Lebensdaten
1939 – 1998
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Filmregisseur ; Fernsehregisseur ; Autor ; Produzent ; Medienmanager
Konfession
-
Normdaten
GND: 137265557 | OGND | VIAF: 81480639
Namensvarianten
  • Schamoni, Ulrich

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schamoni, Ulrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137265557.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Victor (1901–42), aus Hamm (Westfalen), Dr. phil., 1926 Diss. über „Möglichkeiten d. absoluten Films“, Filmregisseur u. -produzent;
    M Maria Vormann (1906–83), aus Hohenlimburg (Westfalen), Cutterin, Drehbuchautorin (s. L), T e. Holzgroßhändlers ( um 1909);
    B Victor (1932–75), Kameramann, Peter (* 1934), Filmregisseur u. -produzent, Autor, bayer. Verdienstorden 2004, Thomas (* 1936), Film- u. Fernsehregisseur (beide s. Munzinger);
    - 1) Zazie Schröder, 2) Erika Grimme, Journalistin;
    1 T aus 1) Sigrid Schröder.

  • Biographie

    S. besuchte das humanistische Gymnasium in Werl und Münster und verließ 1956, ein Jahr vor dem Abitur, die Schule, um in München Schauspielunterricht zu nehmen. 1959-64 assistierte er den Regisseuren Rudolf Noelte, William Dieterle und Hans Lietzau am Theater und bei Fernsehinszenierungen. Als Autor debütierte er 1962 mit dem erotischen, in der Folge als jugendgefährdend indizierten Roman „Dein Sohn läßt grüßen“, in dem er sich – vor dem Hintergrund seiner Münsteraner Jugend – mit der Mesalliance von Katholizismus, Baukorruption und NS-Vergangenheit auseinandersetzte. In der Folge des „Oberhausener Manifests“, zu dessen Unterzeichnern S.s Bruder Peter gehörte, wandte er sich dem Film zu und drehte 1966 ohne öffentliche Fördergelder seinen ersten Spielfilm: „Es“ erzählt die Geschichte eines unverheirateten Paares und wurde ein Publikumserfolg. Mit sanfter Ironie, komödiantischer Hand und spöttischer Manier zeichnete S. bürgerliche Verhaltensformen nach – Zweierbeziehungen, Karrierestreben, den Traum vom großen Glück. In „Alle Jahre wieder“ (1967) karikierte S. das Glück zu zweit vor dem Hintergrund des Weihnachtsfests, „Quartett im Bett“ (1968), eine Skizze über das Lebensgefühl der Sixties, geriet zum derben und kalauernden Schwank. S. galt endgültig als Außenseiter im Neuen dt. Film, der er – politisch unentwegt changierend – wohl auch sein wollte. Die Filme „Wir – zwei“ (1970), „Eins“ (1971) und „Chapeau Claque“ (1973) sind weitere Belege seines wohl glossierenden, doch nie decouvrierenden Stils. Neben seinen Spielfilmen, an denen seine Brüder z. T. mitbeteiligt waren, entstanden einige auch experimentelle Kurzfilme. 1978 und 1984 realisierte S. mit dem Drehbuchautor Wolfgang Menge (* 1924) zwei mehrteilige Fernsehserien für die ARD: „Was wären wir ohne uns“, ein Panorama der frühen 50er Jahre in der Bundesrepublik, und „So lebten sie alle Tage“, eine Anthologie preuß. Geschichten und Beobachtungen. Der Film „Das Traumhaus“ (1980), der – mit Zitaten der aufkommenden ökologischen Bewegung – von der Lebensutopie einer Gruppe junger Leute erzählt, markierte S.s Abschied vom Filmemachen. Seine Filme waren bei der Kritik umstritten, hatten aber kommerziellen Erfolg und wurden vielfach ausgezeichnet.

    Mit der Filmproduzentin Regina Ziegler (* 1944) gründete S. 1973 die „Bärenfilm-Filmproduktion“. Seit 1985 engagierte er sich als Medienunternehmer für den Aufbau privatwirtschaftlicher Rundfunkstrukturen. In Berlin startete er das TV-Projekt „K7“, 1986 dann in der Trägerschaft u. a. der „Schamoni Medien GmbH“ den ersten privaten Radiosender in Berlin, „Hundert,6. Neues Radio für Berlin“. Es folgten 1988 die Gründung der „Schamoni Programmgesellschaft“, 1989 die Gründung von „SK4“, einem Textprogramm in Form einer elektronischen Zeitung, die über Kabel ausgestrahlt wurde, gleichsam ein Pilotprojekt des Computerfernsehens. Nach seinem Ausscheiden als geschäftsführender Gesellschafter aus der Schamoni Medien GmbH 1991 erwarb S. 1993 die Sendelizenz für das erste regionale TV-Vollprogramm für Berlin und Brandenburg („IA Brandenburg, Schamoni TV“), mußte jedoch 1994 aufgrund interner Konflikte auch hier seine Geschäftsführung aufgeben. S. gilt als Pionier in der Entwicklung eines privatwirtschaftlich organisierten Hörfunk- und Fernsehprogramms.|

  • Auszeichnungen

    Bundesfilmpreis/Filmband in Gold u. Silber (1965/66 bzw. 1972);
    Silberner Bär (1967);
    Ernst-Lubitsch-Preis (1969).

  • Werke

    Weitere W u. a. Dokumentarfilm: Geist u. ein wenig Glück, 1965;
    Kurzfilme: Hollywood in Deblatschka Pescara, 1965;
    Lockenköpfchen, 1966 (TV-Fassung: Der kahle Sänger);
    Für meine Kinder – von Vati, 1969;
    Mein Bruder Will, 1972;
    Schrr.:
    Alle Jahre wieder, Textliste vom Film, 1967;
    Brrr. |in: W. Böckmann (Hg.), Litera, Dok., Berr., Kommentare, III: Lit. unterm Fallbeil, Jugendgefährdend?, 1964.

  • Literatur

    H. Schwenger (Hg.), Berlin zum Bsp., Eine gesamtberliner Anthol. mit Btrr. aus Lyrik, Prosa u. Grafik, 1964;
    Richard Schneider (Hg.), Das Neue Berlin, 1976;
    Maria Schamoni, Meine Schamonis, 1983 (P);
    L. Hachmeister, Nachts, wenn S. kommt, in: Der Tagesspiegel v. 14.11.1987;
    P. W. Jansen u. J. Huber, Das doppelte Lottchen, ebd. v. 11.3.1998;
    H. Höge, Bären tanzen für d. Wir-Gefühl, in: Die Zeit v. 14.5.1993;
    D. Bartetzko, „Es“ bleibt, in: FAZ v. 11.3.1998;
    V. Schlöndorff, Im Biotop d. Frechheit, in: SZ v. 11.3.1998 (P);
    V. Baer, in: filmdienst, Nr. 7, 31.3.1998;
    Kosch, Lit.-Kal. 1998;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Wolfgang Jacobsen
  • Zitierweise

    Jacobsen, Wolfgang, "Schamoni, Ulrich" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 557-558 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137265557.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA