Lebensdaten
erwähnt 1631, gestorben 1634 oder 1635
Geburtsort
Schorndorf (Rems-Murr-Kreis)
Sterbeort
Schorndorf (Württemberg)
Beruf/Funktion
kaiserlicher Oberst
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 130506184 | OGND | VIAF: 42947297
Namensvarianten
  • Butler, Walter Graf von
  • Butler, Walter von
  • Budtler, Walter
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Butler, Walter Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd130506184.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus dem weitverzweigten Geschlecht der Butler (Schenken) v. Irland, deren eine Linie die Earl-, später Herzogswürde v. Ormonde innehatte;
    V Peter B. of Roscrea;
    M Cath. de Burgo;
    1632 Gfn. Fondana; kinderlos.

  • Biographie

    B., einer der sechs Träger dieses Namens, die im 30jährigen Krieg im kaiserlichen Heer dienten und allgemein bekannt durch Schillers „Wallenstein“, ist zuerst eindeutig nachweisbar 1631 als Oberstleutnant im irischen Dragonerregiment Oberst Jakob B.s bei der Verteidigung Frankfurts/Oder, bei der er in schwedische Gefangenschaft geriet. Nach einem reichlichen halben Jahr konnte er sich auslösen und erhielt Anfang 1632 von Wallenstein den Auftrag, dessen Herrschaft Sagan zu verteidigen, und das Kommando über das bisher von seinem Vetter geführte Regiment, ohne im übrigen besondere Förderung durch den Feldherrn zu erfahren. Obwohl er wahrscheinlich von Anfang an kaisertreu gesinnt war, unterschrieb B. am 12.1.1634 wie mehrere im Grunde zur kaiserlichen Partei haltende Offiziere das Wallenstein geleistete Treuegelöbnis des ersten Pilsener Schlusses mit. Der - besonders nachdem Wallenstein sich in den Besitz der wichtigen Grenzfestung Eger gesetzt hatte - unumgänglichen Aufgabe, den aufrührerischen Feldherrn vollends unschädlich zu machen, wäre B. offenbar lieber aus dem Wege gegangen. Er war jedoch bei Kladrau so weit nordwestlich stationiert, daß er keine andere Möglichkeit sah, als Wallensteins Befehl zu gehorchen und mit seinem Regiment zu ihm zu stoßen. Die kaiserliche Direktive, sich der Person Wallensteins zu bemächtigen und ihn „lieber lebendig als tot“ einzuliefern, war nur in der Version „lebendig oder tot“ bis Eger gelangt, und es mußte fraglich scheinen, ob sich die bloße Gefangennahme und Einlieferung in sicheren Gewahrsam bei der Nähe der schwedischen Armee bewerkstelligen lassen würde. Deshalb ließ B. in Zusammenarbeit mit Oberstwachtmeister Lesly, der als der eigentliche geistige Führer des „Trifoliums“ gelten kann, und Oberst Gordon, der von B. und Lesly mitgezogen wurde, Wallenstein und seine nächsten Anhänger (Ilow, Kinsky, Trčka, Neumann) am Abend des 25.2.1634 in Eger töten. Obwohl das vielleicht ohne unbedingt zwingende Notwendigkeit angestellte „Blutbad von Eger“ das kaiserliche Ansehen mehr belastete als eine bloße Gefangennahme und Wallensteins Gestalt zu heroisieren half, wurde B. in Würdigung seines gleichwohl mit Umsicht ausgeführten und für die kaiserliche Sache hochwichtigen Vorgehens mit Güterdonation, der Grafenwürde, dem Kammerherrentitel und der Inhaberschaft des bisher schon von ihm geführten Regiments belohnt. Mit ihm nahm er an der Schlacht bei Nördlingen teil, starb aber wenig später, nachdem er noch Aurach und Schorndorf erobert hatte.

  • Literatur

    ADB III;
    Th. Carve, Itinerarium … cum hist. … Butleri … et aliorum, Mainz 1639 u. ö., neu hrsg. v. M. Kerney, London 1859;
    F. Förster, Albr. v. Wallenstein, ungedr. Briefe aus d. J. 1627 bis 1634, T. 3, 1829;
    J. G. v. Mailáth, Gesch. d. österr. Kaiserstaates, 1842, S. 367-76;
    H. Hallwich, Wallensteins Ende, ungedr. Briefe u. Akten, 1879;
    K. Wittich, Wallensteins Katastrophe, in: HZ, Bd. 72, 1894, S. 385-440, Bd. 73, 1894, S. 211-83;
    M. Ritter, Der Untergang Wallensteins, ebenda, Bd. 97, 1906, S. 237-303;
    L. v. Ranke, Gesch. Wallensteins, ⁶1910;
    F. Parnemann, Der Briefwechsel d. Gen. Gallas, Aldringen u. Piccolomini im Jan. u. Febr. 1634 …, 1911;
    J. Pekař, Wallenstein 1630 bis 1634, Tragödie einer Verschwörung, 1937;
    |H. v. Srbik, Wallensteins Ende, Ursachen, Verlauf u. Folgen einer Katastrophe, Salzburg ²1952 (L);
    DNB VIII, London 1886, S. 86-89.

  • Autor/in

    Friedrich Hermann Schubert
  • Zitierweise

    Schubert, Friedrich Hermann, "Butler, Walter Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 79-80 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130506184.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Butler: Walter B., kaiserlicher Oberst unter Wallenstein, 25. Dec. 1635. Sein Name ist durch Schiller's Wallenstein-Trilogie allgemeiner bekannt|geworden, als es die sonstige Bedeutung des Mannes verdient; sowol hinsichtlich der Persönlichkeit Butler's als hinsichtlich der Beweggründe zur That von Eger, deren Ausführung wesentlich als sein Werk zu bezeichnen ist, weicht jedoch die Schiller’sche Darstellung vom wahren Sachverhalte etwas ab. In welchem Jahre B. seine Heimath in Irland verließ, um auf dem Festlande in Kriegsdienste zu treten, ist nicht zu ermitteln. Im kaiserlichen Heere begann seine Laufbahn; obwol aus angesehener Familie — er war der Sohn des Peter von Roscrea aus dem weitverzweigten Geschlechte der Schenken (butler) des Königreichs Irland — mußte er von unten auf dienen und theilte so das Schicksal aller jener, welche nicht vermochten aus eigenem Gelde geworbene Truppen zu einer Kriegspartei zu führen. Ein Vetter von ihm stand bereits als Oberst im kaiserlichen Heere, in dessen zumeist aus Irländern bestehendes Regiment trat er ein. Außer ihm werden noch drei Hauptleute und ein weiterer Vetter als Oberstlieutenant im kaiserlichen Heere genannt. — Ueber Butler's erste Dienstjahre ist Bestimmtes nicht bekannt, daß er der Prager Schlacht beigewohnt, läßt sich aus einer später gemachten Aeußerung schließen. Mit Namen erscheint er 1631, in welchem Jahre er bei der Einnahme von Frankfurt a. d. O. durch die Schweden in deren Gefangenschaft gerieth. Bei dieser Gelegenheit sollen nach dem Berichte des Platzcommandanten Tiefenbach Butler's Leute gefochten haben. Acht Monate darauf gegen hohes Lösegeld in Freiheit gesetzt, warb er zuerst, vermuthlich in Wallenstein's Auftrage, in Polen für den kaiserlichen Dienst, später erhielt er ein zumeist aus Irländern bestehendes Dragonerregiment, nachdem dessen bisheriger Oberst Jakob Butler in polnischen Dienst übergetreten war. Bei den ersten Kriegsthaten des neuen Wallenstein’schen Heeres im Frühjahr 1632 in Böhmen hatte B. Gelegenheit, sich mehrfach auszuzeichnen, so bei Eger durch einen glücklich geführten Reiterangriff. Von da an bis 1634 wird er nicht mehr genannt. — Zur Zeit der Pilsener Verhandlungen stand B. mit seinem Regiment bei Kladrau an der böhmischen Grenze, um die nach der Oberpfalz führenden Straßen zu decken. Kurz bevor Wallenstein von Pilsen nach Eger aufbrach, hatte er die Regimenter zur Versammlung auf den Weißen Berg nach Prag befohlen. Obwol von dem kaiserlichen Erlaß unterrichtet, wonach die Unterbefehlshaber des Heeres Wallenstein nicht mehr gehorchen sollten, leistete B. jenem Befehle dennoch Folge, geleitet von dem unbestimmten Gefühle, daß er etwas Wichtiges vollbringen könne. Die Straße nach Prag führte ihn über Pilsen; bei Mies, 4 Meilen westlich davon, stieß er auf Wallenstein, der ihn unter Versicherung seiner Gunst und unter hohen Versprechungen aufforderte, ihm zu folgen, und sich auch ziemlich offen über die beabsichtigte Empörung gegen den Kaiser aussprach. B. that, als wenn er ganz auf ihn zählen könne, schickte aber sofort seinen Feldcaplan zu Piccolomini und ließ denselben versichern, daß er stets im Interesse seines kaiserlichen Herrn handeln werde. Bei der Ankunft in Eger (24. Febr.) ließ Wallenstein sogleich alle Posten einziehen, welche die Grenze gegen den Feind bewachten. Abends besprach sich B. mit Gordon, dem Commandanten von Eger, und mit dem Oberstwachtmeister Leslie. Die drei Männer kamen überein, von der Treue zum Kaiser nicht abzulassen, und beschlossen, nachdem Gordon's Vorschlag, sich durch die Flucht von jeder Verantwortung frei zu machen, abgeworfen war, Wallenstein und seine Anhänger zu tödten; B. versprach hiezu Leute seines Regiments zu stellen. Als um Mitternacht ein reitender Bote den kaiserlichen Erlaß mit der Absetzung Wallenstein's gebracht hatte und dieser nun erklärte, den Feind in Böhmen einlassen zu wollen, glaubte B. nicht mehr zögern zu dürfen. Er ließ 100 Mann seines Regiments in das Schloß ziehen, besetzte alle Wachen mit seinen Leuten und bestimmte zwei Offiziere und 30 Mann zur Ausführung der blutigen That. Am 25. Februar|Abends wurden denn zuerst Kinsky, Trzka, Illow und Niemann bei einem von Gordon gegebenen Gastmahle von den Butler’schen Dragonern niedergestochen; dann folgte Wallenstein, den Deveroux mit einer Partisane in seinem Schlafzimmer erstach. Auf eigene Eingebung und Gefahr haben die Verschworenen die That ausgeführt, indem sie vermeinten, bei der Dringlichkeit der Gefahr die nachdrücklichsten Mittel ergreifen zu müssen. Die Wichtigkeit dieser That ist indessen mitunter überschätzt worden; nachdem fast das ganze Heer durch Gallas' und Piccolomini's Bemühungen dem Kaiser treu erhalten worden war, konnte Wallenstein im gefährlichen Zeitpunkte dem Feinde nur die Stadt Eger und eine kleine Schaar verzweifelter Abenteurer zubringen. So groß war jedoch am kaiserlichen Hofe die Furcht vor dem gewaltigen Friedländer, daß die Befreiung hiervon ungeheuer hoch angeschlagen werden mußte. So läßt sich wenigstens nach den Belohnungen schließen, welche sämmtliche Betheiligte erhielten. Dem Oberst B. dankte der Kaiser persönlich, und zeichnete ihn durch Ehrengeschenke aus; derselbe wurde Inhaber des Regiments, welches er bisher befehligt hatte, in den Grafenstand erhoben und zum Kammerherrn ernannt und erhielt Friedberg, von den Wallenstein’schen Herrschaften die bedeutendste nach Friedland. Das Schicksal vergönnte ihm jedoch nur kurze Zeit den Genuß der ihm gewordenen Belohnungen. Nachdem er der Schlacht von Nördlingen beigewohnt, wurde er mit einer selbständigen Abtheilung ins Würtembergische geschickt, wo er dann dem Feinde die Festen Urach und Schorndorf abnahm. In letzterem Orte todtkrank angekommen, starb er am 25. Dec. 1634, nachdem er vorher sein Testament gemacht. — Nachgewiesenermaßen bei seinem Tode schon in vorgerücktem Alter, ohne sich einen besonderen Ruf als Kriegsmann erworben zu haben, erscheint B. als Persönlichkeit von sonst untergeordneter Bedeutung. Lebhaftes Gefühl für die Hoheit des kaiserlichen Namens und ein düsterer Glaubenseifer leiteten sein Verhalten. Wie sehr er der Kirche ergeben war, Zeigt auch sein Testament, in welchem er 20000 Thaler zum Bau eines Klosters in Prag aussetzte. — Da Butler's im J. 1632 mit der Gräfin Fontana geschlossene Ehe kinderlos blieb, so folgte ihm ein Enkel eines seiner Brüder auf seiner Herrschaft Friedberg in Böhmen. Diesem wurde 1681 von Kaiser Leopold Heimathrecht und Grafentitel bestätigt. 1722 siedelte das Geschlecht nach Baiern über, wo es noch fortbesteht in den Grafen von Butler Clonebough gen. Haimhausen.

    • Literatur

      Die Nachrichten über B. sind in der Wallenstein-Litteratur zu suchen.

  • Autor/in

    Landmann.
  • Zitierweise

    Landmann, Karl Johann Casimir von, "Butler, Walter Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 651-653 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130506184.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA