglichte er einem breiteren Publikum den Zugang zu Konsumbereichen, die bis dahin einem kleineren Kreis vorbehalten gewesen waren. 1889 eröffnete K. in der Leipziger Straße 25 ein weitläufiges Restaurant, das als größter Betrieb seiner Art in Berlin seinen Namen bald weithin berühmt machte. Die zahlreichen Säle des „Kempi“ waren im überladenen Stil der Zeit eingerichtet. Zur Einweihung des „Kaisersaals“ erschien Wilhelm II, der persönlich die Kacheln für die Verkleidung aus der Produktion seines Cadiner Werks ausgesucht hatte. Um die Jahrhundertwende war K.s Restaurant mit seiner umfangreichen Speise- und Weinkarte und seinen weiterhin preisgünstigen Angeboten eine Berliner „Einrichtung“ und ein beliebter Treffpunkt für weite Kreise der Bevölkerung geworden. K. überließ schon in seinen letzten Lebensjahren die Geschäftsleitung weitgehend seinem Schwiegersohn und einem Neffen und widmete sich selbst nur noch dem Weinversandhandel.

    Nach K.s Tod wurde der seit 1912 um eine Delikatessenhandlung erweiterte Betrieb von seinen Nachfolgern erfolgreich weitergeführt. Die in den 20er Jahren einsetzende Verödung der Berliner City und der „Zug in den Westen“ führten zur Eröffnung von Filialbetrieben. 1926 entstand ein neues „Kempinski“ am Kurfürstendamm, 1928 das „Haus Vaterland“ am Potsdamer Platz. K.s Nachkommen mußten nach 1933 in die USA emigrieren. Das alte „Kempinski“, zunächst unter dem Namen „F. W. Borchardt“ weitergeführt, wurde im 2. Weltkrieg durch Bomben zerstört. 1950, als ein Enkel K.s nach Deutschland zurückkehrte, begann der Wiederaufbau des Hauses am Kurfürstendamm, das 1952 als „Bristol Hotel Kempinski“ eröffnet wurde. 1953 ging die Firma „M. Kempinski & Co.“ als Tochtergesellschaft in der „Kempinski Hotelbetriebs-AG“ auf, einem Unternehmen, das mehrere große Hotels und Gaststätten in den Metropolen der Bundesrepublik betreibt.

  • Literatur

    H. Erman, Bei Kempinski, 1956 (P);
    E. Jameson, Berlin so wie es war, 1969;
    Hdb. d. dt. Aktiengesellschaften. 1961/62, S. 5837;
    Voss. Ztg. v. 14.3.1910 (Abendausg.);
    Berliner Tagebl. v. 15. u. 16.3.1910;
    Mitt. d. Fa. M. Kempinski & Co.

  • Autor/in

    Alfred Herzberg
  • Zitierweise

    Herzberg, Alfred, "Kempinski, Berthold" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 487-488 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137732228.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA