Lebensdaten
1894 – 1944
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Konzentrationslager Auschwitz
Beruf/Funktion
Kabarettist ; Komponist
Konfession
-
Normdaten
GND: 134579690 | OGND | VIAF: 59038018
Namensvarianten
  • Rosenbaum, Wilhelm Julius
  • Rosen, Willy
  • Rosenbaum, Wilhelm Julius
  • mehr

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Zitierweise

Rosen, Willy, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd134579690.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. Rosenbaum;
    M N. N.;
    1) 1923 1940 Elsbeth Hoffmann, 2) 1942 Mara Krauskopf (1905–45); kinderlos.

  • Biographie

    R. absolvierte eine Ausbildung als Tuchhändler in Berlin. Im 1. Weltkrieg verwundet, gründete er ein Fronttheater und spielte für Soldaten. Nach Kriegsende nahm er seine Tätigkeit in der Textilbranche wieder auf und trat nebenher als Unterhaltungskünstler in Berliner Kabaretts wie „Die Spinne“, „Schwarzer Kater“ und „Schall und Rauch“ mit eigenen Chansons auf. Dort wurde er von Kurt Robitschek (1890–1950) entdeckt, der ihn nach Wien, später nach Budapest engagierte, wo er sich bald einen Namen als witzig-geistreicher Klavier-Parodist machte. Als Robitschek das Berliner Kabarett „Die Rakete“ übernahm, aus dem sich 1924 das „Kabarett der Komiker“ entwickelte, kam auch R. wieder zurück nach Berlin. Für das erste „Kadeko“-Programm schrieb er die Musik zu einer Operettenparodie („Quo vadis“), mit der die Autoren. Robitschek und Paul Morgan (1886–1938), vor dem aufkommenden Nationalsozialismus warnten. Seither eine feste Größe im „Kabarett der Komiker“, trat R. daneben auch in anderen Kabaretts und als Alleinunterhalter in Filmtheatern auf. Ausgedehnte Gastspielreisen machten ihn und seine eingängigen Kabarett-Schlager auch außerhalb Berlins bekannt, die er zu eigener Klavierbegleitung in einem unverwechselbar schnoddrigen Sprechgesang vortrug (Standardansage: „Text und Musik von mir!“). Seit 1925 nahm er zahlreiche Schallplatten auf, war regelmäßig im Rundfunk zu hören und bald auch ein gefragter Filmkomponist.

    Nach Hitlers Machtübernahme ging R. nach Österreich, wo er das Kabarett-Ensemble|„Die Prominenten“ gründete, dem zeitweise so populäre jüd. Schauspieler, Sänger, Kabarettisten und Komiker wie Max Ehrlich, Otto Wallburg, Franz Engel, Siegfried Arno, Trude Berliner, Rosy Barsony, Rita Georg, Szöke Szakall und Oskar Karlweis angehörten. Mit diesen gastierte R. in Österreich, in der Tschechoslowakei, der Schweiz sowie in Belgien, Luxemburg und Holland. 1937 ließen sich die „Prominenten“ in den Niederlanden nieder, wo sie in Scheveningen und Amsterdam unterhaltsam-unpolitische Kabarett-Revuen auf die Bühne brachten. Während dieser Jahre unterhielt R. engen Kontakt mit Berlin, wo er bis März 1939 in den Kabarett-Programmen zu sehen war, die Max Ehrlich (1892–1944) dort unter NS-Aufsicht auf seiner Kleinkunstbühne des Jüd. Kulturbunds inszenierte. R. schrieb außerdem die Musik zu fast allen Berliner Ehrlich-Revuen, 1935 nahm er in Berlin vier Schallplattentitel für das Kulturbund-Label „Lukraphon“ auf.

    Nach dem dt. Überfall auf die Niederlande gastierte R. mit seinen „Prominenten“ im Amsterdamer Beatrix-Theater, später „Theater van de Lach“, mit der Auflage, nur vor „ausschließlich jüd. Publikum“ zu spielen. Im April 1942 wurde das Theater geschlossen und dem Rosen-Ensemble die „Joodsche Schouwburg“ im Amsterdamer Ghetto zugewiesen, wo es noch einmal zu einer Zusammenarbeit von R. und Max Ehrlich kam. Als die „Schouwburg“ von den Nazis geschlossen und zur Sammelstelle für den Abtransport der Juden in die Vernichtungslager umfunktioniert wurde, tauchte R. unter. Aufgespürt und verhaftet, wurde er im Frühjahr 1943 ins KZ Westerbork verschleppt, wo zahlreiche bekannte jüd. Kabarettisten aus Berlin und Wien interniert waren. Für die „Bühne Lager Westerbork“, die sich hier bildete, schrieb und spielte R. mit Max Ehrlich mehrere Revuen („Humor und Melodie“, „Bravo! Da capo!“, „Total verrückt!“). Im Aug. 1944 wurde die Lagerbühne aufgelöst, am 4. Sept. R. nach Theresienstadt und dann nach Auschwitz deportiert. Bald nach seiner Ankunft wurde R. in der Gaskammer ermordet.

  • Werke

    u. a. Filmmusik: Die zärtl. Verwandten, 1930;
    Moritz macht sein Glück, 1931;
    Holzapfel weiß alles, 1932;
    Es war einmal e. Musikus, 1933;
    Bühnenmusik, Kabarett-Programme:
    Der Chauffeur meiner Frau, 1933;
    Vorhang auf, 1936;
    Bitte einsteigen, 1937;
    Gemischtes Kompott, 1938;
    Feuerwerk, 1942;
    Schlager, Chansons (über 100):
    Was will d. Mann da auf d. Veranda?, 1928;
    Wenn du einmal dein Herz verschenkst, 1929;
    Darf ich um d. nächsten Tango bitten?, 1930;
    Wenn du mal in Hawaii bist, 1931;
    Wenn ich d. Text nicht weiter kann, 1935;
    Dort in Hawaii, 1935;
    Gedichte:
    Abschied v. Westerbork, Der Pojaz (Sept. 1944);
    CDs:
    W. R., Text u. Musik v. mir, Chansons, Couplets, Schlager 1926-1931, 1997;
    W. R., Wenn ich d. Text nicht weiter kann, Chansons, Couplets, Schlager 1925-1935, 2001;
    Vollst. W-Verz.
    im Bes. d. Vf. u. im Archiv d. NDB.

  • Literatur

    H. van Gelder u. J. Klöters, Door de nacht klinkt een lied, Amusement in Nederland 1940-1945, 1985;
    J. Klöters, 100 jaar amusement in Nederland, 1987;
    J. Boas, Boulevard des Misères, 1988;
    V. Kühn, Humor u. Melodie, Kabarett im Angesicht d. Todes, in: FAZ v. 23.11.1990;
    ders., Zores haben wir genug …, Gelächter am Abgrund, in: Geschlossene Vorstellung, Der Jüd. Kulturbund in Dtld. 1933-1941, 1992;
    ders., Cabaret in het aangezicht van de dood, in: Lachen in het donker, Amusement in kamp Westerbork, 1996 (dt.: Kabarett im Angesicht d. Todes, in: Lachen im Dunkeln, hg. v. D. Mulder, B. Prinsen, 1997);
    ders., We've Enough Tsoris, Laughter at the Edge of the Abyss, in: Theatrical Performance during the Holocaust, hg. v. R. Rovit u. A. Goldfarb, 1999;
    U. Liebe, Verehrt, verfolgt, vergessen, 1992, S. 243 (P);
    H. Mathijsen, De entertainer van Westerbork, in: Vrij Nederland, 1992;
    H. J. P. Bergmeier. Chronol. d. dt. Kleinkunst in d. Niederlanden 1933-1944, 1998;
    Hdb. d. dt.sprachigen Exiltheaters 1933-1945, hg. v. F. Trapp, W. Mittenzwei, H. Rischbieter u. H. Schneider, II, 1999;
    K. B. Zaich, Ich bitte dringend um e. Happyend, Dt. Bühnenkünstler im niederl. Exil 1933-1945, 2001;
    BHdE II;
    Biogr. Judaica Bohemiae, 1995;
    Metzler Kabarett Lex.

  • Autor/in

    Volker Kühn
  • Zitierweise

    Kühn, Volker, "Rosen, Willy" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 54-55 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd134579690.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA