Lebensdaten
1894 – 1961
Geburtsort
Aichach (Oberbayern)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
General
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 121543927 | OGND | VIAF: 67325669
Namensvarianten
  • Müller, Vincenz
  • Müller, Vincenz
  • Mjuller, Vincenc

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Zitierweise

Müller, Vincenz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121543927.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferdinand (1859–1944), Rotgerbermeister in A., Vors. d. Bayer. Gerberverbandes, 1913-29 MdL d. Zentrums bzw. d. Bayer. Volkspartei (Gründungsmitgl.);
    M Viktoria Deuringer ( 1922);
    B Eugen (* 1889), kath. Theologe, Pfarrer in Perchting b. Starnberg;
    Schw Maria Hasselberger ( 1945), Dr. med., Ärztin;
    –⚭ Maria Brandl (1901–57), aus Deggendorf (Niederbayern);
    S Fritz (* 1926), Dr. phil., Historiker.

  • Biographie

    M. besuchte 1905-13 das Klostergymnasium in Metten (Niederbayern). Entgegen dem Wunsch seiner Eltern, ein Medizinstudium aufzunehmen, wählte er den Offiziersberuf. Sein Stammtruppenteil wurde das 13. (Württ.) Pionierbataillon in Ulm. Bei Kriegsbeginn im August 1914 beendete er vorzeitig die Kriegsschule in Kassel. Im September in den Vogesen schwer verwundet, sammelte er seit Dezember 1914 in Nordfrankreich Erfahrungen im unterirdischen Minenkrieg. Mitte 1915 kam er zur deutschen Militärmission nach Konstantinopel, wo er als Zugführer an Kampfhandlungen teilnahm. Anfang 1918 kehrte M. in die Ulmer Garnison zurück. Seit Juni Oberleutnant, erlebte er als Führer einer Flammenwerferkompanie an der Westfront den militärischen Zusammenbruch.

    Ende 1918 meldete er sich zum Grenzschutz Ost, wo er als Hilfsoffizier in der Operationsabteilung des Oberkommandos Grenzschutz Nord auch im Baltikum eingesetzt war. In die Reichswehr zum nunmehrigen Ulmer 5. Pionierbataillon übernommen, wurde M. im Oktober 1920 zur Führergehilfenausbildung (getarnte Generalstabsausbildung) im Wehrkreis V nach Stuttgart ausgewählt. Zugleich belegte er an der dortigen TH drei Semester Kunstgeschichte. 1927 schloß er in Berlin die Generalstabsausbildung erfolgreich ab. Eine wichtige Zäsur in der militärischen Laufbahn M.s bildete im Oktober 1923 die Kommandierung zum Truppenamt der Heeresleitung. In der politischen Abteilung des Reichswehrministeriums und später in der neugeschaffenen Wehrmachtsabteilung, die beide Kurt v. Schleicher unterstellt waren, beschäftigte er sich vorwiegend mit Mobilisierungsvorbereitungen. Ein mehrwöchiger Besuch im Sommer 1930 in der Sowjetunion machte ihn mit den politischen und sozialen Gegebenheiten des Landes und den Beziehungen zwischen der Reichswehr, die hier Ausbildungszentren unterhielt, und der Roten Armee bekannt. Noch bevor er beim 7. (Bayer.) Pionierbataillon 1932 das Truppendienstjahr beendete, wurde er von Reichwehrminister Kurt v. Schleicher im Zusammenhang mit der Absetzung der preuß. Landesregierung am 20.7. zum Sonderbearbeiter in den Wehrkreis III herangezogen. Seit April 1933 wirkte er beim Aufbau der Mobilisierungsorganisation im Wehrkreis VII mit. 1935 wurde M. zum Generalstab des Heeres nach Berlin in die Organisationsabteilung befohlen. Nach dem Besuch der Wehrmachtsakademie kam er im Frühjahr 1938 als Oberstleutnant und Erster Generalstabsoffizier zum Stab der Heeresgruppe 2 (Kassel, Frankfurt/Main), der für die Gesamtverteidigung im Westen zuständig war. M., durch die Ermordung der Reichswehrgenerale v. Schleicher und Ferdinand v. Bredow am 30.6.1934 in seinen Vorbehalten gegen das Naziregime bestärkt, gehörte in der Heeresgruppe C (seit September 1939) unter Wilhelm v. Leeb zu den Mitwissern der Offiziersopposition. Von Generaloberst Erwin v. Witzleben ins Vertrauen gezogen, betätigte er sich als Kurier zum Oberkommando des Heeres, wo er General Franz Halder über die Lage informierte und zur Mithilfe aufforderte. Vorher aber hatte er Oberst Hans Oster (Amt Ausland/Abwehr) vor übereiltem Vorgehen gewarnt und ihn auf strikte Geheimhaltung hingewiesen. Die geplante Aktion scheiterte an der Unentschlossenheit der höchsten Heeresgeneralität gegenüber Hitlers Angriffsplänen.

    Im Dezember 1940 erhielt M. die Weisung, das Oberkommando und den Stab einer neuen (17.) Armee als deren Chef des Stabes in Zakopane aufzustellen. Zusammen mit dem energischen Stabschef und Gesinnungsfreund von 1939/40 stand als Oberbefehlshaber General Carl-Heinrich v. Stülpnagel an der Spitze der Armee. Sie nahm im Bestand der Heeresgruppe Süd 1941 am Überfall auf die Sowjetunion teil. Bis zum Frühjahr 1943, inzwischen Generalmajor und Generalleutnant, gehörte M. der 17. Armee an. Von September 1943 bis Januar 1944 wurde ihm die 56. Infanteriedivision der 4. Armee unterstellt. Danach befehligte er im Wechsel das XXXIX. Panzerkorps, das XXVII. Armeekorps und seit Juni das XII. Armeekorps. Angesichts der Aussichtslosigkeit der Lage richtete er als Kommandierender General des XII. Armeekorps entgegen dem Befehl Hitlers am 8.7.1944 im Kessel südostwärts Minsk an die eingeschlossenen Kräfte der 4. Armee den Befehl, sofort den Kampf einzustellen.

    Überzeugt von seiner persönlichen Schuld, zog M. aus den Erfahrungen zweier Weltkriege die Folgerung, fortan mit seiner ganzen Persönlichkeit für ein friedliches Deutschland einzutreten. Er schloß sich dem Nationalkomitee „Freies Deutschland“ unter Führung kommunistischer Repräsentanten und dem Bund Deutscher Offiziere an. Nach seiner Entlassung aus Sowjet. Kriegsgefangenschaft im September 1948 blieb er im Osten Deutschlands. Hier wirkte er an führender Stelle in der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands, in der Volkskammer (1950–52 Vizepräsident) und als Stellvertreter des Ministers und Chef des Stabes bzw. Hauptstabes bei der Schaffung der Kasernierten Volkspolizei und seit 1956 der Nationalen Volksarmee (NVA) mit. In seiner dienstlichen Funktion legte er großen Wert auf präzise Entschlußfassung, vorausschauendes Denken und reibungsloses Zusammenwirken. Stalinisten – wie der spätere Armeegeneral der NVA Karl-Heinz Hoffmann – machten aus ihrer Abneigung gegenüber „bürgerlichen“ Militärs kein Hehl.

    Hatte M. Anfang der 50er Jahre Kontakte zu ehemaligen Offizierskameraden in der Bundesrepublik aufrechterhalten, so führte er 1955/56 im Auftrag der DDR-Regierung Sondierungsgespräche für eine deutsche Konföderation mit dem Bundesminister für Finanzen Fritz Schäffer, einem Bekannten seines Vaters. Im Februar 1958 wurde M. aus Krankheitsgründen pensioniert. Die näheren Umstände seines Todes – M. starb an den schweren Verletzungen, die er sich beim Sturz vom Balkon seines Wohnhauses zugezogen hatte – wurden der Öffentlichkeit lange Zeit vorenthalten.|

  • Auszeichnungen

    Vaterländ. Verdienstorden d. DDR in Silber.

  • Werke

    Ich fand d. wahre Vaterland, hrsg. v. K. Mammach, 1963.

  • Literatur

    Klaus J. Müller, Das Heer u. Hitler, Armee u. nat.soz. Regime 1933-1940, 1969;
    W. Rr. v. Leeb, Tagebuchaufzeichnungen u. Lagebeurteilungen aus zwei Weltkriegen, hrsg. v. G. Meyer, 1976;
    W. Rehm, Wiederbewaffnung u. Wiedervereinigung. Deutsch-deutsche Offizierskontakte in d. 50er J., in: Wiederbewaffnung in Dtld. nach 1945, hrsg. v. A. Fischer, 1986;
    H. Bücheler, Carl-Heinrich v. Stülpnagel, 1989;
    U. de Maizière, In der Pflicht, Lebensber. e. dt. Soldaten im 20. Jh., 1989;
    H. J. Küsters, Wiedervereinigung durch Konföderation? Die informellen Unterredungen zw. Bundesminister Fritz Schäffer, NVA-General V. M. u. Sowjetbotschafter G. M. Puschkin 1955/56, in: VfZ 40, 1992, S, 107-53;
    Volksarmee schaffen – ohne Geschrei!, Stud. zu d. Anfängen e. „verdeckten Aufrüstung“ in d. SBZ/DDR 1947-1952, hrsg. v. B. Thoß, 1994;
    Wer war wer in d. DDR, ²1995.

  • Autor/in

    Heinz Sperling
  • Zitierweise

    Sperling, Heinz, "Müller, Vincenz" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 479-480 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121543927.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA