Genealogie

Aus Westerwälder, im Hof- u. Verwaltungsdienst d. Fürsten v. Wied emporgestiegener u. dann in d. Eisenhüttenindustrie wohlhabend gewordener Fam.;
V →Joh. Phil. (1803–90), Bes. d. Raubacher Hütte u. d. Fa. Remy & F. in R., S d. →Joh. Phil. (1768–1816), Fürstl. Wiedschen Tit. Hof-Kammerrat u. Hüttenbes. v. R. u. Maxsayn, u. d. Sophie v. Hoffmann;
M Caroline (1817–93), T d. Pastors Bernhardt in R., später Selbach u. Weilburg;
B →Wilh. (1838–1928), Prof. d. Musik, Komponist in Berlin, später Schweidnitz, →Adolf (1841–1921), KR, Dr.-Ing. E. h., Inh. d. Maschinenfabr. Främbs & F., Schweidnitz, Ehrenbürger d. Stadt, →Walther (1852–1932), Kaufm. in Colombo u. Bremen;
Schw →Ika (1858–1912), Gründerin d. Ver. f. Fraueninteressen, München;
⚭ 1874 Amalie, T d. Pastors Heinrich Springmann aus Remagen;
4 S Hellmuth (1876–1906), Reinhard (* 1877), Winfried (1879–1959) u. Siegmund (1881-1965), Inhaber d. Fa. F. & Co. in Colombo, später in Bremen.

Biographie

Nach kurzer Lehrzeit im Walzwerk Rasselstein bei Neuwied war F. Volontär bei der Kaffeeinfuhrfirma Schmits & Kuhn und im Weißblech-Verkaufskontor in Köln und bekleidete dann wichtige Posten bei Einfuhrunternehmen in Rotterdam, Marseille und London, hier schließlich bei Luchtenberg & Schmits, den bedeutendsten Kaffeeimporteuren am Platze. Mit deren Hilfe gründete er 1873 in Colombo eine eigene Firma, zunächst für den Kaffeehandel, mit dem Plan, die europäischen Märkte aus einem aufstrebenden Kaffeelande nicht mehr auf dem Umwege über London, sondern auf dem durch den neuen Suezkanal verkürzten Wege unmittelbar zu beliefern. Das führte unter erstmaliger Ausnutzung moderner Nachrichtenmittel für die Angebote zu großen Erfolgen, bis Ende des Jahrzehnts eine Pilzkrankheit die ceylonesischen Kaffeekulturen vernichtete. F. & Co. konnten sich durch Ausweichen auf andere Unternehmungen – Einfuhr neben der Ausfuhr, Betrieb einer für englische Besitzer verwalteten und dann von ihnen übernommenen Öl- und Knochenmühle, Ausfuhr von Öl, Graphit, Chinarinde – nicht nur retten, sondern ihr Geschäft ungemein erweitern und verstärken. F. wurde darüber zu einem Wohltäter seines Gastlandes. Zu seinen Pioniertaten gehören die Einführung des künstlichen Düngens unter gleichzeitiger Herstellung der dafür nötigen Stoffe, der Aufbau neuer Tabakkulturen, Versuche, die Baumwolle auf Ceylon anzusiedeln, die Unterstützung neuer Gummianpflanzungen, die Entdeckung und der Abbau wertvoller Monazitsandvorkommen, die Ausrüstung des Landes mit Kraftwerken und ähnlichen Einrichtungen. Das inzwischen herangewachsene ausgedehnte Bankgeschäft half den Erfolg sichern. Das Bestreben, den Ceylonhandel der deutschen Wirtschaft dienstbar zu machen, führte F., der seit 1876 deutscher Konsul für Ceylon war, zu tatkräftiger Unterstützung deutscher Schiffahrtsbelange. Seine Berichte haben entscheidend dazu beigetragen, 1885 die Reichspostdampfervorlage der Reichsregierung im Reichstage zur Annahme zu bringen. Bei seinem Tode war seine Firma zu einem Unternehmen von Weltruf geworden. Zweimal ist sie in der Folgezeit durch Kriege vernichtet worden; zweimal, seit 1924 und seit 1953, haben sie die Söhne, die das Stammhaus inzwischen nach Bremen verlegt hatten, auch in Colombo wieder aufgebaut.

Literatur

W. Freudenberg, Von dt. Arb. auf Ceylon, Erinnerungen u. Erfahrungen d. Hauses F. &
Co., Colombo, seit 1873, = Schrr.r. d. Dt. Auslands-Inst., 1926, R. A, Bd. 17, ²1949 (P);
F. Prüser, Von dt. Arb. auf Ceylon, Aus d. Berr. Bremer Überseekaufleute, in: Der Schlüssel, Bremer Btrr. z. dt. Kultur u. Wirtsch. 7, 1942, S. 69-73;
E. Schwartze, Der Gang nach Ceylon, Die Gründung d. Hauses F. &
Co. in Colombo u. ihre geschichtl. Voraussetzungen, in: Brem. Jb. 42, 1947, S. 82-96;
F. &
Co., GmbH in Bremen, in: Heimatchronik d. Freien Hansestadt Bremen, bearb. v. F. Prüser, 1955, S. 394-98.

Autor/in

Zitierweise

Prüser, Friedrich, "Freudenberg, Philipp" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 409-410 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13600914X.html#ndbcontent