Lebensdaten
vermutlich 1370 – 1431
Geburtsort
Bremen
Sterbeort
Raudnitz (Böhmen)
Beruf/Funktion
Erzbischof von Prag
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136420400 | OGND | VIAF: 863168453526866300004
Namensvarianten
  • Konrad
  • Konrad von Vechta
  • Konrad
  • mehr

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Zitierweise

Konrad von Vechta, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136420400.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Es ist ungewiß, ob K. zu d. im 13./14. Jh. blühenden Patrizierfam. von Vechta in Bremen gehört oder ob er aus Vechta stammt u. daher d. Namen „von Vechta“ führt. Immerhin war s. B Konstantin Domherr u. Propst in Bremen, er folgte K. nach Prag, wurde dort Domherr u. 1410 Propst v. Melnik. Er war genauso geschäftstüchtig wie dieser. Der Bremer Fam. gehören u. a. an: die Ratsherren Arnold ( vor 1367), Hermann u. Johannes. Zahlr. Stiftungen zeugen v. ihrem Wohlstand.

  • Biographie

    K., der wie viele Norddeutsche vielleicht schon in Prag studiert hatte, war der erste deutsche Prager Erzbischof. 1395 erscheint er als Günstling König Wenzels, der, wenn auch vergebens, bemüht war, ihm im selben Jahr|das Bistum Regensburg und später Verden zuzuschanzen. Er war Mitglied des Königsrates und wurde bald als tüchtiger Finanzmann auch zum Münzmeister in Kuttenberg ernannt. Wahrscheinlich hierfür schenkte er Wenzel eine illustrierte, leider unvollendete Bibel (heute Antwerpen). 1405 übernahm er auch das wichtige Amt des Unterkämmerers, ein Zeichen königlicher Wertschätzung und besonderen Vertrauens. 1408 wurde er trotz körperlicher Gebrechen (er wurde „der Hinkende“ genannt) Bischof von Olmütz und Ende 1412 Erzbischof von Prag. Etwa gleichzeitig gab er das Amt des Unterkämmerers auf. In den kirchlichen Auseinandersetzungen nahm K., der theologischen Fragen fernstand und stets den Willen Wenzels berücksichtigte, zunächst eine undurchsichtige, oft auch eine wohlwollende Haltung gegenüber Hus und seinen Anhängern ein. Das Konzil von Konstanz besuchte er aber nicht und tat nichts zur Verteidigung und Rettung von Hus. Nach Wenzels Tod krönte er 1420 Sigmund zum König von Böhmen. Am 21.4.1421 bekannte sich K., der schon seit längerer Zeit Prag verlassen hatte und auf der erzbischöflichen Burg Raudnitz lebte, ausdrücklich zu den vier Prager Artikeln der Hussiten und wurde daraufhin exkommuniziert. (Seitdem wurde bis ins 16. Jahrhundert die Erzdiözese durch einen Administrator verwaltet.) K. vertrat nun eine gemäßigte Richtung, ohne großen Einfluß auf die Hussiten zu gewinnen.

  • Literatur

    Bremer Urk.buch, bes. II u. III, hrsg. v. R. Ehmck u. W. v. Bippen, 1876/80.

  • Literatur

    ADB 16;
    F. Seibt, in: Hdb. d. Gesch. d. böhm. Länder I, 1967;
    V. Bartůněk, in: Btrr. z. Gesch. d. Bistums Regensburg VI, 1972, S. 173-219;
    J. Hlaváček, K. v. V., Ein Niedersachse in Böhmen, in: Btrr. z. Gesch. d. Stadt Vechta, 1974.

  • Autor/in

    Václav Bartůněk
  • Zitierweise

    Bartůněk, Václav, "Konrad von Vechta" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 551-552 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136420400.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Konrad von Vechta stammt aus einer adeligen Familie (aber nicht der Grafen) der westphälischen Grafschaft Vechta. Die geistliche Laufbahn einschlagend, setzte er noch als junger Mann seine Wahl zum Bischof von Verden durch (1395). Da aber dieselbe die päpstliche Bestätigung nicht fand, wandte|er sich nach Böhmen, wo er am Hofe als Günstling König Wenzels rasch zu großem Einflusse gelangte und zunächst die reiche Propstei Melnik erhielt (1404). Ein Jahr darauf betraute ihn der König mit dem wichtigen Amte eines Unterkämmerers (1405) und 1408 übernimmt er dazu noch die Verwaltung des königlichen Münzamtes. Diese beiden Aemter führte K. auch noch weiter, als er 1408 Bischof von Olmütz geworden war. Im J. 1412 wurde er zum Administrator und Gubernator des Prager Erzbisthums gewählt und am 17. Juli 1413 erreichte er das Ziel seines Ehrgeizes, indem er im Veitsdome feierlich als Erzbischof inthronisirt wurde. Doch stellte sich bald heraus, daß der neue Kirchenfürst den großen Fragen der hochbewegten Zeit nicht gewachsen war. Sowol dem Könige als auch den Hussiten gegenüber bekundete er nur Schwäche und Nachgiebigkeit. Auf Verlangen des Magister Hus gab er die mündliche Erklärung ab, daß er in den Lehren des Magisters nichts Ketzerisches finde, auf welche Erklärung sich bekanntlich Hus in Konstanz berief. Und als die Wogen immer höher gingen, überlief der Erzbischof zum Entsetzen aller gut katholisch Gesinnten vollends in das Lager der Hussiten und bekannte sich zu den sogenannten vier Prager Artikeln (21. April 1421). Das Metropolitankapitel protestirte gegen die Schritte des Erzbischofs und Papst Martin V. verhängte nach langen Unterhandlungen die Excommunication über den Abgefallenen. Dieser selbst brachte es aber auch als Hussitenbischof zu keiner Bedeutung. Energischere Männer drängten ihn zur Seite und ziemlich einflußlos lebte K. auf seinem Schlosse Raudnitz, wo er am 24. December 1431 fast vergessen starb.

    • Literatur

      Frind, Kirchengeschichte Böhmens; Palacky, Geschichte Böhmens.

    • Korrektur

      S. 608. Z. 1 v. u.: Konrad v. Vechta ist nach neuerer Forschung nie zum Bischof von Verden erwählt; er wurde durch päpstliche Providirung (nicht vor dem 1. Mai 1399) zum Bischof von Verden bestimmt, aber vom Capitel nicht anerkannt, heißt daher 1400 Electus; er gab diese Provision auf gegen eine andere (Cambrai) vom 6. Februar 1400. 1398—1408 kommt er, nach Weizsäcker, als Kanzler Königs Wenzel vor. V. Forschung. z. D. Gesch. 19, S. 602. Krause.

  • Autor/in

    Schlesinger.
  • Zitierweise

    Schlesinger, Ludwig, "Konrad von Vechta" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 608-609 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136420400.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA