Lebensdaten
1567 – 1643
Geburtsort
Reichenberg (Böhmen)
Sterbeort
Freiberg (Sachsen)
Beruf/Funktion
Komponist ; Musiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 124662153 | OGND | VIAF: 22405588
Namensvarianten
  • Demantius, Johannes Christoph
  • Demant, Christoph
  • Demantius, Christoph
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Zitierweise

Demantius, Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124662153.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    1) Leipzig 23.10.1597 Anna ( 1613), T des Andreas Gessner, 2) Freiberg 7.8.1613 Sabina ( 1623), T des kursächsischen Fouriers Martin Wecke, 3) Freiberg 7.9.1624 Sabina ( 1626), T des Hüttenschreibers Jeremies Stumpel, 4) Freiberg 9.10.1627 Anna ( 1666), T des Kürschners Christoph Herden;
    1 S, 1 T aus 1), 3 S, 3 T aus 2), 1 S aus 3), 1 S aus 4).

  • Biographie

    Die Musik erlernte D. wohl in der Lateinschule seiner Vaterstadt. 1592 scheint er in Bautzen (vielleicht am Pädagogium Sankt Lorenz) gewirkt zu haben. 1593 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, für 1594/95 ist sein Aufenthalt in Leipzig belegt. 1597-1604 versah D. das Kantorenamt in Zittau, infolge verworrener Schulverhältnisse und geringem pädagogischen Interesses anscheinend wenig glücklich. 1604 erhielt er die Berufung zum Kantorat an Dom und Domschule in Freiberg. D. brachte es zu hinlänglichem Wohlstand: Seit 1610 besaß er ein Haus, im folgenden Jahr bekam er das Bürgerrecht zu Freiberg. An Streitigkeiten mit der Schulbehörde scheint D., ein „importunus homo et turbulentum ingenium“, wenigstens einen Teil der Schuld zu tragen. Trotzdem wird er nach seinem Tod durch ein „Monumentum metricum“ und eine vom Rektor der Domschule verfaßte lateinische Grabinschrift geehrt. D. nahezu vollständig überliefertes Schaffen hat bisher noch keine umfassende Darstellung und Würdigung gefunden. Doch scheint D. unter den unmittelbar vor der Generation von Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein und Samuel Scheidt geborenen deutschen Musikern eine hervorragende Stellung einzunehmen. Sein Schaffen fällt in die Zeit des Übergangs der musikalischen Führung von den späten Niederländern auf die Italiener, in die Zeit einer Umwälzung, welche, durch Monteverdi, den Altersgenossen von D., vollzogen, sich auf Deutschland vor allem durch das revolutionierende Auftreten von Schütz auswirkt. D. bleibt zwar den alten polyphonen Formen zeitlebens treu, doch macht sich innerhalb dieser eine individualisierende, auf gesteigert expressive Textausdeutung zielende Tendenz bemerkbar, welche besonders seine Evangelien-Motetten und sein großes Spätwerk, die Johannespassion (1631, spätestes Beispiel der sogenannten „Figuralpassion“) in die Nähe von Schütz' Motetten rückt. An Zahl und Bedeutung dem geistlichen Schaffen etwa gleichwertig ist D. weltliches Werk. Vorbilder für seine Liedkompositionen sind Orlando di Lasso, Leonhard Lechner, Jacob Regnart und Gregor Lange. Titel wie „deutsche Madrigalia, Canzonetten und Villanellen“ zeugen daneben vom befruchtenden Einfluß italienischer Musikgattungen, der sich auch in der musikalischen Faktur (Diskant und|fundierender Baß als Grundlage des Satzes) bemerkbar macht. In seinen drei Sammlungen von Tänzen vereinigt D. vokale Tanzlieder (die aber, nach hergebrachter Weise, auch instrumental ausführbar sind) mit instrumentalen Tanzsätzen. Die verschiedenen Stücke sind zwar noch nicht zu Suiten verbunden, doch findet sich gelegentlich schon die im späteren Verlauf des 17. Jahrhunderts beliebte „polnische Manier“. Auch als Musiktheoretiker hat D. mit seiner „Forma musices“ (Bautzen 1592) und der „Isagoge artis musicae“, einem seinerzeit einzigartigen deutsch-lateinischen Musikwörterbuch (10 Auflagen 1602-71, unter anderem Nürnberg und Freiberg) Bedeutendes geleistet.

  • Literatur

    ADB V;
    R. Kade, Ch. D., 1567-1643, in: Vjschr. f. Musikwiss. 6, 1890, S. 469-552;
    A. A. Abert, Die Stilist. Voraussetzungen d. Cantiones sacrae v. H. Schütz, 1935, S. 189 f.;
    Ernst Müller, Musikgesch. v. Freiberg, = Mitt. d. Freiberger Altertumsver. 68, 1939;
    I. Hasak, Ch. D. als Dichter (1567–1643), Ein Btr. z. Gesch. d. dt. Gesellschaftsliedes, Diss. Jena 1951 (ungedr.);
    A. Adrio, in: MGG (W, L).

  • Autor/in

    Bernhard Meier
  • Zitierweise

    Meier, Bernhard, "Demantius, Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 590-591 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124662153.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Demantius: Christoph D., Tonsetzer und Lehrer in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts; geb. 1567 zu Reichenberg, 1596 Cantor zu Zittau, 1604 Cantor zu Freiberg bis zu seinem 20. April 1643 erfolgten Tode. Seine zahlreichen, theils geistlichen, theils weltlichen, zwischen 1595 und 1620 im Druck erschienenen Tonwerke zeigen ihn als gewandten, die Stimmführung mit Geschick handhabenden Tonsetzer: „Neue deutsche weltl. Liedlein 5 voc.“, Nürnb. 1595; „Der Spruch Joel II, 16, 8 voc.“, Nürnb. 1596; „Ungerische Heerdrummel etc.“, Nürnb. 1600; „77 neue liebliche polnische und deutsche Tänze etc.“, Nürnb. 1601; „Triades precum vespert.“, Nürnb. 1602; „Conviviorum deliciae, Intraden und Auszüge etc.“, Nürnb. 1608; „Convivalium concentuum farrago, Teutsche Madrigalia, Canzonetten, Villanellen etc. 6 u. 8 voc.“, Nürnb. 1609; „Threnodiae, sehnliche Klaglieder etc.“, Leipz. 1611; „Fasciculus Chorodiarum“, Nürnb. 1613; „Neuer teutscher Lieder 2 Theile“, Leipz. 1615; „Tympanum militare, 21 Streit- und Triumphlieder 5—10 voc.“, Nürnb. 1615; „Corona harmonica, auserlesene Sprüch aus den Evangel. 6 voc.“, 69 Gesänge, Leipz. 1616; „Canticum St. Augustini et St. Ambrosii, 6 voc.“, Freib. 1618; „Triades Sioniae Introit. Miss. et Pros. 5—8 voc.“, 8 Messen und 15 Ges., Freib. 1619; „Threnodiae, auserlesene trostreiche Begräbnißgesänge, 4—6 voc.“, Freib. 1620. Ueber eine „Deutsche Passion nach dem Evangelium St. Johannis mit 6 Stimmen“, Freiberg 1631, von Demantius vgl. Kade im Serapeum 1857 Nr. 20 S. 312 f. und in den Monatsheften f. Musikgesch. 1880 Nr. 3 S. 52. Auch werden angeführt „Magnificat 4, 5, 6 voc. ad 8 usitatos et 12 Modos musicos“, Frankf. Daß die ihm früher zugeschriebenen bekannten Kirchenmelodien: „Freu dich sehr, o meine Seele"; „Von Gott will ich nicht lassen"; „Ach Gott, mich armen Sünder“ (Herzlich thut mich verlangen) nicht von D. herstammen, ist längst erwiesen. Stark und lange in|Gebrauch gewesen ist sein Lehrbuch: „Isagoge artis Musicae ad incipientium captum maxime accommodatae. Kurze Anleitung recht und leicht singen zu lernen etc.“, lateinisch und deutsch; zuerst Freiberg 1607 und dann bis 1617 zu Freiberg, Nürnberg und Jena noch vielfach aufgelegt.

  • Autor/in

    v. Dommer.
  • Zitierweise

    Dommer, Arrey von, "Demantius, Christoph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 45-46 unter Demantius [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124662153.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA