Lebensdaten
1852 – 1927
Geburtsort
Asenham (Niederbayern)
Sterbeort
Passau
Beruf/Funktion
Politiker ; katholischer Geistlicher
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13362045X | OGND | VIAF: 3667816
Namensvarianten
  • Pichler, Franz Seraph von
  • Pichler, Franz von
  • Pichler, Franz Seraph von
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Pichler, Franz von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13362045X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael, Zimmermann u. Landwirt;
    M Maria Hifinger.

  • Biographie

    Nach dem Gymnasium (1864–72) und Lyzeum (1872–76) in Passau, der Priesterweihe 1876 und kurzer Seelsorgstätigkeit war P. 1878-80 Kaplan an der deutschen Nationalkirche S. Maria dell'Anima in Rom, wo er an der Università Gregoriana zum Dr. iur. can. promoviert wurde. 1880-83 war er Seelsorger in Hofkirchen/Donau, 1883 wurde er Domvikar in Passau, 1899 Domkapitular, 1910 Dompropst. P. war eine streng konservative und zugleich genuin politische Natur. So sensibilisierte er dio Passauer Diözesanverwaltung für Probleme des Industriezeitalters, förderte die kath. Publizistik (Donauzeitung), gründete 1890 den Passauer kath. Arbeiterverein, war 1892/93 und 1899-1907 Diözesanpräses der kath. Arbeitervereine und 1906 Mitbegründer des Verbands der Süddeutschen Kath. Arbeiterinnen vereine. Im sog. Gewerkschaftsstreit plädierte er für interkonfessionelle Gewerkschaften, ebenso förderte er Gründung und Entwicklung des Bayer. Eisenbahnerverbandes.

    1893-1918 gehörte P. der bayer. Kammer der Abgeordneten an, 1893-1911 auch dem Reichstag, jeweils im Führungszirkel der Zentrumsfraktion. Der Schwerpunkt seiner parlamentarischen Tätigkeit lag jedoch weniger im Reichstag (1902/03 führende Mitarbeit am sog. Toleranzantrag) als im bayer. Landtag, wo er seit 1899 als Referent für die Verkehrsanstalten und 1912-18 als Vorsitzender des Finanzausschusses fungierte. Durch umfassende Kenntnis zahlreicher, besonders wirtschaftspolitischer Materien erwarb er sich rasch Autorität und Einfluß, wegen seines Ehrgeizes und gewisser Härten in der Argumentation erfuhr er gelegentlich auch aus den eigenen Reihen Kritik. Trotz teils heftiger Opposition gegenüber den liberal-konservativen Regierungen in Bayern (z. B. bezüglich des Streikrechts der Eisenbahner) lehnte P. ebenso wie die Zentrumsführer Hertling und Orterer einen anhaltenden Konfrontationskurs ab, um die Regierungsfähigkeit des Zentrums unter Beweis zu stellen, eine Taktik, die 1912 zum Erfolg führte. Hierbei stand P. im Gegensatz zu dem Zentrumspolitiker und Bauernführer Georg Heim und dessen populistisch-demokratischen Tendenzen. Im Widerstand gegen die von Heim betriebene Verselbständigung des bayer. Zentrums hielt P. strikt an der Verbindung mit dem Zentrum auf Reichsebene fest. 1912/13 plädierte er entschieden für die Beendigung der Regentschaft in Bayern und die Übernahme der Königskrone durch Ludwig III. Im 1. Weltkrieg opponierte P. gegen die Forderung nach dem Sturz Bethmann Hollwegs und der Eröffnung des unbeschränkten U-Boot-Krieges, wie sie von Heim vertreten wurde, und lehnte, teils aus föderalistischen Motiven, in der Schlußphase des Krieges eine Parlamentarisierung ab. Nach der Trennung des bayer. Zentrums von der Gesamtpartei durch die Gründung der BVP 1918 zog er sich vollständig aus dem politischen Leben zurück. P.s Einfluß auf die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in Bayern bedarf noch genauerer Untersuchung.|

  • Auszeichnungen

    Päpstl. Hausprälat (1912);
    Apostol. Protonotar (1926).

  • Werke

    Stellung d. Sozialdemokratie z. Rel., 1892;
    Antrag Kaunitz, 1896;
    Zur Agrarfrage d. Gegenwart, 1897;
    Zentrum u. Landwirtsch. im Dt. RT, 1898.

  • Literatur

    Amtl. Hdb. d. Kammer d. Abg. d. Bayer. LT 1900, 1906, 1907, 1912 (jeweils P);
    Verhh. d. Kammer d. Abg. d. Bayer. LT 1893-1918;
    Stenogr. Berr. üb. d. Verhh. d. Dt. RT 1893-1911;
    K. Bachem, Vorgesch., Gesch. u. Pol. d. dt. Zentrumspartei 1893-1914, VI-VIII, 1929-31, Neudr. 1967 f.;
    W. Albrecht, LT u. Reg. in Bayern am Vorabend d. Rev. v. 1918, 1968;
    K. Möckl, Die Prinzregentenzeit, 1972;
    A. Knapp, Das Zentrum in Bayern 1893-1912, 1973;
    H. D. Denk, Die Christl. Arbeiterbewegung in Bayern bis z. Ersten Weltkrieg, 1980;
    H. Würdinger, Das Passauer Domkap. 1826-1906, 1989;
    D. Albrecht (Hg.), Die Protokolle d. LTfraktion d. bayer. Zentrumspartei, 5 Bde., 1989-1993;
    M. Puhane, F. S. Rr. v. P. (1852-1927), LT- u. RTabg., Dompropst v. Passau, Mag.arb. Passau 1996;
    S. Brewka, Zentrum u. Soz.demokratie in d. bayer. Kammer d. Abg. 1893-1914, 1997 (L);
    Gesch. d. Stadt Passau, hg. v. E. Boshof u. a., 1999.

  • Autor/in

    Dieter Albrecht
  • Zitierweise

    Albrecht, Dieter, "Pichler, Franz von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 414 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13362045X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA