Lebensdaten
1556 – nach 1623
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Lauingen (Donau)
Beruf/Funktion
Organist ; Komponist ; Musiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 132056895 | OGND | VIAF: 31852030
Namensvarianten
  • Peiss, Jakob
  • Peyß, Jakob
  • Paiß, Jakob
  • mehr

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Zitierweise

Paix, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd132056895.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter ( 22.2.1567), Organist an St. Anna in A.;
    M Anna, T d. Hans Schelling, Schneider in A.;
    B Adrian ( n. 1612), Organist in Kempten u. Lindau;
    1576 Anna, T d. Christoph Neunhofer, Tuchscherer in A.; mind. 10 K, u. a. Jakob (1578–1634), Organist in Lauingen/Donau u. Windsheim (Franken).

  • Biographie

    Nach der Ausbildung bei seinem Vater in Augsburg wurde P. 1576 Organist an St. Martin in Lauingen/Donau. Daneben unterrichtete er an der städtischen Lateinschule als Succentor und am fürstlich pfalzgfl. Gymnasium illustre. 1593 ließ ihn der Rat der Stadt wegen Ungehorsams für eine Nacht einsperren. Vergeblich bewarb er sich 1595, auch um die Einkünfte für seine große Familie zu verbessern, um die Organistenstelle am Ulmer Münster. 1601 wurde er schließlich zum Organisten am pfalzgfl. Hof in Neuburg/Donau ernannt. Dort war er für die Instrumentalmusik zuständig, arbeitete jedoch auch in der kirchlichen Kanzlei und vertrat zeitweise den Kapellmeister. Nachdem in Neuburg die Rekatholisierung durchgeführt worden war, verließ P. 1617 die Stadt, ging offenbar aber nicht – wie lange angenommen – nach Hilpoltstein. Bei dem dort in dieser Zeit nachzuweisenden Namensträger handelt es sich um den Sohn Johann Christoph (* 1584).

    P.s Bedeutung ist weniger in seinen konventionell und solide gearbeiteten Vokalkompositionen zu suchen, als vielmehr in seinen vielfältigen Ausgaben und Bearbeitungen von Vokal- und Instrumentalstücken für Tasteninstrumente. Vor allem die Tabulaturbücher von 1583 und 1589 enthalten wertvolle Informationen zur zeitgenössischen Verzierungs- und Transpositionspraxis sowie zum Fingersatz. Der heute immer noch in der Musikwissenschaft verwendete Begriff „Parodiemesse“ geht auf die erstmalige Nennung „Parodia“ im Titel einer Komposition von P. (gedr. 1587) zurück. Neben seiner Tätigkeit als Organist, Komponist und Bearbeiter trat er wiederholt bei Orgelreparaturen in Erscheinung. Arbeiten von ihm sind an den Instrumenten in Neuburg (Hofkirche u. Positiv aus Monheim), Lauingen, Höchstätt, Wettenhausen, Lindau, Kempten und Dillingen belegt.

  • Werke

    Ein Schön Nvtz vnnd Gebräuchlich Orgel Tabulaturbuch, Lauingen 1583;
    Missa ad imitationem mottetae In illo tempore J. Moutonis, Lauingen 1584;
    Parodia mottetae Domine da nobis auxilium Th. Crequilonis, Lauingen 1587;
    Thesaurus Motetarum, Strasbourg 1589 (P). – Gesamt-Verz.: New Grove.

  • Literatur

    ADB 25;
    W. Merian, Der Tanz in d. dt. Tabulaturbüchern, 1927;
    M. Schuler. Das Orgeltabulaturbuch v. J. P., Diss. Musikhochschule Freiburg (Br.) 1958 (ungedr.);
    ders., J. P., Ein Btr. z. Musikgesch. d. Freien Reichsstadt Augsburg u. d. Fürstentums Pfalz-Neuburg, in: Neuburger Kollektaneenbl. 115, 1962, S. 49-72 (zur Fam.);
    MGG (P);
    Riemann;
    New Grove.

  • Porträts

    Holzschn. in: Thesaurus Motetarum, s. W, Abb. in MGG.

  • Autor/in

    Franz Körndle
  • Zitierweise

    Körndle, Franz, "Paix, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 7 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132056895.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Paix: Jakob P., geb. um 1550 in Augsburg. als Organicus et Symphonetes des Pfalzgrafen Philipp Ludwig in Lauingen, aus der damals lutherischen Linie Pfalz-Zweibrücken. Alle Zeitgenossen sprechen mit Ausdrücken hoher Achtung von P., den sie als einen vorzüglichen Musiker und großen|Künstler auf der Orgel rühmen. Sohn des Augsburger Organisten bei St. Anna, Peter Paix, der 22. Febr. 1557 „in Gott seligklich entschlaffen“ ist, also zu einer Zeit, da der Knabe den treuen Unterricht desselben so nöthig gehabt hätte, mag ihm, einem Musikantenkinde, ungewöhnliche musikalische Beanlagung von Haus aus beschieden gewesen sein. Wir wissen von seinen nähern Lebensumständen so viel wie nichts. In noch jugendlichem Alter stand er bereits in pfalzgräflichen Diensten. Aber aus seinen Publicationen vermögen wir ebenso seine Kunst und persönliche Leistungsfähigkeit, wie den Stand damaliger Musikübung überhaupt zu beurtheilen. Jedenfalls zählt er zu den bedeutendsten und angesehensten Organisten (d. h. zu den Künstlern auf Tasteninstrumenten) des 16. Jahrh. Er theilt diesen Ruhm mit einigen andern beachtenswerthen zeitgenössischen Musikern, mit Elias Nicolaus, genannt Ammerbach. Organist an der Thomaskirche in Leipzig, der 1571 eine „Orgel- oder Instrument-Tabulatur“, drucken ließ, und mit Bernh. Schmidt, Bürger und Organist in Straßburg, der 1577 „Zwei Büchern Einer Neuen Kunstlichen Tabulatur auf Orgel und Instrument“ herausgegeben hat. Sam. Schmidt, der größte Orgelmeister Deutschlands, war noch nicht geboren; die deutsche Musik stand noch vorwiegend unter dem Einfluße der „Italos“ (wie M. Prätorius sich ausdrückt): Claudius Merlotti, gen. Merulo und J. Gabrieli. Elsterer, der als Hoforganist des Herzogs Ranuccio Farnefe in Parma (1604) starb, hatte einen Franzosen, Menon, zum Lehrer, letzterer seinen Oheim Andrea, der wiederum einen Niederländer, den berühmten Gründer der venetianischen Schule, Adrian Willaert, als Meister verehrte. So vereinen sich friedlich im Austausche des Wissens und Könnens und im Streben nach einem einheitlichen und höchsten Ziele auch auf dem Gebiete der Kunst alle Nationalitäten. A. Gabrielis Schüler waren u. a. H. L. Hasler aus Nürnberg und J. P. Sweelinck aus Deventer (der Lehrer S. Scheidts); J. Gabrielis berühmtester Schüler war der nachmalige kurfürstliche Hofcapellmeister H. Schütz (Sagittarius) aus Köstritz, der bedeutendste Vorgänger J. S. Bachs. Merulo und Gabrieli schrieben bereits selbständige Orgelwerke; der erste, ein gewandter „Colorist“, cultivirte mehr die Toccatenform, der andere, dem Gesangartigen sich zuneigend, mehr die Canzonenform. Die Orgelstücke der deutschen Meister bestehen nach diesen Vorbildern vorläufig fast nur aus Arrangements. Einerseits werden mehrstimmige kirchliche Tonsätze, andererseits Tänze und Volkslieder für die Orgel bearbeitet und ohne einen strengen Unterschied zwischen dem Charakter und der Herkunft der einzelnen Nummern zu machen, in der Kirche und der Kammer harmlos als Vortragsstücke benutzt. Man muß dabei bedenken, daß die Orgel und alle damals gebräuchlichen Tasteninstrumente: Clavicymbel, Spinet, Symphonie, Virginal u. s. w., noch sehr unvollkommene Instrumente waren. — Paix's Publicationen bestehen aus folgenden wichtigen, mit Ausnahme der sechsten, alle in Lauingen bei Leonh. Steinmichel gedruckten und bei Georg Willers verlegten Sammlungen: 1) „Ein schön nütz vnd gebreuchlich Orgel-Tabulaturbuch, darinnen etlich der berümbten Componisten beste Motetten mit 12, 8, 7, 6, 5 und 4 Stimmen außerlesen, dieselben auf alle fürneme Festa des gantzen Jahrs, vnd zu dem Chormas gesetzt. Zuletzt auch allerhand der schönsten Lieder, Pass'è mezzo und Täntz, alle mit großem Fleiß Coloriert. Zu trewen Dienst den Liebhabern dieser Kunst, selbst Corrigiert vnd in Truck verwillgt von Jacobo Paix Augustano, diser Zeit Organist zu Laugingen.“ Am Ende der Vorrede: 22. Febr. 1583. (58 Bog. Fol. — Dies dem D. J. Lobbetius dedicirte Werk enthält gegen 70 Gesänge. Lieder und Tänze: 18 von O. Lassus, 12 von Palestrina, je 2 von L. Senfl, Crequillon und Utental, je 1 von Riccius, Cirler, Striggio, Ciprian de Rore, Jannequin, Ivo de Vento, Clem. de Bourges und Giles Paix (?) und 5 von|J. Paix.) „Die angehängten italienischen, deutschen und niederländischen Tänze, z. B. „der Keyserin Tantz, Schirazula Marazula, Padoane Venetiana, Saltarelli, Ungareschi“ u. s. w. und selbst die verschiedenen Volkslieder, z. B. „Es war eins Bauern Döchterlein“, die man hier in Gesellschaft geistlicher Festgesänge findet, beweisen, daß unsere guten Alten wenig eklich bei Auswahl ihrer Orgelstücke oder vielmehr, daß alle Musikarten vor 200 Jahren über einen Leisten gemacht waren.“ (Gerber.) — 2) „Selectae artificiosae et elegantes Fugae dvarum, trivm, qvatuor, et plvrivm vocvm, partim ex veteribus & recentibus Musicis summa diligentia & accurato iudicio collectae, partim Compositae à J. P. (kl. hoch 4º. — Erschien in drei Auflagen, die zweite 1587, die dritte 1594. — 38 Fugen zu 2. 3, 4 bis 7 Stimmen von L. Daser, Jac. Hobrecht, Greg. Maier, Ant. Brumel, O. Lassus, Okeghem, Giles Paix, P. Platensis (de la Rue), Jodocus Platensis (Josquin), Senfl und 12 vom Herausgeber. Außerdem finden sich Trios, geistliche deutsche Lieder u. a., letztere meist nur einstimmig; bei den mehrstimmigen stehen sich die Stimmen gegenüber. Das Werk ist dem Patricier Marcus Thenn gewidmet, dessen Familie heute noch in Augsburg blüht. 3) Missa ad imitationem Motettae: in illo tempore Joh. Montanis quatuor vocum. 1584 (4º obl.). 4) „Missa parodia (ad imitationem moduli) Mutetae: Domine da nobis, Thomae Crequillonis, senis vocibus“ 1587 (4º obl.). — 5) „Missae Helveta artificiosae et elegantes fugae 2, 3, 4 et plurium vocum.“ 1590. — 6) „Thesaurus motettarum, neuerlesener zweiundzwanzig herrlicher Motetten.“ 1589, (Fol. Straßburg bei Bernh. Jobin.). — 7) Ein Tractat: „Kurzer Bericht aus Gottes Wort und bewährter Kirchen-Historien von der Musik, daß dieselbe fleißig in den Kirchen, Schulen und Häufern getrieben, und ewig soll erhalten werden.“ 1589 (4º). — 8) „Ein Fugenbuch mit Noten und Buchstaben nach der Ordnung der 12 Tonarten.“ 1588 (8"). (Die vollständigen Titel von Nr. 3—8, resp, die betreffenden Originalausgaben, liegen nicht vor,)

  • Autor/in

    Schletterer.
  • Zitierweise

    Schletterer, Hans Michael, "Paix, Jakob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 71-73 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132056895.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA