Lebensdaten
1866 – 1944
Geburtsort
Lechbruck bei Füssen
Sterbeort
Lechbruck bei Füssen
Beruf/Funktion
elektrochemischer Industrieller ; Mitinhaber der Gascarburations-Firma Keller & Knappich in Augsburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136083919 | OGND | VIAF: 80488442
Namensvarianten
  • Knappich, Jacob
  • Knappich, Jakob

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Zitierweise

Knappich, Jacob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136083919.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann, Steinmetzmeister in L.;
    M Martha Zweng;
    Frankfurt/M. 1901 Ernestine Götz;
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    K. besuchte die Höhere Handelslehranstalt in Augsburg. 1832-85 arbeitete er als Praktikant in Augsburg und München, 1885-89 kaufmännisch bei den Firmen Carl Kausch, Neunkirchen und Köln, und Adolf Hertlein in München. 1889-98 war er abwechselnd im Holzhandel und in der Industrie tätig, zuletzt als Fabrikdirektor bei der Firma Carl Anselm Jr. in Soden, Salmünster und Frankfurt am Main

    Als Ende des 19. Jahrhunderts Calcium-Carbid technisch-wirtschaftlich in den Vordergrund trat, begann K. 1898 dessen Herstellung in seiner „AG für Holzindustrie“ in Lechbruck, da ihm dort Wasserkraft von 2 000 PS für die Elektrizitätserzeugung zur Verfügung stand. Er gründete damit das dritte Calzium-Carbidwerk in Deutschland. Dieser noch wenig erforschte Stoff sollte die große Menge eingeführten Beleuchtungspetroleums verringern. Zum Apparatebau für größere Beleuchtungsanlagen von Ortschaften erweiterte K. die 1872 gegründete Firma des Augsburger Industriellen Hans Keller ( 1926) 1898 zur Firma Keller & Knappich als Gesellschaft für Gascarburation. 1900 lieferte sie ihre erste Acetylen-Ortszentrale für Haßfurt am Main, seit 1904 folgten 13 weitere. Als die Bayerische Staatsregierung 1901 als erste Landesregierung Vorschriften für das Verfahren bei Herstellung und Verwendung von Acetylengas und Carbid erließ, arbeitete K. Erläuterungen zu dieser Verordnung aus. Als nach der Jahrhundertwende das Calcium-Carbid|durch Überproduktion in einen Preissturz geriet und sich die Fabriken zusammenschließen mußten, gab K. sein Werk Lechbruck an die deutsch-österreichische Gruppe „Bosnische Elektrizitäts-AG“ Jajce ab.

    Zur Förderung der Interessen der neuen elektrochemischen Industrie gründete K. 1897 in Frankfurt am Main, zusammen mit dem Düsseldorfer Fabrikanten und technischen Schriftsteller Franz Liebetanz (* 1866) den „Calciumcarbid- und Acetylengasverein“, dessen Leitung er selbst übernahm. 1898 erfolgte der Zusammenschluß mit dem deutschen Verein für Acetylen und Carbid zum „Deutschen Acetylenverein“ als Fachverband von Herstellern und Verbrauchern, der Lieferungsbedingungen vereinbarte und Normen ausarbeitete. Hier wirkte K. über 40 Jahre im Vorstand, seit 1923 auch im Deutschen Acetylenausschuß als höchster Instanz für sicherheits-technische Acetylenverordnungen, sowie durch Beiträge in den Verbandszeitschriften und durch zahlreiche Vorträge.

    Nach Erfindung des Gasglühlichtes trat das Acetylen zwar als Beleuchtungsmittel in den Hintergrund, blieb aber zusammen mit Sauerstoff für die autogene Metallbearbeitung wichtig. Daher fertigte K. in Augsburg nun Werkzeuge, Apparate und Zubehör für Autogenschweißbetriebe. Zu dieser Zeit berief er auch den führenden deutschen Schweißfachmann, Theodor Kautny, in die Firma. Bereits 1906 zeigte K. auf der Bayerischen Landesausstellung in Nürnberg ein großes Programm von Schweißbrennern, den Lötbrenner nach Edmond Fouché, die Carbidentwickler im Drehsenk- und Einwurfsystem, und den Carbid-Untersuchungsapparat nach Nikodem Caro. Die Acetylen-Apparatetypen von K. gehörten zu den ersten, die der Deutsche Acetylenverein als zulässig attestierte. Somit ist K. auch Wegbereiter der deutschen Autogenschweißgeräte-Industrie gewesen. 1926 fand K. weitere Wege zur Verhütung von Explosionen an Acetylenentwicklern und meldete sie zum Patent an.

    Im März 1925 übernahm K. die Bayerische Kesselwagen GmbH Augsburg, für die er bisher die Aufbauten geliefert hatte. Durch diese Erzeugnisse angeregt und über genügend große Schweißwerkstätten in der eigenen Augsburger Firma verfügend, begann K. 1926 mit dem Bau von Müllwagen-Aufbauten für Stadtverwaltungen nach eigenen Patenten. Er erfand für das Schüttgut eine waagerechte Drehtrommel, in der es eingeschweißte Förderschnecken nach hinten transportierten. Dieses Verfahren hatte einen geringen Kraftbedarf, einfachen Behälterantrieb und brauchte keine Kippvorrichtung, war also auch finanziell erschwinglich. K. erweiterte das Programm von Kommunalfahrzeugen auf Spreng-, Tank-, Fäkalien- und Gully-Wagen, Kehr- und Waschmaschinen. – K.s Firma ist noch heute auf den gleichen Gebieten tätig. Seit 1970 mit den Industrie-Werken Karlsruhe Augsburg AG vereinigt, gehört sie zur Unternehmensgruppe Quandt.|

  • Auszeichnungen

    Bayer. KR (1927).

  • Werke

    Die Herstellung, Aufbewahrung u. Verwendung v. Acetylengas u. Lagerung v. Carbid (Erll. z. Kgl. Bayer. Acetylen-Verordnung v. 22.6.1901), 1902;
    Welche Gefahren bietet d. autogene Metallbearbeitung?, in: Carbid u. Acetylen 13, 1909, Nr. 10 u. 24;
    Th. Kautny, in: Autogene Metallbearbeitung 21, 1928, H. 1, S. 14.-DRP 112 436, 148 199 u. 235 347 (versch. Acelylenentwickler v. 1897-1910);
    214 364 (Schweißbrenner v. 1908);
    446 816, 450 805 u. 469 508 (Entlüftungs- u. Sicherheitseinrichtungen bei Acetylenentwicklern v. 1926);
    459 729 u. 464 044 (Müllwagen mit drehbarem Behälter u. innerer Förderschnecke v. 1926/27).

  • Literatur

    E. Sauerbrei, in: Autogene Metallbearb. 31, 1938, H. 18, S. 289-98 (P);
    ebd. 37, 1944, H. ⅞. S. 76 f. (P);
    Rieß u. Sossenheimer, in: Schweißen u. Schneiden 8, 1956, H. 12, S. 457;
    Th. Kürten. Die techn.-wirtsch. Entwicklung d. dt. Calciumcarbid-Industrie u. ihre Bedeutung f. d. dt. Wirtsch., Hiss. Aachen 1924, u. in: Acetylen 28, 1925;
    VDI-Zs. 79, 1935, S. 187-92;
    Schweißtechnik 1962, S. 99-102;
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Knappich, Jacob" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 157-158 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136083919.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA