Lebensdaten
erwähnt um 1450 , gestorben 1458
Geburtsort
Selchow (Neumark)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Waldenserprediger in der Neumark und in der Uckermark
Konfession
andere
Normdaten
GND: 137448236 | OGND | VIAF: 81638262
Namensvarianten
  • Hagen, Matthaeus
  • Hagen, Matthäus
  • Hagen, Matthaeus
  • mehr

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Hagen, Matthäus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137448236.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Waldenser sind am Ende des 14. Jahrhunderts in der Neumark bezeugt. Trotz des Vorgehens der Inquisition blieben kleinere Kreise bestehen. Zu ihnen gehörte der Schneider H. aus Selchow. Er wurde um 1450 von dem deutschen Hussiten Friedrich Reiser in Saaz in Gegenwart des Taboritenbischofs Nikolaus (Mikuláš Pelhřimova) zum Priester geweiht und als „Glaubensbote“ in seine Heimat gesandt. H. wirkte als Wanderprediger in der Neumark und Uckermark, hörte Beichte, las im Laiengewand und in deutscher Sprache die Messe und teilte die Kommunion unter beiden Gestalten aus. Als seine Schüler sind Johann Grentz aus Czellin, Georg Bomher aus Selchow und Johann Goriss aus Klein Zieten südlich von Angermünde bekannt. 1458 ließ sie Kurfürst Friedrich II. verhaften und nach Berlin bringen, und Bischof Stefan Bodeker übertrug dem Franziskaner Johann Cannemann, Professor der Theologie in Erfurt, die Leitung des Inquisitionsverfahrens. Während die drei Mitangeklagten den geforderten Widerruf leisteten, verharrte H. bei seinen Anschauungen. Er wurde als Ketzer vor der Marienkirche auf dem Neuen Markt in Berlin verurteilt, der weltlichen Gerichtsbarkeit zur Bestrafung übergeben und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sein Tod erregte solches Aufsehen, daß er bereits im gleichen Jahr in einer Denkschrift des Breslauer Domherrn Nikolaus Tempelfeld von Brieg über die Wahl des Königs Georg Podiebrad erwähnt wird.

  • Literatur

    ADB 49 (L);
    J. Heidemann, Die Ref. in d. Mark Brandenburg, 1889, S. 59-61;
    G. Brunner, Ketzer u. Inquisition in d. Mark Brandenburg im ausgehenden MA, Diss. Berlin 1904, S. 18-24;
    G. Abb u. G. Wentz, Das Bistum Brandenburg, in: Germania Sacra I, 1929, S. 404;
    H. Köpstein, Über d. dt. Hussiten Frdr. Reiser, in: Zs. f. Gesch.wiss. 7, 1959, S. 1068–82.

  • Autor/in

    Bernhard Stasiewski
  • Zitierweise

    Stasiewski, Bernhard, "Hagen, Matthäus" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 481 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137448236.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hagen: Matthaeus H., waldensischer Prediger, 1458. Nachdem in Pommern und der Mark Brandenburg seit dem Anfange des 14. Jahrhunderts wiederholt gegen die Anhänger der waldensischen Sekte eingeschritten worden war, wurde im J. 1458 in der Mark Brandenburg eine neue Inquisition angestellt. Es ergab sich hierbei, daß ganze Ortschaften durch das Waldenserthum der Kirche entfremdet waren. Als Prediger dieser ketzerischen Gemeinden wurde in jenem Jahre der Schneider Matthaeus H. zur Rechenschaft gezogen. In Selchow in der Neumark geboren, war H. von dem waldensischen Bischof Friedrich Reiser, der den Anschluß der deutschen Waldenser an das Taboritenthum durchgesetzt hatte, in Saaz zum Priester geweiht worden. Vor seinen Glaubensgenossen in der Ukermark und Neumark las H. die Messe in deutscher Sprache, predigte ihnen und spendete ihnen das Abendmahl unter beiden Gestalten. Als er im April 1458 mit drei von ihm zum Predigerberuf vorbereiteten Jüngern in Berlin gefangen gesetzt und in Gegenwart des Markgrafen Friedrich II. im kurfürstlichen Schlosse von dem Inquisitor, dem Minoriten Johann Cannemann, in Verhör genommen wurde, bekannte sich H. ohne Rückhalt als Anhänger der waldensisch-taboritischen Lehren. Den ihm angesonnenen Widerruf lehnte er mit aller Entschiedenheit ab. Am 28. April 1458 wurde H. als verstockter Ketzer dem weltlichen Arm zur Bestrafung übergeben und wol in den nächsten Tagen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

    • Literatur

      W. Wattenbach, Ueber die Inquisition gegen die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg, in d. Abhdlgn. d. kgl. preuß. Akademie d. Wissenschaften vom Jahre 1886, S. 71 ff.; — derselbe, Ueber Ketzergerichte in Pommern u. der Mark Brandenburg, Sitzungsberichte derselben Akad., Jahrg. 1886, S. 47 ff. — H. Haupt, Husitische Propaganda in Deutschland, im Histor. Taschenbuch, 6. Folge, Bd. VII, S. 292 ff. — Gottfr. Brunner, Ketzer u. Inquisition i. d. M. Brandenburg. Berl. Dissertation 1904, S. 18 ff.

  • Autor/in

    Herman Haupt.
  • Zitierweise

    Haupt, Herman, "Hagen, Matthäus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 49 (1904), S. 701-702 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137448236.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA