Lebensdaten
um 1705 – 1780
Geburtsort
(wohl Dresden)
Sterbeort
Danzig
Beruf/Funktion
Elfenbeinschnitzer ; Modelleur
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 132605872 | OGND | VIAF: 13145376264583720236
Namensvarianten
  • Lincke, Ludwig
  • Lük, Ludwig
  • Lück, Ludwig
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Zitierweise

Lücke, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd132605872.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus sächs. Bildschnitzerfam.;
    V od. Onkel Ernst Friedrich, sächs. Rüstkammerbildhauer, um 1700 in Dresden tätig (s. L), bzw. Carl August d. Ä., Elfenbeinschnitzer, tätig vor 1688-1720/30 an norddt. Fürstenhöfen, u. a. in Schwerin (s. L);
    M N. N.;
    B Carl August d. J. (um 1710-n. 1779), Elfenbeinschnitzer u. Bildhauer, tätig in Hamburg, 1738-57 in Schwerin als Hofbildhauer (1751 „Cabinetsbildhauer“, 1754 „Kunstdirektor“), 1757-62 in St. Petersburg, anschließend in Danzig ansässig mit Unterbrechung durch einen erneuten Aufenthalt von zwei Jahren in St. Petersburg, spezialisiert auf eher konventionelle Nachbildungen antiker Skulpturen, Porträtreliefs usw. (s. L);
    - N. N.; mindestens 2 S (beide vor 1780), Gehilfen L.s.

  • Biographie

    L. verbrachte seine Lehrzeit vermutlich bei seinem Vater oder seinem Onkel in Dresden im Milieu des bedeutenden augusteischen Spätbarock. Offenbar fand seine künstlerische Begabung schon bald am Hofe Beachtung, denn 1726 reiste er mit Hilfe eines Stipendiums nach Frankreich, Holland und England; in London empfing er möglicherweise Eindrücke durch den Elfenbeinschnitzer D. Le Marchand. 1728 wurde L. als Modelleur und Nachfolger J. G. Kirchners an die Meißner Porzellanmanufaktur berufen, aus deren Diensten er nach neun Monaten wieder entlassen wurde. Danach ließ er sich als Elfenbeinschnitzer und Bildhauer in Dresden nieder. Einige seiner Elfenbeinbildwerke, wegen ihrer Virtuosität und Originalität sehr bewundert, wurden für das Grüne Gewölbe erworben. Seine Bewerbungen um die Nachfolge des Hofbildhauers Balthasar Permoser 1733 und 1736 blieben dennoch erfolglos. Unter den Auftraggebern L.s, der 1739-45 im Königl. Bauamt als Bildhauer geführt wurde, finden sich H. Gf. Brühl und Prinz Christian Ludwig von Mecklenburg-Schwerin. Kriegsbedingt folgten Aufenthalte als vaganter Elfenbeinschnitzer meist bürgerlicher Porträts in Amsterdam (1746) und Hamburg (1747/48). 1750 von Dresden aus als „Erster Modellmeister“ an die Kaiserl. Porzellanmanufaktur in Wien berufen, signierte er seine dort entstandenen, ungewöhnlichen und kaum dem Publikumsgeschmack entsprechenden „Inventionen“ mit seinem von nun an geführten Namen „Ludewig von Lücke“.

    Nach Zerwürfnissen, angeblich wegen seines luth. Glaubens, und nach kurzen Aufenthalten in Amsterdam, Bremen, Hamburg und Fürstenberg/Weser durchlebte L. 1752-56 eine erfolglose Periode arkanistischer Versuche in Dänemark, bei denen ihm seine beiden Söhne assistierten, zunächst in Kopenhagen im Dienst Friedrichs V., 1754 in Flensburg und 1755 in Schleswig, wo er eine Fayencefabrik mitbegründete, die er 1756 wieder verließ. L. wandte sich wieder der kleinplastischen Bild- und Porträtschnitzerei vorwiegend in Elfenbein zu, die immer wieder Liebhaber fand, obwohl sie allmählich aus der Mode kam. Seine weiteren Stationen waren Hamburg (1756–58?), London (1759–60), anschließend möglicherweise Amsterdam, dann wieder Hamburg (spätestens seit 1765-67), wo er auch große Sandsteinskulpturen ausführte. 1767 zog er, mit dem Titel eines Kunstdirektors ohne Gage vom Herzog von Mecklenburg-Schwerin bedacht, nach Dresden, um dort eine Fabrik für Papiermaché-Plastiken anzulegen. Hieraus gewann er möglicherweise das Vermögen von 8 000 Reichstalern, das er bei seinem Tod in Danzig hinterließ.

    Das bildhauerische Werk des vielseitigen L. steht am Ende der Epoche individueller Kleinplastik, die nun vom vielfach reproduzierbaren Porzellan abgelöst wurde. Zunächst beeinflußt durch die Dresdener Hofkunst, blieben seine Bildwerke, bei denen der Wechsel zwischen penibel ausgearbeiteten Details und großteiligen, glatten Flächen mit zunehmend klassizistischer Tendenz auffällt, und die treffsicher charakterisierenden, das Momentane erfassenden Porträts letztlich dem Anspruch des wundersamen Kunstkammerstücks verhaftet. L. nahm unterschiedlichste Anregungen der zeitgenössischen Kunst und der künstlerischen Techniken auf und verarbeitete diese eigenständig, mit einer Vorliebe für das Verspielte, Originelle. Als eine der interessantesten Persönlichkeiten am Ende der Elfenbeinschnitzerei blieb er ein Sonderfall; ein direktes Weiterwirken seiner Kunst ist nicht zu beobachten. Der vielleicht interessanteste Aspekt seines heterogenen Oeuvres, der physiognomische Ausdruck der dargestellten Menschengesichter, nimmt so verschiedenartige künstlerische Auffassungen wie diejenigen F. X. Messerschmidts und J.-A. Houdons vorweg.

  • Werke

    Elfenbeinbildwerke: Dresden, Grünes Gewölbe: Scaramuz u. Colombine, vor 1733;
    Die Zeit hebt d. gefallene Kunst, 1736;
    Kruzifixus, 1737. -
    Bildnisbüste d. Zarin Anna Ioannowna, n. 1734 (Leningrad, Ermitage);
    Erbprinz Friedrich v. Dänemark als Wickelkind, um 1753/54 (Kopenhagen, Schloß Rosenborg);
    Schlafende Schäferin, n. 1756 (München, Bayer. Nat.mus.);
    Porträtrelief Kg. Georg II. v. England, 1760 (London, Victoria and Albert Mus.);
    - Porzellanfiguren: Wien: Vier Kinderfiguren als Jahreszeiten, 1750 (ehem. Slg.|Darmstaedter;
    weitere Ausformungen in Wien, Österr. Mus. f. angewandte Kunst, Toronto, Royal Ontario Mus.);
    Büsten d. Demokrit u. d. Heraklit, 1750 (Hamburg, Mus. f. Kunst u. Gewerbe;
    Wien, Österr. Mus. f. angewandte Kunst. -
    Terrakottarelief e. Poltrone, 1729 (Hamburg, Mus. f. Kunst u. Gewerbe);
    Lucretia-Relief, Walbein, um 1735/40 (Kassel, Hess. Landesmus.);
    Büsten d. Demokrit u. d. Heraklit, Steatit, 1757 (London, Victoria and Albert Mus.;
    Variante des Demokrit, Kelheimer Stein, Berlin, Skulpturengal.);
    Löwenpaar aus Sandstein, 1765 (Ahrensburg, Schloßpark).

  • Literatur

    ADB 52; auch z. Gesamtfam.:
    C. Scherer, Stud. z. Elfenbeinplastik d. Barockzeit, 1897, S. 74 ff.;
    ders., Elfenbeinplastik seit d. Renaissance, 1903, S. 88 ff.;
    J. Rasmussen, Barockplastik in Norddtld., Ausst.kat. Hamburse, 1977 (P);
    C. Theuerkauff, Einige Bildniss, Allegorien u. Kuriositäten v. J. Ch. L. L., in: alte u. moderne Kunst 174/75, 1981, S. 27 ff. (P);
    ders., J. Ch. L. L. -
    „Ober-Modell-Meister“ u. „Inventions-Meister“ in Meißen, „Ober-Direktor“ zu Wien, ebd. 183, 1982, S. 21 ff.;
    ThB. -
    Eigene Archivstud.

  • Porträts

    Selbstbildnis in d. Werkstatt, mit Bronzefarbe bemaltes Gipsrelief, 1733 (Privatbes., Schweiz), Abb. in: Reallex. z. dt. Kunstgesch. II, 1948, Sp. 590.

  • Autor/in

    Beate Becher
  • Zitierweise

    Becher, Beate, "Lücke, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 448-449 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132605872.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lücke: Johann Christoph Ludwig L., Elfenbeinschnitzer, über dessen Geburt nichts sicheres zu ermitteln ist, war vermuthlich der Sohn eines Elfenbeinarbeiters Namens Carl August L. Er wird zuerst als Modellmeister an der Meißener Porzellanfabrik erwähnt, an der er von Mitte April 1728 bis Ende Januar 1729 beschäftigt war, aber nur ungenügende Leistungen aufzuweisen hatte und der Unverträglichkeit mit seinen Collegen beschuldigt wurde. Wohin er sich nach seiner Entlassung aus der Manufactur wandte, ist unbekannt. Möglicher Weise begab er sich auf Reisen, die ihn für mehrere Jahre ins Ausland, d. h. nach England, Holland und Frankreich führten. Im J. 1733 finden wir ihn in Dresden, bemüht, vom König die ihm angeblich verheißene Pension des im J. 1752 verstorbenen Bildhauers Balthasar Permser zu erlangen. Eine ähnliche Bitte um Unterstützung wiederholte er am 8. November 1736. Gleichzeitig übersandte er eine aus Elfenbein angefertigte allegorische Gruppe, welche die Zeit in der Gestalt des Saturn darstellt, wie sie die verfallende Kunst, ein ohnmächtiges, auf der Erdkugel sitzendes Weib, wieder emporrichtet. Diese Gruppe, die sich heute im Grünen Gewölbe in Dresden befindet, wurde ihm am 24. November 1736 für 80 Dukaten abgekauft. Schon im folgenden Jahre ging ein wundervolles Crucifix, „eine Arbeit von hohem Kunstwerth“, das die vollständige Bezeichnung des Künstlers trägt, in den Besitz des Königs über. Es muß schon auf die Zeitgenossen einen großen Eindruck gemacht haben, da es in einer im J. 1739 erschienenen Beschreibung des Grünen Gewölbes poetisch besungen wird. Sicher stand L. in einer Art von Dienstverhältniß zum sächsischen Hofe, doch ist es nicht recht klar, welcher Art dasselbe war. In der Eingabe vom 8. November 1736 nennt er sich Stallbildhauer, und im J. 1842 bezeichnet er sich als Kunst-Kabinett-Bildhauer. Für kurze Zeit trat er auch mit dem Schweriner Hof in Verbindung, wurde aber, wie es scheint, durch seinen Bruder, den Bildhauer Karl August L., aus der Gunst des Herzogs verdrängt. Jedenfalls entwickelte er um jene Zeit eine ziemlich ausgebreitete Tätigkeit als Elfenbeinschnitzer, von der sich Proben nicht nur im Grünen Gewölbe zu Dresden und in dem dortigen städtischen Museum, sondern auch im Hamburgischen Museum für Kunst und Gewerbe, in dem königlichen Museum zu Berlin, in dem großherzoglichen Museum zu Schwerin und im herzoglichen Museum in Braunschweig (?) erhalten haben. Im J. 1750 begab sich L. auf die Wanderschaft, um als Porzellanmaler sein Glück zu versuchen. Er wandte sich zunächst nach Wien und fand hier für kurze Zeit Beschäftigung als Modellmeister an der Wiener Porzellanmanufactur. Aber schon im folgenden Jahre finden wir ihn in Hamburg, von wo aus er sich vergeblich bemühte, sich bei der Fürstemberger Porzellanfabrik festzusetzen. Im J. 1752 kam er nach Kopenhagen und machte hier mit Unterstützung seines Sohnes allerhand Versuche mit der Herstellung von Porzellan, die so wenig glücklich verliefen, daß sie im J. 1757 nach Aufwendung einer nicht unbeträchtlichen Summe wieder aufgegeben werden mußten. Er wollte hierauf in Schleswig eine Porzellanfabrik gründen, scheint aber auch bei diesem Vorhaben nicht vom Glück begünstigt worden zu sein, da er mit dem Jahre 1758 mit diesem Schleswiger Unternehmen nichts mehr zu schaffen hatte. Inzwischen aber war er immer wieder bemüht, seine Mißerfolge als Keramiker durch Arbeiten in Elfenbein und Thon auszugleichen, wovon seine Arbeiten in den Sammlungen des Schlosses Rosenberg in Kopenhagen und im schleswig-holsteinischen Privatbesitz Zeugniß ablegen. Vermutlich schuf er damals auch die Figur einer schlafenden Schäferin, die sich jetzt im Besitz des bairischen Nationalmuseums in München befindet. Im J. 1767 wandte er sich an den Prinzen Xaver, den Administrator Sachsens, und erhielt von diesem die Erlaubniß, eine Bildhauerfabrik in Sachsen anzulegen. Man muß annehmen, daß ihm dieser Plan geglückt ist, denn als er im Jahre 1780 in Danzig kinderlos starb, hinterließ er ein Vermögen von 8000 Reichsthalern. Nach dieser Nachricht muß man schließen, daß sein oben erwähnter Sohn, der möglicher Weise mit dem Elfenbeinschnitzer E. F. L. identisch ist, vor ihm gestorben war. Sein gleichfalls schon erwähnter Bruder, Karl August L., lebte etwa von 1738 bis 1757 im Dienste des Herzogs Christian Ludwig in Schwerin. Dann ging er nach Rußland, wo er fünf Jahre unter der Regierung der Kaiserin Elisabeth in Petersburg zubrachte. Im J. 1777 wird er als in Danzig wohnend erwähnt und hinzugefügt, daß er Mühe hatte, mit seinen sieben Kindern durchzukommen. Bildhauerarbeiten von seiner Hand haben sich im großherzoglichen Museum in Schwerin und in den königlichen Museen zu Berlin erhalten.

    • Literatur

      Nach Chr. Scherer in der Zeitschrift für bildende Kunst, N. F., 7. Jahrgang. Leipzig 1896, S. 102—110 und 137—140, wo die einschlägige Litteratur citirt ist. Der Aufsatz ist in erweiterter Gestalt wieder abgedruckt in den Studien zur deutschen Kunstgeschichte, 12. Heft. Straßburg 1897, S. 74—106. — Vgl. auch Das Museum, hrsgg. von R. Graul und R. Stettiner. Berlin und Stuttgart 1896. Jahrg. I, S. 46, 47. — Lücke's Name ist von W. Loose in seinen Lebensläufen Meißener Künstler (Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Meißen II, Meißen 1891) übersehen worden.

  • Autor/in

    H. A. Lier.
  • Zitierweise

    Lier, Hermann Arthur, "Lücke, Ludwig" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 113-115 unter Lücke, Johann Christoph Ludwig [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132605872.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA