Lebensdaten
zwischen 1597 und 1599 – nach 1644
Geburtsort
Kuttenberg (Kutná Hora, Böhmen)
Beruf/Funktion
neulateinischer Dichter ; Arzt ; Chemiker ; poeta laureatus
Konfession
böhmisch-mährische Brüderunität
Normdaten
GND: 124724175 | OGND | VIAF: 69868940
Namensvarianten
  • Stoltzius von Stoltzenberg, Daniel
  • Stolcius de Stolcenberg, Daniel
  • Stolczius, Daniel
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Zitierweise

Stoltz von Stoltzenberg, Daniel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124724175.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jan Stolczius († 1599), Stadtschreiber in K.;
    M Dorothea Datschitzki v. Heslov.

  • Biographie

    Nach Besuch der Prager Universität (Baccalaureus 1618, Magister 1619) studierte S. in Leipzig (1620) und Marburg (1621). Aufenthalte in Kassel (1622/23), den Niederlanden, England (1623) und Basel, wo er 1623/24 Medizin studierte, schlossen sich an. Von dem Hofpfalzgrafen und Polyhistor Johann Jakob Grasser (1579–1627) 1623 in Basel zum Poeta laureatus gekrönt, reiste S. 1624 nach Italien, besuchte 1624/25 Prag und Kuttenberg, weilte 1626 in Genf, 1627/ 28 in Paris und Lyon, später in Kronstadt und Konstantinopel (1632) sowie Lissa (Leszno) (1635). In Danzig verkehrte er im Kreis um den Chiliasten Paul Felgenhauer (1593–n. 1677), hielt sich 1640 in Riesenburg und 1644 in Kaschau auf. Zu seinem großen Bekanntenkreis zählten namhafte Alchemiker wie Johann Daniel Mylius (1585–n. 1630), Johann Hartmann (1568–1631), Johann Baptist Großschedel (1577–n. 1631), aber auch Robert Fludd (1574–1637), Cornelius Drebbel (1572–1634), Philipp Hainhofer (1578–1647) und Johann Amos Comenius (1592–1670).

    S., paracelsistischer Arztalchemiker und Anhänger der Böhmischen Brüderunität, trat in jungen Jahren als ein den Normen humanistisch-rhetorischer Formkultur verhafteter Dichter hervor. Er schuf eine Epigrammsammlung (Trias hexastichorum, 1622) und bereicherte mit kurzen Verskommentaren zu 160 „chymico-sophischen Emblemata“ die alchemische Picta-poesis-Tradition (Hortulus hermeticus, 1627; engl.: The Hermetic Garden, übers. v. P. Tahil, hg. v. A. McLean, 1980). Sein lehrdichterisches Hauptwerk, das „Viridarium chymicum“ (1624, dt. u. d. T. Chymisches Lustgärtlein, übers. v. D. Meißner, 1624, Nachdr. 1964 u. ö.), vereinigt 107 Kupferstiche, die ursprünglich zur Illustration alchemischer Sachschriften von Mylius, Michael Maier (1568–1622) und des Pseudonymus Basilius Valentinus gedient hatten. Um diese „Figuren“ in Form eines „Stamm-, Freund- und Gesellenbuchs“ erneut vermarkten zu können, ließ der Frankfurter Verleger Lukas Jennis die „Figuren“ von S. in knapp gefaßten „poetischen Gemälden“ erläutern, wodurch die Stiche jedoch ihren fachlichen Unterrichtswert weitgehend verloren. Das „Lustgärtlein“ wurde 1688 unter dem Namen „Michael Meyer“ (ident. mit Michael Maier) erneut gedruckt und um 1700 von der Alchemikerin Dorothea Juliane Wallich kommentiert, ein lebhafteres Interesse nahm aber erst wieder die neuzeitliche Esoterik. S.s Werk wurde 1925 als „Kleines Mystisch-Magisches Bilderbüchlein für ( . . . ) A. B. C. Schüler der Fraternität vom Rosenkreuz“ aktualisiert (hg. v. Garuda [d. i. H. Tränker]); seine vermeintlichen Qualitäten als religiösspirituelles Stundenbuch für Neorosenkreuzer veranlaßten eine engl. Übersetzung (The Little Mystic-Magic Picture Book, übers. v. Nicolaus [d. i. Marcel Carl], 1937), die in einer anthroposophisch inspirierten „Christian Rosencreutz Anthology“ (hg. v. P. M. Allen, 1968 u. ö.) weite Verbreitung fand. Mit Übersetzungen ins Französische (v. B. Husson, 1975), Italienische (v. V. Verginelli, 1983) und Spanische (v. M. C. Muñoz Moya, 1986) setzte sich die „Viridarium“-Rezeption unter zeitgenössischen Hermetikern weiter fort. S. erscheint auch in Walter Ummingers Roman „Das Winterkönigreich“ (1994).

  • Werke

    Weitere W Oratio de bellorum ex astris praedictione, 1618;
    Carmen heroicum de libero syderum cursu, 1619;
    Ad studiosam juventutem, in: J. J. Grasser, Itinerarium historico politicum, 1624, Bl. 8r–v;
    Distichen, in: M. Merian, Vier Tageszeiten, 1624;
    Casualdichtungen, in: D. Meisner, Thesaurus Philo-Politicus, dt. Ausg., Bd. 1, T. 3, 1624, lat. Ausg., T. 1 u. 5, 1625;
    Casualdichtung, in: J. B. Großschedel, Proteus mercurialis geminus, 1629, S. 107 f.;
    Korr.:
    J. A. Comenius, Antisozinian. Schrr., hg. v. E. Schadel, 1983, S. 1191–1288, Beil. 1: A dextris et sinistris, 1662;
    Stammbuch:
    Uppsala, Universitetsbiblioteket, s. Å. Davidsson, Stamboken, 1981, S. 23.

  • Literatur

    J. Read, Prelude to chemistry, An outline of alchemy, 1936, Nachdr. 1966, S. 255–77;
    J. Telle, Sol u. Luna, Literar- u. alchemiegeschichtl. Studien zu e. altdt. Bildgedicht, 1980, S. 64–66 u. 114–19;
    Enchiridion renatae poesis Latinae in Bohemia et Moravia cultae, begonnen v. A. Truhlář u. K. Hrdina, fortges. v. J. Hejnic u. J. Martínek, Bd. 5, 1982, S. 198–203 (W-Verz.);
    D. E. Sattler, Friedrich Hölderlin, 144 fliegende Briefe, Bde. 1/2, 1981, S. 13–65;
    H.-G. Kemper, Dt. Lyrik d. frühen Neuzeit, Bd. 3, 1988, S. 107–20;
    W. Kühlmann, Poeta, Chymicus, Mathematicus, Das Stammbuch d. böhm. Paracelsisten D. S., in: Parerga Paracelsica, Paracelsus in Vergangenheit u. Gegenwart, hg. v. J. Telle, 1991, S. 277–300;
    H. Hild, Das Stammbuch d. Medicus, Alchemisten u. Poeten D. Stolcius als Ms. d. Emblembuches „Viridarium Chymicum“ (1624) u. als Zeugnis seiner Peregrinatio Academica, Diss. TU München 1991 (W-Verz.);
    A. R. Boelderl, Alchimie, Postmoderne u. d. arme Hölderlin, Drei Studien z. phil. Hermetik, 1995, S. 48–54;
    S. Sirc, Goethes „Wahlverwandtschaften“ u. S.s „Chymisches Lustgärtlein“, in: Polyvalenz u. Multifunktionalität d. Emblematik, hg. v. W. Harms u. D. Peil, 2002,|T. 1, S. 333–54;
    J. L. Flood, Poets Laureate in the Holy Roman Empire, A Bio-bibliographical Handbook, Bd. 4, 2006, S. 2025 f. (W-Verz.);
    J. Ferguson, Bibliotheca chemica, Bd. 2, 1906, S. 410 f.;
    Alchemie, Lex. e. hermet. Wiss., hg. v. C. Priesner u. K. Figala, 1998, S. 348–50;
    Killy;
    Hdb. Gelehrtenkultur.

  • Autor/in

    Joachim Telle
  • Zitierweise

    Telle, Joachim, "Stoltz von Stoltzenberg, Daniel" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 427-428 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124724175.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA