Lebensdaten
1742 – 1794
Sterbeort
Donauwörth
Beruf/Funktion
Benediktiner ; wissenschaftlicher Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 133346978 | OGND | VIAF: 8572841
Namensvarianten
  • Mayer, Beda
  • Mayr, Felix (Taufname)
  • Mayer, Felix (Taufname)
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Zitierweise

Mayr, Beda, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133346978.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (Majr); M Apolonia N. N.

  • Biographie

    M. erhielt seine gymnasiale Ausbildung im Kloster Scheyern, studierte anschließend am Lyzeum in München Philosophie und an der Univ. Freiburg i. Br. Mathematik. 1761 trat er in die Donauwörther Benediktinerabtei Heilig Kreuz ein, die im 18. Jh. unter der Leitung dreier hochgebildeter, tüchtiger Äbte – Amandus Röls (1691–1748), Cölestin Hegenauer (1748–76) und Gallus Hammerl (1776–93) – zu bedeutender wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und kultureller Blüte gedieh. Im September 1762 legte M. die Ordensprofeß ab; danach schickte man ihn zum Studium der Theologie an das „Studium commune“ der bayer. Benediktinerkongregation in Benediktbeuern; im Januar 1766 wurde er zum Priester geweiht. Fortan wirkte er – mit Ausnahme der Jahre 1772–76, in denen er in klösterlichem Auftrag die Pfarrei Mündling seelsorgerlich betreute – in Heilig Kreuz als Lehrer der Mathematik und Physik, der Philosophie und Rhetorik, der Theologie und des Kirchenrechts, als Bibliothekar, kurze Zeit auch als Prior (1776/77), als wissenschaftlicher Schriftsteller und als Verfasser reformistischer Schriften (z. B. zur Problematik des Lateins als liturgischer Sprache oder der Lehre vom Ablaß) sowie als Dichter von Komödien, Schau- und Singspielen (für das Schultheater), von satirischen Gedichten etc., nicht zuletzt auch als geschätzter Prediger. In seiner persönlichen Lebensführung war M. ein vorbildlicher Mönch und Priester, den Klosterschülern ein aufgeschlossener und stets hilfsbereiter Erzieher, in seiner wissenschaftlichen Forschertätigkeit von|rastlosem Eifer. Der Ruf seiner Gelehrsamkeit brachte ihm ehrenvolle Angebote der Universitäten Ingolstadt, Dillingen und Salzburg ein, denen er jedoch nicht folgte.

    Allerdings bot Abt Gallus Hammerl, ein kunst- und wissenschaftsfreudiger Prälat, der sein Kloster dem Geist einer maßvollen, „katholischen“ Aufklärung öffnete und den klösterlichen Schulbetrieb auf das Niveau eines zeitgemäß-modernen Wissenschaftslebens hob, M. und anderen gelehrten Konventualen (Michael Krazer, Joseph Nadernhürn, Ildephons Rimmele, Bonifatius [Franz Xaver] Bronner, der 1785 aus dem Kloster entwich und Illuminat wurde) ideale Entfaltungsmöglichkeiten. Als Bibliothekar zugleich mit der Leitung der gesamten Studien betraut, baute M. die Bibliothek aus: Neben den etablierten Disziplinen Theologie, Geschichte, Jurisprudenz fanden jetzt in erheblichem Umfang Mathematik und Naturwissenschaft, zeitgenössische Philosophie und Pädagogik, aber auch Philologie und moderne Belletristik Berücksichtigung. Die Sammlung wuchs so rasch an, daß man um 1780 einen neuen, größeren Bibliothekssaal errichten mußte.

    M.s vielgestaltiges literarisches Schaffen war „vom Geiste der damaligen Aufklärung durchweht“ (Lindner), und zwar ähnlich wie das seines jüngeren Zeitgenossen Johann Michael Sailer, mit dem M. freundschaftlich verbunden war. Wie dieser nahm er die von der Aufklärung ausgehenden Impulse auf und suchte sie für eine zeitgemäße Erneuerung theologischen Denkens und kirchlichen Lebens fruchtbar zu machen. So verfocht er in seiner „Dissertatio de Copernicano mundi systemate, qua illud nequaquam cum sensu scripturae sacrae pugnare asseritur“ (1768) und in seiner für den Schulgebrauch bestimmten „Abhandlung von der Bewegung der Körper in krummen Linien und Anwendung derselben auf unser Sonnensystem“ (1779) die Geltung des (im kath. Bereich damals immer noch kontroversen) kopernikanischen Weltbilds. Seine für das Schultheater – nicht mehr in lat., sondern in deutscher Sprache – verfaßten Spiele sind geprägt vom Erziehungspathos der Aufklärung mit ihrem typischen Gesellschafts- und Tugendverständnis.

    Wie Sailer war M. die Frage der Verständigung und Wiedervereinigung der Konfessionen ein tiefes Anliegen. Hatte er bereits 1778 in seiner (ohne sein Wissen vom Münchener Schuldirektor Dr. Heinrich Braun anonym herausgegebenen) kleinen Schrift „Der erste Schritt zur künftigen Vereinigung der kath. Kirche, gewagt – fast wird man es nicht glauben – von einem Mönche“ mutig dieses Anliegen artikuliert und mögliche Wege zu dessen Verwirklichung aufgezeigt, woraus ihm innerhalb und außerhalb des Klosters massive Gegnerschaft erwachsen war, so griff er die Frage erneut auf in seinem großen theologischen Hauptwerk „Vertheidigung der natürlichen, christlichen und kath. Religion, Nach den Bedürfnissen unsrer Zeiten“ (3 T., 1787/89). Diese „erste ausführliche zusammenhängende Apologie des kath. Christenthums gegen alle vornehmsten Einwürfe der Neuerer“ (K. Werner), erarbeitet auf der Basis des Werkes des bedeutenden franz. Apologeten Nicolas-Sylvestre Bergier ( 1790) und aus guter Kenntnis deutscher prot. Autoren (jedoch noch nicht Immanuel Kants, wie der Verfasser in der Vorrede ausdrücklich bedauernd feststellt), sucht in ihrem 3. Teil den Begriff der kirchlichen Unfehlbarkeit soweit wie möglich zu begrenzen, um der Reunion der Konfessionen eine positive Chance zu geben. Im übrigen verbirgt der Verfasser bei der Darlegung seiner Reformvorschläge seine febronianischen und josephinischen Neigungen nicht. Das Werk provozierte erbitterten Widerspruch, zumal in exjesuitischen Kreisen, die zur selben Zeit auch Sailer in Dillingen bekämpften (St. Salvator in Augsburg); wie schon M.s „Erster Schritt“ wurde auch seine „Vertheidigung“ 1792 schließlich von Rom indiziert. Im Zusammenhang mit diesen Veröffentlichungen kam es zu strengen Visitationen des Klosters Heilig Kreuz durch die bischöfliche Behörde in Augsburg; doch blieben diese für M. de facto ohne Folgen, dank dem standhaften Eintreten des Abtes für den Angegriffenen und dank der Sympathie, welche der visitierende Augsburger Provikar Joseph Thomas de Haiden für M. und wohl auch für dessen theologische Argumentationsweise empfand. M.s katholische Gesinnung steht außer Zweifel, und seine in der „Vertheidigung“ vertretene ekklesiologische Sicht wie überhaupt sein irenisch-theologischer Standpunkt verdienen im Licht des Zweiten Vatikanums eine gerechtere Würdigung, als ihnen von seiten zeitgenössischer Kritiker widerfahren ist.

    Die Klosterbibliothek von Heilig Kreuz, am Ende des 18. Jh. 15-20 000 Bände umfassend, ging bei der Säkularisation 1803 mitsamt dem Stift in den Besitz der Fürsten von Oettingen-Wallerstein über. Sie wurde zuerst nach Maihingen transportiert, dann auf Schloß Harburg verlegt, schließlich 1980|(durch Verkauf an den Freistaat Bayern) der Universitätsbibliothek Augsburg zugeführt.

  • Literatur

    ADB 21;
    C. Königsdorfer, Gesch. d. Klosters zum Hl. Kreutz in Donauwörth III, 1829;
    F. X. Bronners Leben, v. ihm selbst beschrieben I, 1795;
    K. Werner, Gesch. d. kath. Theologie, Seit d. Trienter Concil bis z. Gegenwart, 1866 (Neudr. 1966);
    A. Steichele, Das Bisthum Augsburg, hist. u. statist, beschrieben III, 1872;
    A. Lindner, Die Schriftsteller u. d. um Wiss. u. Kunst verdienten Mitgll. d. Benediktiner-Ordens im heutigen Kgr. Bayern v. J. 1750 bis z. Gegenwart II, 1880 (Verz. d. gedr. W M.s, 58 Nummern);
    J. Hörmann, P. B. M. v. Donauwörth, e. Ireniker d. Aufklärungszeit, in: H. M. Gütl. u. G. Pfeilschifter (Hrsg.), Festgabe A. Knöpfler, 1917;
    A. Anwander, Die allg. Rel.gesch. im kath. Dtld. während d. Aufklärung u. Romantik, 1932;
    W. Klemm, Benediktin. Barocktheater in Südbayern, Liste d. Aufführungen, in: StMBO 55, 1937;
    W. Schiedermair (Hrsg.), Hl. Kreuz in Donauwörth, 1987;
    LThK².

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Mayr, Beda" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 558-560 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133346978.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mayr: Beda M., Benedictiner, geb. am 15. Jan. 1742 zu Daiting in Oberbaiern, am 28. April 1794 zu Donauwörth. M. absolvirte die Gymnasialstudien in dem Kloster Scheyern, studirte dann an dem Lyceum in München Philosophie, an der Universität zu Freiburg Mathematik, trat 1761|in das Benedictinerkloster zu Donauwörth, legte am 29. Sept. 1762 die Gelübde ab und machte dann seine theologischen Studien in dem Kloster Benedictbeuern. Am 6. Januar 1766 zum Priester geweiht, blieb er bis zu seinem Tode, mit Ausnahme einer vierjährigen Verwaltung der Pfarrei Mündling, in dem Kloster zu Donauwörth, wo er als Lehrer der Mathematik, Philosophie, Rhetorik, Theologie und des Kirchenrechts, als Bibliothekar und zeitweilig als Prior fungirte. Berufungen nach Ingolstadt. Dillingen und Salzburg lehnte er ab. M. hat viele und vielerlei Schriften drucken lassen: theologische Abhandlungen (einige anonym, wie über den Gebrauch der lateinischen Sprache beim Gottesdienst. 1777, über die katholische Lehre vom Ablaß. 1787). Predigten. Lustspiele, Schauspiele und Singspiele, satirische und Gelegenheitsgedichte u. s. w. Erwähnenswerth ist unter seinen älteren Schriften „Dissertatio de Copernicano mundi systemate, qua illud nequaquam cum sensu s. scripturae pugnare asseritur“, 1768. Aufsehen erregte ein von ihm verfaßtes, aber ohne sein Vorwissen von Heinrich Braun (Allg. D. Biogr. Bd. III, S. 325) unter dem Titel „Der erste Schritt zur künftigen Vereinigung der katholischen und evangelischen Kirche, gewagt von — fast wird man es nicht glauben — von einem Mönche. P. F. K. in W ...“, 1778 zu München herausgegebenes Schriftchen (1½ B. 8°. Braun ließ auch einige andere kleine Schriften von M. drucken). Der Jesuit Aloys Merz hielt sofort in Augsburg eine Predigt dagegen und ließ sie drucken; es erschienen noch einige andere Gegenschriften (1780 auch ein „Schreiben an den P. F. K. in W ... von dem Verfasser der patriotischen Phantasien“. Justus Moser); die 2. Auflage von 1779 wurde in Rom 1783 von der Inquisition verdammt und in den Index gesetzt, und M. erhielt einen Verweis und durfte längere Zeit keine theologischen Vorlesungen halten. Später gab M. selbst heraus: „Vertheidigung der natürlichen, christlichen und katholischen Religion nach den Bedürfnissen unserer Zeiten“, 1787—89, drei Theile, der dritte mit einem „Anhange von der Möglichkeit einer Vereinigung zwischen unserer und der evangelisch-lutherischen Kirche“, worin sich M. auch über das eben genannte Schriftchen äußert. Gegen eine Schrift des Augsburger Exjesuiten J. E. Hochbichler, „Beda Mayr's Vertheidigung ... untersucht“, 1790, schrieb M. noch „Apologie der Vertheidigung“ u. s. w., 1790. Auch Benedict Stattler sprach sich gegen M. aus im „Plan zu der allein möglichen Vereinigung im Glauben ... sammt einem Anhange gegen einen neuen und weiter fortschreitenden Febronius in Wien“, 1791. K. Werner (Gesch. der kath. Theologie, S. 237) sagt von dem Buche von M. u. a.: „Es ist eine erste ausführliche zusammenhängende Apologie des katholischen Christentums gegen alle vornehmsten Einwürfe der Neuerer. M. hielt sich für den Inhalt der ersten beiden Theile hauptsächlich an Bergier, benutzte aber nebenbei auch die Werke deutscher Protestanten, Leß, Döderlein u. A. Mit der Nachweisung des unfehlbaren Lehramtes der Kirche (im 3. Theile) verbindet er irenische Tendenzen: er will den Begriff der kirchlichen Unfehlbarkeit so weit restringiren, als es möglich ist und geschehen muß, wenn man eine positive Möglichkeit der Wiedervereinigung der Protestanten mit der katholischen Kirche begründen will.“ Wenn aber beigesetzt wird: „Mayr's Vorschläge blieben von Seite Roms ungerügt, während es Stattler widerfuhr, daß mehrere seiner Werke in den Index gesetzt wurden“, so ist das unrichtig: das Werk von M. wurde schon 1792 in den Inder gesetzt, vier Jahre früher, als einigen Büchern Stattler's, nicht dem oben genannten, dieses widerfuhr. — M. vollendete auch die von Heinrich Braun begonnene Bibelübersetzung.

    • Literatur

      Baader, Lexikon I, 2, 12. Lindner, Die Schriftsteller des Benedictinerordens, 1880, II, 137. Neueste Rel.-Beg. 1778, 851; 1779, 563; 1780, 876.

  • Autor/in

    Reusch.
  • Zitierweise

    Reusch, Heinrich, "Mayr, Beda" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 134-135 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133346978.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA