Lebensdaten
1868 – 1934
Geburtsort
Herisau (Kanton Appenzell Ausserrhoden)
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Generalstabschef der Schweizer Armee
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 121502317 | OGND | VIAF: 30394498
Namensvarianten
  • Sonderegger, Emil

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Zitierweise

Sonderegger, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121502317.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albin (1838–1910), 1865 Gründer u. Inh. e. Stickereifabrikations- u. -exportfa. in H., 1871–77 Gde.rat ebd., 1876–85 Kt.rat, 1885–92 Oberrichter, S d. Johann Jakob (1809–90), 1836–53 Lehrer, 1851–65 Gde.rat u. 1853–71 Gde.schreiber in Heiden (Kt. Appenzell Ausserrhoden), u. d. Anna Huber (1811–74);
    M Ida Friederika (1845–1934), T d. Johann Jakob Tanner, aus St. Gallen, u. d. Anna Maria Gimmel;
    B Albin (1873–1973), führte seit 1910 mit S. d. väterl. Fa. weiter;
    St. Gallen 1896 Natalina Clélia (1874–1950), T d. Giovanni Mertillo, aus Savona, u. d. Therese Francesconi; 1 vorehel. T, 2 S, 1 T; N Stefan (* 1927), Germanist, Sprachforscher (s. Schweizer Lex.).

  • Biographie

    S. absolvierte in der Firma des Vaters eine kaufmännische Ausbildung. 1900 erhielt er Prokura, seit 1910 führte er mit seinem Bruder Albin das Unternehmen als Eigentümer weiter. Nach der Umwandlung seines Unternehmens zur AG 1920, eine Reaktion auf seine Ernennung zum Generalstabschef, zog sich S. aus der Firma zurück und verkaufte seinen Anteil allmählich. Nach dem Rücktritt von der Militärführung 1923 war er als Agent und Berater für schweizer. Rüstungsfirmen tätig. Er übernahm auch Verwaltungsratsmandate, etwa in der engl. Armstrong Siddely Motors Ltd.

    Seine Erfüllung fand S. in der Armee: 1888 absolvierte er die Rekruten- und Offiziersschule, 1893–95 die Instruktorenausbildung (ohne Abschluß). 1896 Hauptmann im Generalstab, wurde er 1901 Major, 1906 Oberstleutnant, 1912 als Oberst Stabschef von Korpskommandant Ulrich Wille, 1917 Unterstabschef von Generalstabschef v. Sprecher, 1918 Oberdivisionär. 1920–23 war er Generalstabschef, der höchste Rang in Friedenszeiten. Diverse Studien belegen seit 1893 seinen militärischen Reformeifer für mehr soldatische Disziplin und eine anspruchsvollere militärische Ausbildung nach preuß. Muster, jedoch im Rahmen des schweizer. Milizsystems. Daß S. zu den umstrittensten Figuren der Zwischenkriegszeit in der Schweiz gehört, ist seiner kompromißlos auf Erhaltung der Ordnung ausgerichteten Truppenführung in der Stadt Zürich während des Landesstreiks im Nov. 1918 zuzuschreiben. Damit beeinflußte er den Ausgang dieser Proteste entscheidend. Die bürgerliche Seite pries ihn danach als Vaterlandsretter, die Linke warf ihm den Mißbrauch der Armee als Instrument des Klassenkampfes vor. S. überraschende Demission von der Armeespitze im Mai 1923 kam einem Eklat gleich. Parlament und Landesregierung folgten seiner Meinung nach seinen Reformvorschlägen zu wenig rasch.

    In den Folgejahren nahm S. in der Öffentlichkeit häufig Stellung zu militärischen Fragen, zu politischen erst seit einer siebenmonatigen Geschäfts- und Studienreise durch China 1931. In einem Vortrag vor Gelehrten in Peking skizzierte S. ein Programm für eine antiparlamentarische Reform des politischen Systems in der Schweiz, das im Juni 1932 in den rechtsgerichteten „Schweizer Monatsheften“ erschien. 1933 schob S. die Streitschrift „Ordnung im Staat“ nach, sein eigentliches Programm für eine umfassende Erneuerung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen in der Schweiz. Vom sog. Frontenfrühling an (April/Mai 1933) zählte der Bewunderer Mussolinis schlagartig zu den einflußreichsten Rechtsextremisten in der Schweiz. Mit seinen Forderungen nach einem autoritär geführten Staat und einer Reorganisation des militärischen Ordnungsdienstes sowie mit antiparlamentarischen, antisemitischen und antisozialistischen Äußerungen setzte er vielbeachtete ideologische Akzente, unterhielt jedoch keine Verbindungen zum Ausland. Innerhalb der sich aufsplitternden rechtsextremen Erneuerungsbewegung versuchte er sich zuletzt als Landesführer der 1934 gegründeten „Volksfront“.

  • Werke

    Der ungebremste Infanterie-Angriff, 1905 (franz. 1908);
    Infanterieangriff u. strateg. Operation, 1929 (franz., engl. u. span. seit 1931);
    Ordnung im Staat, 1933.

  • Literatur

    R. Zeller, E. S. Vom Gen.stabschef z. Frontenführer, 1999 (L, P);
    Nachlaß:
    Schweizer. BA.

  • Porträts

    Büste v. H. Würth, 1918 (Mus. Herisau).

  • Autor/in

    Thomas Fuchs
  • Zitierweise

    Fuchs, Thomas, "Sonderegger, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 571-572 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121502317.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA