Lebensdaten
um 1525 – 1603
Geburtsort
Augsburg
Beruf/Funktion
Plattnermeister
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 123871174 | OGND | VIAF: 280182509
Namensvarianten
  • Peffenhauser, Anton
  • Pepfenhauser, Anton
  • Pfeffenhauser, Anton
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Zitierweise

Pfeffenhauser, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123871174.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N., T d. Malers Anton Rieder u. d. Agatha N. N. ( n. 1554);
    1) 1545 Regina Meixner ( 1560), 2) möglicherweise noch 1560 Regina ( n. 1617), T d. Anton Ertl, Vorgeher d. Schmiede in Augsburg;
    14 K aus 2).

  • Biographie

    P., dessen Geburtsort unbekannt ist, wurde von Zeitgenossen als Bayer angesehen. Über seine Ausbildung sind keine Quellen erhalten; möglicherweise war Desiderius Colman Helmschmid sein Lehrer. 1545 erlangte P. das Meisterrecht in Augsburg, wo er rasch der erfolgreichste Plattner wurde (zw. 1546 u. 1602 stieg sein Steueraufkommen um mehr als das Fünffache). P.s Erfolg basierte auf der Großproduktion, wobei er sich auch nicht scheute, beim Handel mit Kriegsmaterial aus anderen Städten die Handwerksordnung Augsburgs zu verletzen. Als Kunden für seine Luxusharnische gewann er früh Angehörige des europ. Hochadels wie die span. und österr. Habsburger. So fertigte er für Kg. Philipp II. bereits 1560 ein frühes Hauptwerk, für den röm. Kg. Maximilian II. lieferte er 1562 Harnische nach Prag, die nicht mehr erhalten sind. Auch für Maximilians ältesten Sohn, Ks. Rudolf II., war er tätig. Für ihn stellte er 1582 einen gebläuten Küriss her, über dessen Verbleib heute nichts mehr bekannt ist. Seit 1560 sind Kontakte mit dem jüngeren Bruder Maximilians, dem berühmten Sammler Ehzg. Ferdinand II., belegt. Vier Turnierharnische befinden sich heute noch auf Schloß Ambras, der Residenz Ferdinands II. in Innsbruck. Ehzg. Karl II. gehörte seit 1564 zu den Abnehmern von Harnischen; zu seiner Hochzeit 1571 wurde die prachtvolle Rüstung zum Plankengestech angefertigt (heute Wien, Kunsthist. Mus.). Auch der württ., bayer. und vor allem der sächs. Hof erteilten kostspielige Aufträge meist in Form von Großen Garnituren, Luxusartikel, die für sämtliche Spielarten des Turniers zu Pferd oder zu Fuß verwendet wurden. Für Hzg. Wilhelm V. von Bayern stellte P. 1580 eine goldgeätzte und sechs blanke Harnischgarnituren für Feld und Plankengestech, Freirennen und Fußturnier her (heute München, Stadtmus., u. Berchtesgaden, Schloßmus.). Von einzigartiger Qualität ist der Harnisch für Mann und Roß, den P. 1588/89 für Kf. Christian I. von Sachsen schmiedete. Seine Fähigkeit, Großaufträge zu bewältigen, bewies er durch die Anfertigung von 12 Fußturnierharnischen im Auftrag der Kfn. Sophie, von denen drei in Dresden verblieben sind. Der erhaltene Bestand der dortigen Rüstkammer ist besonders reich.

    P.s vorzüglich getriebene Plattnerarbeiten wurden durch die Zusammenarbeit mit dem Maler Jörg Sorg d. J. (um 1525–1603) und dem Goldschmied Jörg Sigman (um 1527–1601) verfeinert. Die Vorzeichnungen von Sorgs Dekorationen 1548-63 sind in einem von ihm angelegten Musterbuch (heute Stuttgart, Württ. Landesbibl., Cod. Milit. 2, 24) dokumentiert. Bedingt durch eine Schaffenszeit von einem halben Jahrhundert ist P.s Œuvre beeindruckend groß. Sämtliche Ornamentik des Dekors folgt bis etwa 1570 strengen Linien, um dann mit Blatt- und Blütenranken die freien Flächen in einem bizarren Gegenspiel zur klaren Formung der Harnischgarnituren zu überwuchern.|

  • Auszeichnungen

    P.s Plattnermarke zeigt entsprechend seinem Wappen ein freistehendes Dreibein.

  • Werke

    u. a. Funeralhelm Ks. Karls V. (Augsburg. Städt. Kunstslgg., Diözesanmus., Inv. Nr. DM IX 12), 1558-59, Marke;
    Roßstirn u. Sattel Ks. Ferdinands I. (Paris, Musée de l'Armée, Inv. Nr. G 563), 1558-59, zugeschr.;
    Prunkharnisch Kg. Philipps II. v. Spanien (Madrid, Real Armeria, Inv. Nr. A 290), Treibarbb. Jörg Sigmann, um 1560, Marke;
    Rüstung z. Plankengestech Ehzg. Karls II. (Wien. Kunsthist. Mus., Inv. Nr. A 885), Ätzmaler Jörg Sorg, datiert 1571. Marke;
    drei Rüstungen z. Plankengestech u. eine zum Freirennen (Innsbruck, Schloß Ambras, Inv. Nr. diverse), um 1570/80, Marke;
    Rüstung Hzg. Albrechts V. v. Bayern u. fünf weitere Rüstungen z. Plankengestech (von München 1800 nach Paris, drei davon gelangten in d. Musée de l'Armée, Inv. Nrn. G 169-171, drei nach London, Wallace Collection, Inv. Nr. A 47-49), 1570-80, Inv. Nr. A 47 mit Marke;
    sieben gr. Garnituren f. Feld, Plankengestech, Freirennen u. Fußturnier, eine f. d. St. Georgsritter, sechs blanke Garnituren f. seine „Knechte“ (nur Reste erhalten: e. Harnisch in Berchtesgaden, Schloßmus., Wittelsbacher Ausgleichsfond, Inv. Nr. WI 4, Teile in München, Stadtmus., Inv. Nr. 925, 1218), Ätzmaler Jörg Sorg d. J., Anfertigung lt. Bestellung 1579;
    Harnischgarnitur Christians I. f. Mann u. Ross (Dresden, Staatl. Kunstslgg., Hist. Mus., Inv. Nr. M 99/E 6), Jörg Sorg d. J. Ätzmaler, 1588/89, zugeschr.;
    zwölf Fußturnierharnische (drei d. Harnische in Dresden,|Staatl. Kunstslgg., Hist. Mus., Inv. Nr. C 10, M 20/C 12, C 19), Ätzmaler Jörg Sorg d. J., 1591 bestellt, zugeschr.

  • Literatur

    M. v. Ehrental, Führer durch d. Kgl. Hist. Mus. zu Dresden, 1899;
    H. Stöcklein, Der Harnisch d. Ritters St. Georg, in: Münchner Jb. d. bildenden Kunst 8, 1913, S. 34-45;
    J. F. Hayward, Hist. arms and armour in the Armeria Reale of Turin, in: Bollettino della Soc. Piemontese d'Archeologia e di Belle Arti NS 2, 1948, S. 1-8;
    ders., Some Augsburg armours etched by Jörg Sorg, in: Burlington Magazine 90, 1948, S. 253-57;
    ders., European armour in Victoria & Albert Mus., 1951, ²1965, Nr. 9, S. 11-13;
    B. Thomas u. O. Gamber, Die Waffen-Leihgaben, in: Graz als Residenz, Ausst.kat., 1964, Nr. 311 Taf. 7 u. Nr. 321 Taf. 52;
    A. v. Reitzenstein, in: Waffen- u. Kostümkde. 13, H. 2, 1971, S. 111-27;
    A. V. B. Norman, Amendments and additions to the cat. of armour in the Wallace Collection London, in: Journal of the Arms and Armour Soc. 7, Nr. 7/8, 1972, S. 171-230;
    Ch. Becher, O. Gamber u. W. Irtenkauf, Das Stuttgarter Harnisch-Musterbuch 1548-1563, in: Jb. d. kunsthist. Slgg. in Wien 76, NF XL, 1980, S. 7-96;
    B. Thomas, Augsburger Harnische u. Stangenwaffen, in: Welt im Umbruch, Augsburg zw. Renaissance u. Barock, II, Ausst.kat. 1980, S. 79-92 (Text) u. S. 502-43 (Kat.);
    J. Bäumel u. a., Dresdner Rüstkammer, Meisterwerke aus vier Ihh., 1992;
    ThB;
    Augsburger Stadtlex

  • Porträts

    Wachsmedaille, Abb. in: Die Bildwerke d. Dt. Mus., II, 1923 (Bange), Nr. 8266, ehem. Slg. Frhr. A. v. Lanna, Prag, Versteigerungskat. (Lepke) 1911, Nr. 189;
    G. Habich, Die dt. Schaumünzen d. XVI. Jh., II/1, 1932, Nr. 3006;
    Medaille (Augsburg, Maximiliansmus., Habich, a. a. O., Nr. 3007), e. Variante in München, Staatl. Münzslg.;
    Bleimedaille, ehem. in d. Slg. C. Rolas du Rosay (1863).

  • Autor/in

    Alfred Auer
  • Zitierweise

    Auer, Alfred, "Pfeffenhauser, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 308-309 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123871174.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA