Lebensdaten
1755 – 1795
Geburtsort
Pest
Sterbeort
Buda
Beruf/Funktion
Jakobiner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129249505 | OGND | VIAF: 77388133
Namensvarianten
  • Martinovics, Ignác József
  • Martinovics, Ignaz Joseph
  • Martinovics, Ignác József
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Zitierweise

Martinovics, Ignaz Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129249505.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus südslaw. Fam., d. Ende d. 17. Jh. nach Ungarn einwanderte;
    V Matthias, Gastwirt;
    M Anna Maria Poppini; ledig.

  • Biographie

    M. trat mit 16 Jahren in den Franziskanerorden ein und studierte seit 1775 an der Univ. Buda; 1778 erhielt er die Priesterweihe, 1779 wurde er zum Doktor der Theologie und Philosophie promoviert; sein Hauptinteresse war aber stärker auf Mathematik und Naturwissenschaften gerichtet. Nach seiner Promotion unterrichtete M. an der Franziskanerschule in Buda, geriet jedoch bald in Konflikt mit seinen Ordensoberen. Er wurde in das Kloster in Brod versetzt, das er 1781 ohne Erlaubnis verließ. Er ging in die Bukowina und wurde Feldkaplan in einem Infanterie-Regiment in Czernowitz. 1782 aus dem Orden entlassen und Mitglied der Freimaurerei, wurde M. durch Vermittlung einiger Freimaurerbrüder aus Lemberg von Kaiser Joseph II. zum Professor für Experimentalphysik an der neu gegründeten Univ. Lemberg ernannt. In diesen Jahren erschienen seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten. Darüber hinaus konstruierte M. eine Mähmaschine und unternahm Experimente mit Luftballons. In seiner 1788 herausgegebenen philosophischen Untersuchung „Mémoires philosophiques ou la nature dévoilée“ manifestierte sich bereits seine atheistische Überzeugung.

    Immer stärker traten nun auch seine politischen Absichten hervor. Nach dem Tod Josephs II. publizierte M. ein anonymes Pamphlet mit dem Titel „Oratio ad proceres et nobiles regni hungariae“, in dem er sich ganz in Übereinstimmung mit der Aufklärung gegen die Macht der Kirche und die Adelsprivilegien wandte. Er verließ Lemberg und bemühte sich vergeblich um eine Anstellung an der Univ. Pest oder bei einem Regierungsorgan. Im Sommer 1791 trat er, um die Aufmerksamkeit des neuen Herrschers auf sich zu lenken, als Agent in den geheimen Mitarbeiterkreis Kaiser Leopolds II. ein. Der Kaiser, dem M. durch seine Meldungen über Ungarn bürgerliche Reformen empfahl und den er in anonymen Pamphleten verteidigte (z. B. in „Oratio pro Leopoldo rege“, 1792), ernannte ihn zum Hofchemiker und 1792 zum Titularabt von Szászvár. Nach dem plötzlichen Tod Leopolds II. entließ ihn dessen Nachfolger, Franz II., obwohl M. bereit gewesen wäre, dessen neuen, reaktionären Kurs zu unterstützen. Wohl aus persönlicher Enttäuschung wandte er sich nun gegen den Wiener Hof, schloß sich den radikalen Demokraten an und organisierte die ungar. Jakobinerverschwörung. Dazu gründete er zwei Geheimgesellschaften und verfaßte die entsprechenden Katechismen. In der „Gesellschaft der Reformatoren“ vereinigte er die adeligen Reformer, deren Hauptziel die Unabhängigkeit Ungarns von der Habsburgermonarchie war. Die „Gesellschaft der Freiheit und Gleichheit“, von deren Existenz die adeligen Reformer, deren Hauptziel die Unabhängigkeit Ungarns von der Habsburder ersten Gesellschaft in Erscheinung treten, um die bürgerliche Revolution durchzuführen. In ca. zwei Monaten warb er etwa 150-200 Mitglieder, darunter zahlreiche Intellektuelle. Am 23.7.1794 wurde M. in Wien, wo er im Jakobinerkreis um Johann Hackel und Aloys Blumauer verkehrte, wegen Verdachts der Teilnahme an einer Jakobiner-Verschwörung verhaftet und arretiert. Vor der Untersuchungskommission enthüllte er die ungar. Organisation. Im Dezember 1794 wurden 50 ungar. Jakobiner wegen Hochverrats vor Gericht gestellt. M. wurde den ungar. Behörden übergeben und im März bzw. April von den zuständigen Instanzen zum Tode verurteilt. Am 17.5.1795 erfolgte seine Laisierung in der Burgkirche von Buda und am 20.5. seine Enthauptung.

  • Werke

    u. a. Dissertatio physica de iride et halone, 1781;
    Praelectiones physicae experimentalis, 2 Bde., 1782;
    Dissertatio de micrometro, 1784;
    Dissertatio physica de altitudine atmospherea, 1785.

  • Literatur

    K. Benda (Hrsg.), A Magyar Jakobinusok Iratai, 3 Bde., 1952-57 (W, L);
    ders., Die ungar. Jakobiner, in: Jakobiner in Mitteleuropa, hrsg. v. H. Reinalter,|1977, S. 221 ff.;
    D. Silagi, Jakobiner in d. Habsburger-Monarchie, 1962, S. 65 ff.;
    ders., Aktenstücke z. Gesch. d. I. v. M., in: MÖStA 15, 1962, S. 246 ff. (W, L);
    ders., Schrr. d. ungar. Jakobiner, in: Südostforschungen 23, 1964, S. 334 ff. (W, L);
    Ch. Kecskeméti, Les jacobins hongrois, in: Actes du 87. congrès national des sociétés savantes, 1963, S. 335 ff.;
    H. Reinalter, Aufgeklarter Absolutismus u. Revolution, 1980, S. 247 ff.;
    Wurzbach 17.

  • Porträts

    Anonymer Porträtstich (Budapest, Ungar. Nat.-mus.).

  • Autor/in

    Helmut Reinalter
  • Zitierweise

    Reinalter, Helmut, "Martinovics, Ignaz Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 307-308 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129249505.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA