Lebensdaten
erwähnt 1345, gestorben 1373
Sterbeort
Ricklingen bei Hannover
Beruf/Funktion
Herzog von Braunschweig-Lüneburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 132647109 | OGND | VIAF: 11013203
Namensvarianten
  • Magnus II. Torquatus
  • Magnus Torquatus
  • Magnus II. von Braunschweig-Lüneburg
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Zitierweise

Magnus II., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd132647109.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hzg. Magnus I. v. B. ( 1369, s. NDB 15);
    - 1356 Katharina ( 1390), T d. Gf. Bernhard III. v. Anhalt-Bernburg ( 1348) u. d. Agnes v. Sachsen-Wittenberg ( 1338);
    4 S, 7 T, u. a. Hzg. Friedrich v. B.-L. ( 1400, s. NDB V), EB Otto v. Bremen ( 1406). Hzg. Bernhard I. v. B.-L. ( 1434), Hzg. Heinrich II. v. B.-Wolfenbüttel ( 1416), Agnes ( Hzg. Albrecht II. v. B.-Grubenhagen, v. 1383), Sofie ( Hzg. Erich IV. v. Sachsen-Lauenburg, 1411), Agnes ( 1] 1366 Busso IV. v. Mansfeld, 2) 1391 Hzg. Bogislaw VI. v. Pommern-Wolgast, 1393, 3] 1396 Hzg. Albrecht III. v. Mecklenburg, 1412, s. NDB I), Mathilde ( Gf. Otto III. v. Hoya, 1428), Elisabeth ( Gf. Moritz IV. v. Oldenburg, 1420).

  • Biographie

    Über die Jugend M.s ist wenig bekannt; Nachrichten über seinen wilden, jähzornigen Charakter sind spätere Legendenbildungen. Unmittelbar nach der Landesteilung zwischen seinem Vater und seinem Onkel Ernst (Mai 1345) trat M. als Mitregent seines Vaters auf („M. junior“), wurde aber 1348 als Verwalter nach Sangerhausen versetzt. (Daher nennt ihn der Lüneburger Chronist Schomaker „Magnus von Sangerhausen“.) Seine Bedeutung resultiert aus seiner intensiven Anteilnahme am Lüneburger Erbfolgekrieg. Zunächst hatten sein Vater und dessen Vetter Wilhelm von Lüneburg am 23.6.1355 vereinbart, M.s jüngeren Bruder Ludwig („Junker Lodewich“) mit der Lüneburger Erbtochter Mechthild zu verheiraten und als Nachfolger zu designieren. M. wurde zur gleichen Zeit (Ehedispens vom 6.12.1356) mit der Anhaltinerin Katharina verehelicht, um größeren Fehden mit deren Familie vorzubeugen und eine gemeinsame Handlungsfront gegen die Askanier und Karl IV. zu bilden. Erst nach dem unerwarteten Tod seines Bruders wurde M. durch Wilhelm von Lüneburg zum Amtmann (19.4.1368) und designierten Nachfolger (14.9.1368) des Fürstentums Lüneburg bestellt; für den Fall von M.s Tod sahen die Verträge ein Mitspracherecht der Städte vor. Nach dem Tode seines Vaters (Sommer 1369) und seines Vetters Wilhelm (Nov. 1369) fielen M. sowohl Braunschweig als auch Lüneburg zu;|außerdem gewährte ihm Erich IV. von Sachsen-Lauenburg, der wohl noch im selben Jahre seine Tochter Sofie geheiratet hatte, die Eventualbelehnung für das lauenburg. Herzogtum. 1369 folgte M. auch dem Vorbild der Grubenhagener Linie und ließ die heraldischen Löwen durch das weiße Sachsenroß ersetzen. Diese Wappenänderung kann als Protest gegen die einseitige Begünstigung der Askanier, insbesondere gegen deren Erzmarschalltitel, interpretiert werden.

    In den Kämpfen Albrechts II. von Mecklenburg und der wendischen Hansestädte gegen Waldemar von Dänemark stellte sich M. zusammen mit dem Wittelsbacher Otto v. Brandenburg (Bündnis v. 6.4.1369) auf die Seite Waldemars und suchte durch seinen lauenburg. Schwiegersohn zwischen Lübeck und Waldemar zu vermitteln. Die Niederlage von Roggendorf bei Gadebusch mußte M. durch hohe Summen und Lösegelder für Gefangene sühnen. Zur Finanzierung griff er auf die Saline in Lüneburg sowie auf dortige Zölle, Zehnte, Pfandschaften und „freiwillige“ Abgaben zurück. Karl IV. setzte die Stärkung des Kurhauses Sachsen-Wittenberg konsequent fort und bestätigte am 3.3.1370 zu Fürstenberg/Oder alle Rechte der jungen Askanier Rudolf, Wenzel und Albrecht am Fürstentum Lüneburg. Dies hinderte den Kaiser nicht daran, im Namen seines Sohnes Wenzel den nach Guben zitierten M. des wechselseitigen Schutzes an Brandenburg und Lüneburg zu versichern (20.5.1370). Schon am 29.6.1370 befahl Karl IV. jedoch der Stadt Lüneburg erneut, den Askaniern zu huldigen. Zur Begleichung seiner hohen Unkosten griff M. zu Gewaltmaßnahmen gegen Lüneburg. Er ließ – so die Lüneburger Chroniken – die Stadttore bewachen, Ratmannen einlagern und beschatzen und die u. a. von seinem Bruder Ludwig bestätigten Privilegien widerrufen. Als Lüneburg im Oktober und Dezember 1370 erneut ersucht wurde, den Sachsen-Wittenbergern zu huldigen und diese mit einem ganzen Bündel von Privilegien winkten, wandte sich Lüneburg endgültig von M. ab. Zusammen mit seinem Bruder Ernst, den Grafen von Hohnstein, Hoya, Homburg und Wernigerode sowie den Städten Braunschweig und Helmstedt kämpfte M. im folgenden Jahr gegen die Truppen der Askanier und ihrer Verbündeten sowie der Städte Lüneburg, Hannover und Uelzen. Karl IV. verhängte die Reichsacht über M. und seine Anhänger (13.10.1371/3.11.1372). In der „Ursulanacht“ 1371 versuchte M., die Stadt Lüneburg im Handstreich zurückzuerobern, wurde aber unter hohen Opfern zurückgeschlagen. Die Waffenstillstandsverträge vom Juli des folgendes Jahres waren nur von kurzer Dauer. M. starb einen Tag nach dem Gefecht von Leveste bei der Belagerung von Ricklingen an den Folgen eines für beide Seiten tödlichen Zweikampfes mit dem Grafen von Everstein. Seine Witwe Katharina heiratete 1374 zum Zeichen des Ausgleichs Albrecht von Sachsen-Wittenberg. Mit M.s bedeutenden Söhnen Bernd und Hinrik läßt die Historiographie das „mittlere Haus Lüneburg“ bzw. das „mittlere Haus Braunschweig“ beginnen.

  • Literatur

    zu Magnus I. u. Magnus II.: ADB 20;
    H. Sudendorf, Einleitungen, in: ders. (Hrsg.), UB z. Gesch. d. Herzöge v. Braunschweig u. Lüneburg u. ihrer Lande I-IV, 1859-64;
    W. Ohnsorge, Die Herzöge v. Braunschweig u. d. sächs. Pfalzgrafenwürde in d. 1. Hälfte d. 14. Jh., Zur Frage d. sächs. Geltungsanspruches d. Welfen gegenüber d. askan. Herzögen v. Sachsen, in: Nd.sächs. Jb. 31, 1959, S. 127-74;
    G. Schnath, Das Sachsenroß, Entstehung u. Bedeutung d. Nd.sächs. Landeswappens, ²1961;
    H. Stoob, Kaiser Karl IV. u. d. Ostseeraum in: Hans. Gesch.bll. 88, 1970, S. 163-214;
    H. Patze, Die welf. Territorien im 14. Jh., in: ders. (Hrsg.), Der dt. Territorialstaat im 14. Jh., Bd. II, 1971, S. 7-100;
    J. Klostermann, Die Städte Lüneburg, Hannover u. Uelzen im Lüneburg. Erbfolgekrieg bis 1391, 1974 (ungedr., Staatsexamensarbeit Münster);
    W.-D. Mohrmann, Lauenburg od. Wittenberg? Zum Problem d. sächs. Kurstreites bis z. Mitte d. 14. Jh., 1975.

  • Autor/in

    Bernd-Ulrich Hergemöller
  • Zitierweise

    Hergemöller, Bernd-Ulrich, "Magnus II." in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 662-663 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132647109.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Magnus II. mit der Kette (torquatus), Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Sohn Herzog Magnus' I. des Frommen, geb. etwa 1328, 1373. Seiner ersten Schicksale ist bereits im vorigen Aufsatze gedacht worden. Als seinem Bruder Ludwig 1355 die Nachfolge in Braunschweig und Lüneburg zugesichert wurde, hat er wol die 1348 seiner Verwaltung übergebenen Gebiete südlich des Harzes als künftiges Erbtheil, später als Eigenthum erhalten. Denn|er verkaufte dem Erzbischofe Dietrich von Magdeburg 1366 das Schloß Lauchstädt und begab sich damit aller Ansprüche auf die Pfalzgrafschaft Sachsen, mit welcher ohnehin Kaiser Karl IV. schon 1356 den Herzog von Sachsen belehnt hatte. Nach dem Tode seines Bruders Ludwig ( 1367) erhielt er dessen Anrecht auf die Nachfolge in den Fürstenthümern Braunschweig und Lüneburg. Im April 1368 ernannte ihn Herzog Wilhelm von Lüneburg zum Amtmann über sein Land, und seitdem hat er im Wesentlichen hier die Regierung geführt, wenn Wilhelm auch erst am 23. November 1369 gestorben ist. Der Tod seines Vaters ( 1369) setzte ihn auch in den Besitz des Fürstenthums Braunschweig. Eine große Macht vereinigte er so in seiner Hand; durch Bündnisse mit anderen Fürsten, wie durch die Erbverbrüderung mit Herzog Erich IV. von Sachsen-Lauenburg, später mit seinem Vetter Herzog Otto dem Quaden u. A. suchte er dieselbe noch zu verstärken, um den von den sächsischen Herzögen erhobenen Ansprüchen auf das Fürstenthum Lüneburg mit Erfolg entgegentreten zu können. Leider beschränkte er sich nicht auf diese Aufgabe, sondern ließ sich in weitergehende Unternehmungen ein. Da er hierzu seine Macht hauptsächlich im Norden vereinigen mußte, so verpfändete er das südlich gelegene Sangerhausen an die Markgrafen von Meißen. Dann schloß er ein Bündniß mit dem Könige Waldemar von Dänemark, das vornehmlich gegen die Hansestädte gerichtet war. Dadurch entfremdete er sich die wichtigsten seiner Städte und verwickelte sich in einen Krieg mit dem Herzoge Albrecht von Mecklenburg, der unglücklich für ihn auslief. Um den Gegner zu schädigen und das Lösegeld für die mecklenburgischerseits gemachten Gefangenen zu gewinnen forderte M. Vom Rathe zu Lüneburg die Güter der bei der Lüneburger Saline betheiligten Mecklenburgischen Stifter ihm auszuantworten. Als der Rath dies Unsinnen zurückwies, besetzte er die Stadt und die über ihr gelegene Burg; er verlangte in gewaltthätigster Weise Zahlung einer hohen Geldsumme, ließ sich die Privilegien der Stadt ausliefern, zwang die Stadt auf eine Anzahl derselben ausdrücklich zu verzichten. Dieses ebenso widerrechtliche wie unkluge Verfahren erregte gegen den Herzog den bittersten Haß zu Lüneburg, die größte Besorgniß in den anderen Städten; es erleichterte den sächsischen Fürsten ihre Anschläge auf die Erbschaft Wilhelms in gefährlicher Weise. Dieselben hatten sich am 3. März 1370 von Kaiser Karl IV. mit dem Fürstenthume Lüneburg zu gesammter Hand belehnen lassen; alle Insassen wurden angewiesen ihnen als Herren zu huldigen. Die Haltung des Kaisers in dem Streite schwankte nach den jeweiligen Zeitumständen; schloß doch M. mit seinem Sohne, dem Könige Wenzel, am 20. Mai 1370 sogar ein Bündniß ab. Aber der Befehl der Huldigung wurde nach dem Tode Herzog Rudolfs II. von Sachsen-Wittenberg für die Herzöge Wenzel und Albrecht wiederholt, über Herzog M. die Acht ausgesprochen und ihm der Krieg erklärt. Die Stadt Lüneburg hatte inzwischen Verhandlungen mit den sächsischen Herzögen angeknüpft und sich nicht unbedeutende Vergünstigungen von ihnen ausbedungen. Entschlossen sagten sie nun dem Herzoge M. auf; sie bemächtigten sich der Burg und öffneten dem Herzoge Albrecht am 2. Februar 1371 die Thore. Bald darauf ergab sich auch Uelzen dem Feinde und nach längerem Schwanken nahm ihn auch Hannover auf; die Burg Lauenrode wurde erobert und von den Bürgern Hannovers zerstört. Auch manche Bundesgenossen und Lehensleute, wie Magnus' Schwager, Graf Otto von Schauenburg, dem jener Güter seiner Gemahlin gewaltsam vorenthielt, gingen zu den Sachsen über. Um die Unterstützung der Stadt Braunschweig sich zu sichern, mußte M. derselben nicht unbeträchtliche Zugeständnisse machen. Die bald auf beiden Seiten eingetretene Erschöpfung nöthigte zu einem Waffenstillstande, den jedoch M. durch Festnahme von 60 meißnischen Kriegern brach. Ein|ebenfalls noch während der Waffenruhe von Magnus' Mannen ausgeführter Ueberfall der Stadt Lüneburg schlug fehl und hatte zur Folge, daß viele Ritter in die Gefangenschaft der Stadt geriethen. Der Krieg ging fort. Aber der Geldmangel machte sich auf beiden Seiten, nicht zum Wenigsten in der Stadt Lüneburg, auf das Fühlbarste geltend; er lähmte alle Unternehmungen, die in Folge dessen nirgends bedeutenderen Umfang annahmen. Eine Wiederholung des Waffenstillstandes entsprach bald dem beiderseitigen Bedürfnisse. Nach längeren Verhandlungen einigte man sich am 6. Juli 1372 zu Lüneburg dahin, die Entscheidung des Streites einem Schiedsgerichte zu überlassen, für das der Kaiser Ort und Tag bestimmen sollte. Dasselbe ward auf den 3. November nach Pirna angesetzt. Aber M. blieb dort aus, und der Kaiser sprach deshalb den sächsischen Herzögen das Fürstenthum Lüneburg zu, wiederholte aber über Herzog M. die Acht. Die Feindseligkeiten wurden fortgesetzt. Am 12. Juli 1373 belagerte Herzog M. das Schloß Ricklingen; Herzog Albrecht entsetzte dasselbe und eroberte Pattensen. Als von dort die Grafen von Schauenburg und Everstein nach Hause ziehen, greift M. sie am 25. Juli bei dem Dorse Leveste an. In der Meinung seinem Schwager, dem Schauenburger, zu begegnen, rennt er gegen den Grafen von Everstein an. Beide fallen; am folgenden Tage scheint M. den Geist aufgegeben zu haben. Der Kampf um das Fürstenthum Lüneburg Währte fort; erst 1388 wurde er unter Magnus' Söhnen durch den Sieg bei Winsen zu Gunsten der Welfen beendet. — Herzog M. besaß die Tugenden und Fehler des damaligen Ritterstandes. Kriegsmuth und Tapferkeit waren ihm im vollen Maße eigen, aber sein leidenschaftlicher Sinn, der im Zorn kein Maß und Ziel kannte und ihn alle Regeln politischer Klugheit außer Acht setzen ließ, riß ihn nicht selten zu bedenklichen Mitteln, zu wilder Gewaltthat fort, die ihn seiner natürlichsten Verbündeten beraubte. Der Abfall Lüneburgs, durch ihn selbst veranlaßt, war für ihn der schwerste Schlag; er gab den Feinden den festesten Stützpunkt für ihren Angriff, den er sonst wol leicht hätte abschlagen können, wenn er nur in kluger Welse verstanden hätte die Macht seiner Städte sich zu eigen zu machen. — Seine Gemahlin Katharine, eine Tochter des Fürsten Waldemar von Anhalt, die er vor 1356 geheirathet hatte, vermählte sich nach seinem Tode mit seinem Gegner, dem Herzoge Albrecht von Sachsen-Wittenberg, und starb am 30. Januar 1390. Von seinen vier Söhnen war einer, Namens Otto, Geistlicher geworden und starb als Erzbischof von Bremen 1406. Nach dem Tode des Aeltesten. Herzog Friedrichs (s. Bd. VII S. 497), theilten Bernhard und Heinrich die Lande; jener ward in der Folge der Stifter des mittleren Hauses Lüneburg, dieser der des mittleren Hauses Braunschweig. Außer diesen Söhnen hinterließ M. acht Töchter.

  • Autor/in

    P. Zimmermann.
  • Zitierweise

    Zimmermann, Paul, "Magnus II." in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 64-66 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132647109.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA