Lebensdaten
1895 – 1955
Geburtsort
Oberrohr (Allgäu)
Sterbeort
Sankt Dizier (Frankreich)
Beruf/Funktion
Agrarpolitiker ; Präsident des Bayerischen Bauernverbandes
Konfession
-
Normdaten
GND: 13035760X | OGND | VIAF: 6037890
Namensvarianten
  • Rothermel, Fridolin
  • Rotermel, Fridolin

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Zitierweise

Rothermel, Fridolin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13035760X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1853–1919), Landwirt u. Käser;
    M Josepha Jeckle (1859–1923);
    8 Geschw;
    1) 1923 Walburga Schmidberger (1901-44), T e. Land- u. Gastwirts in Bayersried, 2) 1946 Theresia Neumaier (1904–84), Bauern-T;
    4 S (1 ⚔), 1 T aus 1) Anneliese Kerler (* 1925), Meisterin d. ländl. Hauswirtsch., Mitgl. d. Landesleitung d. Kath. Landjugend in Bayern, 1977-92 1. stellv. Landesbäuerin d. BBV, 1977-92 Mitgl. d. bayer. Senats (s. L), 2 S aus 2).

  • Biographie

    R. besuchte 1907-14 das humanistische Gymnasium in Dillingen/Donau und nahm anschließend am 1. Weltkrieg teil, zuletzt als Leutnant d. R. bei der Gebirgsartillerie. Danach studierte R. Volkswirtschaft in München und wurde 1921 mit einer Dissertation über „Die Ursberger Wohltätigkeitsanstalten“ (ungedr.) zum Dr. oec. publ. promoviert. 1921/22 besuchte er die landwirtschaftliche Winterschule in St. Ottilien und bewirtschaftete seit 1923 einen 27 ha großen Hof in Bayersried, den seine Frau mit in die Ehe gebracht hatte. Im selben Jahr wurde R. Bürgermeister der Gemeinde Bayersried-Ursberg, ein Jahr später zudem Vorsitzender der örtlichen Raiffeisengenossenschaft. 1928 trat er dem Bayer. Christl. Bauernverein bei, der der BVP nahestand, die ihn 1932/33 in den Landtag und den Reichstag entsandte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde R. Ende Juni/Anfang Juli 1933 vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen und verlor in der Folgezeit fast alle seine öffentlichen Ämter. Er zog er sich auf seinen Hof zurück, bis er nach Beginn des 2. Weltkriegs zur Wehrmacht einberufen wurde (zuletzt Hptm. d. R.).

    Da R. politisch unbelastet war, wurde er 1945 zum Bürgermeister seiner Heimatgemeinde ernannt und übernahm die Leitung des Ernährungsamts im Landkreis Krumbach, bevor er 1946 zum Landrat gewählt wurde (bis 1955). Als Mitbegründer der CSU kandidierte er im Sommer 1946 erfolgreich für die Verfassunggebende Landesversammlung Bayerns. 1947-55 gehörte er dem bayer. Senat an, zu dessen prominentesten Mitgliedern er als Präsident des Bayer. Bauernverbands|(BBV) zählte. Dieses Amt hatte er am 10.12.1946 angetreten und damit die schwierige Aufgabe übernommen, die heterogenen Strömungen der bayer. Landwirtschaft zusammenzuführen und zugleich zur Bewältigung der kriegsbedingten Ernährungskrise beizutragen. Dabei suchte er weniger die Konfrontation als die Kooperation, auch mit den Gewerkschaften. R., der als geschickter Verhandlungstaktiker galt, war weniger ein Mann der Theorie als einer der Praxis, auch wenn unter seiner Federführung 1948 das erste Agrarprogramm des BBV verfaßt wurde, in dessen Mittelpunkt der bäuerliche Familienbetrieb und die christl. Bauernfamilie standen.

    1946 gehörte R. zu den Mitbegründern der Arbeitsgemeinschaft der dt. Bauernverbände, aus der der Dt. Bauernverband (DBV) hervorging, dessen Präsidium er seit 1948 angehörte. Nach dem Rückzug von DBV-Präsident Andreas Hermes (1878–1964) rückte R. 1954 zum Sprecher eines dreiköpfigen Präsidiums auf. Damit fiel ihm eine Schlüsselrolle bei den Auseinandersetzungen um das Landwirtschaftsgesetz von 1955 zu, das zusammen mit dem Marktordnungsgesetz von 1951 den Rahmen für die nationale Agrarpolitik bildete. Anders als sein niedersächs. Kollege Edmund Rehwinkel (1899–1977) setzte R. dabei weniger auf lautstarke Kampagnen als auf gezielten Lobbyismus mit dem Ziel tragfähiger Kompromisse. Bezüglich der Integration des westeurop. Agrarmarkts agierte er vorsichtig und sprach sich nur dann für europ. Lösungen aus, wenn sie nicht zu Lasten der eigenen Klientel gingen. In seiner Eigenschaft als Vizepräsident des Verbands der europ. Landwirtschaft (seit 1954) zu einer Konferenz nach Paris unterwegs, verunglückte er bei einem Autounfall tödlich.

  • Literatur

    H. Bergmann, Der Bayer. Bauernbund u. d. Bayer. Christl. Bauernver. 1919-1928, 1986;
    W. Drexl, Vater u. Tochter im Senat, Arbeit f. d. Landwirtschaft, F. R. u. Anneliese Kerler, in: Maximilianeum 5, 1993, S. 12;
    A. Eichmüller, Landwirtsch. u. bäuerl. Bevölkerung in Bayern, 1997;
    H. Haushofer, Der Bayer. Bauer u. sein Verband 1945-1970, 1970;
    U. Kluge, Vierzig J. Agrarpol. i. d. Bundesrep. Dtld., 2 Bde., 1989;
    G. Kreuzer, Zum schriftl. Nachlaß d. ehem. Krumbacher Landrats u. Präs. d. BBV u. DBV Dr. F. R., in: Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben 86, 1993, S. 275-83;
    G. Simnacher, in: Lb. Bayer. Schwaben 12, 1980, S. 375-97 (P);
    ders., in: Bayernkurier v. 28.3.1998 (P);
    P. Zwick, Berufsständ. Arb. braucht Visionen, Anläßl. d. 50j. Bestehens d. BBV gedenkt d. Bez.verband Schwaben d. Bauernführers Dr. F. R., in: Allgäuer Bauernbl. 63, 1995, S. 2924 f. (P);
    FAZ v. 7.10.1955;
    SZ v. 7.10.1955 (P);
    Bayer. Landwirtschaftl. Wbl. v. 16.10.1965;
    Klimesch (P); Biogr. Hdb. d. Bayer. Senats (auch zu Annemarie Kerler);.|

  • Nachlass

    Nachlaß: Kreisarchiv Günzburg.

  • Autor/in

    Thomas Schlemmer
  • Zitierweise

    Schlemmer, Thomas, "Rothermel, Fridolin" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 122-123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13035760X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA